Deutsche Bank
Das folgenschwere Breuer-Interview und die Deutsche Bank
20. Juli 2015, 14:30 Uhr aktualisiert am 20. Juli 2015, 14:30 Uhr
München (dpa) - Der frühere Chef der Deutschen Bank, Rolf Breuer, muss sich an diesem Dienstag (21. Juli) erneut mit seinem folgenschweren Interview zur Lage der Kirch-Gruppe im Jahr 2002 befassen. Im Strafprozess gegen Breuer und vier weitere Top-Banker der Deutschen Bank wegen versuchten Prozessbetrugs vor dem Landgericht München soll der Journalist als Zeuge vernommen werden, der das Gespräch mit Breuer damals geführt hatte. Auch der damalige Pressesprecher der Bank wird als Zeuge erwartet.
Das Gespräch zwischen Breuer und dem Journalisten von Bloomberg TV ging in die Wirtschaftsgeschichte ein: In wenigen Sätzen äußerte sich Breuer damals über die Lage des Medienkonzerns Kirch. "Was alles man darüber lesen und hören kann, ist ja, dass der Finanzsektor nicht bereit ist, auf unveränderter Basis noch weitere Fremd- oder gar Eigenmittel zur Verfügung zu stellen". Damit sprach Breuer zwar 2002 über die Kirch-Gruppe aus, was vermutlich viele dachten. Doch Breuer war Chef der Deutschen Bank, die zu den Kreditgebern des Medienunternehmers Leo Kirch gehörte.
Wenige Monate nach dem Interview war Kirch mit einst 10 000 Arbeitsplätzen pleite und Firmengründer Leo Kirch machte Breuer und die Deutsche Bank bis zu seinem Tod dafür verantwortlich. Seine Erben erhielten nach einem jahrelangen Rechtsstreit schließlich 925 Millionen Euro Schadenersatz von der Deutschen Bank.
In dem damaligen Prozess um die Kirch-Forderungen vor dem Oberlandesgericht München sollen Breuer, seine Nachfolger Josef Ackermann und Jürgen Fitschen sowie zwei weitere Manager nicht die Wahrheit gesagt haben. Deshalb müssen sie sich seit April in einem Strafprozess verantworten. Alle fünf weisen die Vorwürfe zurück.
Von Fitschen und Ackermann erhielt Breuer Rückendeckung für seine damaligen Äußerungen. Fitschen betonte vor wenigen Wochen im Gerichtssaal, er verstehe die Aufregung um das Interview nicht. Breuer habe damals schließlich keine Neuigkeiten verkündet, weil ohnehin jeder von der Lage der Kirch-Gruppe gewusst habe. "Kein Anlass, schlaflose Nächte zu haben." Der Vorsitzende Richter Peter Noll zeigte sich verwundert: Es mache einen großen Unterschied, ob ein Journalist sage, dass Kirch nicht kreditwürdig sei oder der Chef der Deutschen Bank, der eigentlich verschwiegen sein müsse, wenn es um Kundenbeziehungen geht. "Reden ist Silber, Schweigen ist Gold."