Mainburg
So lässt die Freiwillige Feuerwehr den Gaffern keine Chance
29. November 2017, 13:26 Uhr aktualisiert am 29. November 2017, 13:26 Uhr
Was tun gegen Gaffer? Ins Gewissen reden oder dann doch gleich die "Radikal-Kur" mit dem Wasserschlauch? Bei der Freiwilligen Feuerwehr in Kelheim hat man in dieser Frage eine ganz andere Lösung gefunden - und fährt wunderbar damit.
Seit 1970 ist Georg Sinzenhauser mittlerweile bei der Feuerwehr aktiv. In diesen knapp 50 Jahren hat er einiges erlebt. "Neugierige Leute gab es auch früher schon", erinnert sich der heutige Kommandant der Freiwilligen Feuerwehr Kelheim. "Allerdings hat man diese Leute früher noch leichter in den Griff gekriegt. Heute fehlt es vielen an Respekt", so Sinzenhauser weiter.
Das Gaffer-Problem macht er vor allem aber auch am "Smartphone-Zeitalter" fest. Sinzenhauser: "Heute fühlen sich die Leute berufen dazu, sofort mit ihrem Handy draufzuhalten, nur damit sie die ersten sind, die auf Facebook die Nachricht verbreiten können." Skrupel und Anstand sind da bei so einigen Mangelware.
Ein Fall hat den 62-jährigen Feuerwehr-Kommandanten damals wie heute fassungslos gemacht. "Vor einiger Zeit gab es einen schweren Unfall mit drei Toten. Die Leichen lagen noch sichtbar herum, der Bestatter war gerade an der Unfallstelle eingetroffen. Plötzlich steht da ein Vater mit seinem Kleinkind auf den Schultern und zeigt seinem Sprössling die Toten", berichtet Georg Sinzenhauser. Dem neugierigen Gaffer wurde damals mit scharfem Ton zu verstehen gegeben, dass er verschwinden solle. Sinzenhauser: "Erstens hatte er dort an der Unfallstelle nichts zu suchen, zweitens ist das absolut nichts, was Kinder sehen sollten."
Der Kampf gegen die Gaffer wurde im Laufe der Jahre für Feuerwehren und Polizei immer mühseliger. "Früher musste ich immer jemanden dafür abstellen, der am Einsatzort eine Wolldecke hält, damit Gaffer da keine Chance hatten. Doch das war auch ärgerlich, weil ich das Personal an anderer Stelle dringender hätte gebrauchen können", berichtet der Kommandant. Eine weniger umständliche Lösung musste also her. Und die hat man bei der Freiwilligen Feuerwehr Kelheim kürzlich gefunden. So wurden zwei mobile "Gafferwände" gekauft. Kostenpunkt für eine dieser aufblasbaren Wände: zwischen 3.000 bis 4.000 Euro. Georg Sinzenhauser ist begeistert von dieser Anschaffung: "Die Gafferwand braucht kaum Platz beim Transport, ist in knapp zwei Minuten errichtet und es muss kein Personal mehr extra dafür abgestellt werden, sobald die Wand steht."
Der etwa 20 Meter lange und rund zwei Meter hohe Sichtschutz wird mit insgesamt neun Sandsäcken am Boden gehalten. Die Gafferwand hält somit Wind und Wetter stand. Wie schnell die Wand steht, demonstriert die Kelheimer Feuerwehr auf Facebook in diesem Video:
Kein Wunder also, dass derartige Gafferwände bei Einsatzkräften in ganz Deutschland seit einiger Zeit sehr gefragt sind. Georg Sinzenhauser gibt allerdings abschließend zu bedenken: "Traurig ist nur, dass es so etwas überhaupt braucht."