Geisling
Über die Grenze zum Profi: Jan Koch will sich in der tschechischen Liga in den Fokus spielen
19. Juni 2015, 10:30 Uhr aktualisiert am 19. Juni 2015, 10:30 Uhr
Es war Ende April, der 25. Spieltag in der Synot Liga, der ersten tschechischen Fußball-Liga. Der FK Mladá Boleslav gewinnt beim zukünftigen Meister Viktoria Pilsen mit 2:1. Unter den Siegern ist auch Innenverteidiger Jan Koch (19) aus Geisling (Gemeinde Pfatter). Er spielte die gesamten 90 Minuten. "Das war mein bisheriges Highlight", sagt er im Gespräch mit idowa.
Im Winter war Koch nach Mladá Boleslav, das nordöstlich von Prag liegt, gewechselt. Er wollte den Sprung in eine erste europäische Liga wagen. Erst im vergangenen Sommer schloss er sich Unterhaching an. Dort wollte er seine ersten Schritte im Profifußball machen. Doch bei den Münchner Vorstädtern lief es für ihn nicht wie gewünscht. "Ich hatte Probleme, habe kaum gespielt", sagt er rückblickend.
Gut eingefügt in Mladá Boleslav
Also entschied er sich zu einem erneuten Vereinswechsel. Sein Berater Thomas Ziemer stellte den Kontakt zum FK Mladá Boleslav her. Sportdirektor ist dort der ehemalige Bundesliga-Spieler David Jarolim. Die Eingewöhnung fiel ihm nicht sonderlich schwer. Weil seine Mutter aus Tschechien kommt, konnte er die Sprache bereits. "Ich habe mich gut eingefügt und in der Vorbereitung gut gespielt", berichtet Koch. In der Rückrunde hat er von zwölf Spielen sechs bestritten, dazu kamen zwei Einsätze im Pokal. "Ich bin sehr zufrieden mit meinem ersten halben Jahr", so das Fazit von Koch. Sein neuer Club gehört "zur oberen Klasse der Liga und ist ein angesehener Verein", erklärt der Oberpfälzer. Außerdem hat Autobauer Skoda in Mladá Boleslav seinen Hauptsitz und ist auch Hauptsponsor des Vereins.
Durch seinen Wechsel machte Koch den Sprung vom Nachwuchsspieler zum Fußballprofi. "Man hat hier als Profi ein gutes Leben. Es ist ähnlich, aber nicht so extrem wie in Deutschland. Man kann schon noch auf die Straße gehen, ohne dass alle auf einen draufspringen", sagt er schmunzelnd. Sportlich könne man die Bayernliga, in der er aufgrund seiner Situation in Unterhaching zuletzt in Deutschland spielte, mit der Synot Liga nicht vergleichen. "Das ist ein ganz anderes Niveau. Die Topvereine haben oberes Erstliga-, die anderen Mannschaften gutes Zweitliganiveau im Vergleich zu Deutschland", so die Einschätzung Kochs.
Eishockey Sportart Nummer eins
Schade sei für ihn und seine Kollegen allerdings, dass Fußball in Tschechien nicht so stark im Fokus steht wie etwa in Deutschland und nur rund 5.000 Zuschauer zu den Spielen kommen: "Die Leute gehen hier lieber zum Eishockey. Aber der Verband unternimmt jetzt auch etwas und macht mehr in Sachen Marketing."
Den Weg, den er gegangen ist, würde Koch auch anderen Spielern empfehlen. "Auf jeden Fall. Ich sehe es als Herausforderung, in eine 1. Liga zu kommen." Auch wenn der Fußball nicht den ganz großen Stellenwert hat, kann man sich trotzdem auch in der Synot Liga zeigen. "Es sitzen immer Scouts auf der Tribüne", erzählt der Verteidiger. Positiv sei zudem, dass viel auf junge Spieler gesetzt wird. Bis diesen Sommer war der Verteidiger der einzige Deutsche in der Synot Liga. Am Mittwoch unterschrieb mit Markus Steinhöfer, ehemals 1860 München, ein weiterer einen Vertrag bei Sparta Prag.
Auch wenn sich Koch in der Synot Liga aktuell gut aufgehoben fühlt, hat er mittelfristig doch andere Ziele. "Ich will irgendwann zurück nach Deutschland in die 1. oder 2. Bundesliga", sagt er. Zwei Jahre, bis zum Sommer 2017, hat er noch Vertrag bei Mladá Boleslav. Er ist erst 19 Jahre alt, hat also er noch viel Zeit, um sich für höhere Aufgaben zu empfehlen und noch seine ganze Karriere vor sich.
Eine gute Möglichkeit, sich zu präsentieren, bietet sich ihm ab Mitte Juli. Dann ist er mit seinem Club international unterwegs und spielt in der Europa League Qualifikation. "Ziel ist es, dass wir uns qualifizieren", erklärt Koch, "Spiele in der Europa League wären auch für die persönliche Vita überragend." Es wären die nächsten Highlights für den sympathischen jungen Mann.