DEL

Korrekt oder nicht? Diskussion um Straubings Gegentreffer


Alles korrekt? Nach den Regeln waren beide Tore der Iserlohn Roosters gegen die Straubing Tigers regulär.

Alles korrekt? Nach den Regeln waren beide Tore der Iserlohn Roosters gegen die Straubing Tigers regulär.

Das umstrittene Gegentor der Straubing Tigers am Freitagabend war nach den Regeln korrekt, wie die Liga erklärt. Die Straubing Tigers widersprechen.

Es war die am meisten diskutierte Entscheidung in der Deutschen Eishockey-Liga (DEL) am Freitagabend: das entscheidende Gegentor der Straubing Tigers bei der 1:2-Niederlage in Iserlohn. Denn als Chad Costello die Scheibe über die Linie drückte, hatte Tigers-Goalie Sebastian Vogl nach einem Zusammenprall seinen Helm bereits verloren.

Dennoch war das Tor nach den Regeln korrekt, wie die Liga am Samstag auf ihrer Homepage erklärt. Demnach sind für die Beurteilung der Szene die Regeln 183/III und 200/III entscheidend.

REGEL 183 - SCHUTZ DES TORHÜTERS

III. Wurde ein angreifender Feldspieler von einem Gegner derart gestoßen, geschubst, gedrängt oder gefoult, dass er in Kontakt mit dem Torhüter kommt, wird ein solcher Kontakt nicht als ein von ihm herbeigeführter Kontakt gewertet, vorausgesetzt, der angreifende Feldspieler hat sich sichtlich bemüht, diesen Kontakt zu vermeiden.

REGEL 200 - LAUFENDES SPIEL - TORHÜTER

III. Verliert ein Torhüter seine Gesichtsmaske während des laufenden Spiels und ist das gegnerische Team im Besitz des Pucks, unterbricht der Schiedsrichter das Spiel, falls keine unmittelbare Torchance besteht. Das folgende Anspiel erfolgt an einem der Anspielpunkte in der Verteidigungszone.

Wenn Tore korrekt sind, bei denen der Torhüter unverschuldet keine Maske mehr auf dem Kopf hat, dann sollte die Liga aber die Regeln zumindest noch einmal überdenken.

Update: Die Straubing Tigers haben am Samstag noch einmal auf die Darstellung der DEL reagiert und ihre Sicht der Dinge deutlich gemacht. Die Stellungnahme im Wortlaut:

Die Straubing Tigers GmbH & Co.KG reagiert mit dieser Mitteilung auf die Vorkommnisse des Auswärtsspiels vom 5. Januar bei den Iserlohn Roosters.

"Eishockey ist die schnellste Mannschaftssportart der Welt. Wir alle wissen, dass Spiele auf hohem Niveau nicht einfach zu leiten sind", sagt Jason Dunham, Sportlicher Leiter der Straubing Tigers.

"Ungeheuerlich ist jedoch die einseitige Darstellung der Entscheidungen vom gestrigen Abend durch die Mitarbeiter der DEL. Ich war bis dato der Überzeugung, dass die 14 Clubs sich auf ein klares Regelwerk stützen können", führt Jason Dunham weiter aus. "Dieser Glaube ist mir im Laufe des gestrigen Abends mehrfach abhandengekommen."

Weshalb Jason Dunham den Glauben an eine korrekte Regelauslegung bzw. Umsetzung verloren hat, dokumentieren folgende Beispiele:

1. Spielminute 28 - Tor zum zwischenzeitlichen 1:1 durch Christopher Brown

Dem Torerfolg der Iserlohn Roosters geht eine nicht geahndete Abseitsstellung der Gastgeber voraus.

Als Luigi Caporusso die blaue Linie überquerte und dadurch die Scheibe in das Verteidigungsdrittel der Straubing Tigers brachte, befand sich der spätere Torschütze Christopher Brown bereits im Angriffsdrittel.

Hier der Videoausschnitt dazu: http://bit.ly/2m1qi5W

Siehe dazu auch Regel 79 - Abseitssituationen

2. Spielminute 43 - Tor zum 2:1 durch Chad Costello

Die Liga beruft sich in ihrer Meldung auf Regel 200 - Laufendes Spiel - Torhüter - Punkt 3

Verliert ein Torhüter seine Gesichtsmaske während des laufenden Spiels und ist das gegnerische Team im Besitz des Pucks, unterbricht der Schiedsrichter das Spiel, falls keine unmittelbare Torchance besteht. Das folgende Anspiel erfolgt an einem der Anspielpunkte in der Verteidigungszone.

Bevor Chad Costello die Scheibe über die Linie befördern konnte, lag das Spielgerät frei bespielbar neben der Torumrandung und befand sich nicht im Besitz der Iserlohn Roosters.

Mike Hedden hatte den Puck seinem Gegenspieler, vor dem Torraum, vom Schläger genommen und war damit als letzter an der Scheibe. Chad Costello musste sich den Puck erst mit dem Schläger "angeln" und konnte erst dann einschießen.

"Deshalb ist Punkt drei von Regel 200 nicht anzuwenden, da Iserlohn weder im Puckbesitz war noch eine klare Torchance hatte", sagt Jason Dunham.

Hier der Videoausschnitt dazu: http://bit.ly/2D1IG6K

3. Spielminute 49 - Nicht gegebener Treffer der Straubing Tigers - Torschuss Austin Madaisky

Regel 200 - Laufendes Spiel - Torhüter - Punkt 4

III. Verliert ein Torhüter seine Gesichtsmaske während des laufenden Spiels und ist das gegnerische Team im Besitz des Pucks, unterbricht der Schiedsrichter das Spiel, falls keine unmittelbare Torchance besteht. Das folgende Anspiel erfolgt an einem der Anspielpunkte in der Verteidigungszone.

Zu Punkt drei von Regel 200 - Die Straubing Tigers befanden sich im Puckbesitz und es lag eine klare Torchance vor, da der Spieler Austin Madaisky unmittelbar vor einem vielversprechenden Torabschluss stand.

Leider äußerte man sich von Seiten der DEL zu diesem klaren Sachverhalt nicht.

Hier der Videoausschnitt dazu: http://bit.ly/2m4MFrs

"Wir haben eine Verantwortung gegenüber unseren Fans, Gesellschaftern und Sponsoren. Darüber hinaus hat eine ganzen Region und auch Eishockeydeutschland ein Recht darauf zu erfahren, wie die Faktenlage ist und zwar wurden zwei irreguläre Tore für Iserlohn gegeben", findet Jason Dunham abschließende Worte.

Jason Dunham steht, zwecks der Aufarbeitung der Vorfälle, mit der Ligenleitung der DEL in Kontakt.