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Eingänglich und wagemutig: Das Cordonhaus bringt große Kunst in die Stadt


Eine Lichtinstallation von Alexander Stern.

Eine Lichtinstallation von Alexander Stern.

Die leeren Wände füllen sich dieser Tage wieder: Im Cordonhaus zieht der Mitterfelser Künstler Alexander Stern ein. "They bite us in the Night" heißt die erste Ausstellung des Jahres, die am 23. Januar Vernissage feiert. Welche Kunst sie den Landkreisbürger 2016 noch näher bringen will, verrät die Leiterin für Museen und Galerien, Anjalie Chaubal, im Gespräch mit der Chamer Zeitung.

Doch noch hallt jeder Schritt im Cordonhaus zwischen den kahlen Wänden wider. Lediglich die Exponatsbeschreibungen der letzten Ausstellung 2015 verraten: Hier hingen Werke der Ausstellung "Münchener Secession". Erst Anfang der vergangenen Woche wurden die Bilder abgehangen und auf Laster verladen - sie gehörten zur erfolgreichsten Kunstschau des Vorjahres.

Fünf weitere Ausstellungen feierten Vernissage. Ein breites Spektrum aus zeitgenössischer Kunst und klassischer Moderne füllte die Räume. Neben der "Münchener Secession" zeigten die Besucher besonderes Interesse an der Ausstellung "Toni Scheubeck und seine böhmischen Gäste". Etwas abgesetzt, aber ähnlich gut besucht war "Weiberwalz" von Louise Lang und Franca Tasch, erläutert Chaubal.

Dennoch hat es auch Ausstellungen gegeben, deren Konzepte "wagemutiger sind". Dazu zählt sie das Projekt von Janna Riabowa. Die Künstlerin näherte sich über Fotografien aus mehreren Epochen der geschlechtstypischen Haltung von Mann und Frau. Herausgearbeitet hat sie das über definierte Farbgebung. Das war schwere Kost, weil "nicht gefällig". Aber eben dadurch ermögliche Riabowa den "Blick einer Künstlerin in die Untiefen der Menschen". Und genau das soll Kunst eben auch erreichen.

Ihr Cordonhaus will sich Chaubal vor allem mit aktuellen Themen auseinandersetzen. Fernab des Anspruchs auf vollständige Abbildung der Kunstszene, sollen sich dort aktuelle Entwicklungen finden. Und der Trend geht weg vom Abstrakten hin zur Realität und Erkennbarkeit. Bildhauer befassen sich mit konkreten Themen wie der Flüchtlingskrise. Wer die Entwicklungen in der Kunstszene selbst beurteilen will, kann das im Cordonhaus zum Nulltarif. Der Eintritt zu den Ausstellungen bleibt auch 2016 frei.

Die erste Ausstellung des neuen Jahres bestückt Alexander Stern. Er umschreibt mit seiner Ausstellung "die Geschehnisse in der Nacht", sagt Chaubal. Grenzen werden aufgebrochen, um den Rezipienten einen Einblick in das zu geben, was während der Nacht im Innersten des Menschen geschieht. Visualisieren wird Stern die Installation, in dem er den Ausstellungsraum mit zerknülltem Papier füllt. Er kombiniert dies mit Leuchtschrift an den Wänden. Zusätzlich bringt er an der Blauen Brücke und der Fassade des Cordonhauses Neonröhren an. Damit macht er auch in der Stadt auf die Ausstellung aufmerksam.

Mit Jürgen Klauke landet im Herbst ein bekannter Fotokünstler in Cham. Derzeit stellt der Professor für künstlerische Fotografie in New York aus. Bekanntheit erregte er in den 1970er Jahren mit seinen Studien, die Merkmale der Geschlechter aufarbeiteten. In inszenierten Fotos hat er diese aufs Extremste herausgearbeitet, leistete damit jedoch wesentlichen Beitrag zu Feministenbewegung und Emanzipation. Allerdings bleibt der provokante Charakter von Klaukes frühen Werken vor der Tür des Cordonhauses. Stattdessen soll die Schau sein Werk vermitteln, erklärt Chaubal.

Klaukes Lebensgefährtin Gina Lee Felber wird ebenfalls ausstellen. Ihre "poetischen" Werke prägen Farben, die sanft ineinander übergehen. Sie sind ab März zu sehen. Die Abbildungen sind abstrakt-figurativ. Das heißt, aus geometrischen Formen, die sich durch die Farben ergeben, erwachsen Figuren, die sich mit den Kulturen der Welt befassen, erläutert Chaubal.

Mit Malerin Gisela Heide kommt im Sommer eine klassische Malerin ins Cordonhaus, die sich überwiegend mit weiblichen Körperhüllen beschäftigt. Die definiert sie über Kleidung und hauptsächlich mit Frauen als Gegenstand.

Professor Olaf Metzel bereitet mit Studenten des Wintersemesters an der Kunstschule München eine Ausstellung vor. Studenten der Bildhauerklasse sind ab Mai in Cham. Sie präsentieren wieder im öffentlichen Raum ihr Werk, blickt Chaubal auf dieses kulturelle Angebot.

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Was uns in der Nacht beißt, ergründet Alexander Stern mit Installation und Malerei.

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Anjalie Chaubal hat sich für 2016 wieder Interessantes einfallen lassen.

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Die Ausstellung zur Münchener Secession gehörte zu den Erfolgreichsten des Jahres 2015.