Kommentar
Weinzierls logischer Schritt
2. Juni 2016, 12:13 Uhr aktualisiert am 2. Juni 2016, 12:13 Uhr
Warum der Wechsel von Markus Weinzierl zum FC Schalke 04 der richtige Schritt für den Straubinger Trainer ist.
Seit Monaten deutet sich der Wechsel an. Jetzt fehlt nur noch die offizielle Bestätigung der Vereine. Fußball-Trainer Markus Weinzierl wird den FC Augsburg nach vier Jahren verlassen und ab der neuen Saison den FC Schalke 04 als Chefcoach betreuen. Für den Straubinger ist das der nächste, logische Schritt in seiner Karriere.
Im Sommer 2012 wechselte Weinzierl als Aufstiegstrainer des SSV Jahn Regensburg zum FC Augsburg, der auf der Suche nach einem Nachfolger für Jos Luhukay war. Für den damals jüngsten Trainer in der Bundesliga lief es anfangs allerdings nicht rund. Nur neun Pünktchen standen nach der ersten Hinrunde zu Buche. Doch was anschließend passierte, glich einem Fußball-Märchen. Erst schaffte der FCA nach einer sensationellen Rückrunde doch noch den Klassenerhalt, dann folgten zwei Saisons, die die Schwaben auf Platz acht beziehunsweise fünf abschlossen. Somit war es Weinzierl, der den FCA erstmals in seiner Geschichte in den Europapokal führte. In der abgelaufenen Saison schafften es die Augsburger bis in die Zwischenrunde der Euro League, wo man sich nur knapp Jürgen Klopps FC Liverpool geschlagen geben musste und beendete auch die Bundesliga letztlich auf einem guten zwölften Rang.
Das zeigt: Markus Weinzierl hat in Augsburg alles erreicht, was er mit diesem Club erreichen kann. "Jetzt muss einer mit neuen Ideen und neuen Visionen übernehmen", sagt er. Dass er, obwohl er vergangenen Sommer schon ein Angebot aus Gelsenkirchen vorliegen hatte, noch eine Saison in Augsburg geblieben ist, bezeichnet er heute als "eine meiner besten Entscheidungen". Jetzt dagegen ist die Situation eine andere. Weinzierl konnte sich lange auf diesen Wechsel vorbereiten. "Nun ist es die richtige Entscheidung, Augsburg zu verlassen", sagte er im Interview mit der Sportbild.
Viele werden sich fragen: Warum tut sich Weinzierl, dessen Trainerstuhl in Augsburg kaum stabiler sein könnte, den Chaos-Club Schalke 04 an, der in schöner Regelmäßigkeit seine Trainer austauscht. Weil Weinzierl eine Herausforderung sucht! Leicht kann ja jeder. "Soll ich kneifen, weil ich möglicherweise scheitern könnte?", fragt er in einem Gespräch mit der Wochenzeitung "Die Zeit". Und weiter: "Was habe ich denn zu verlieren? Wenn es schiefgeht, dann bin ich einer von vielen, die es nicht geschafft haben." Die Antwort: Weinzierl hat wenig zu verlieren, aber sehr viel zu gewinnen. Er ist überzeugt: "Es wird nicht schiefgehen. Weil ich mich lange darauf vorbereitet habe."
Man hat das Gefühl, dass Weinzierl genau weiß, auf was er sich mit seinem Wechsel nach Gelsenkirchen einlässt. Ein derart unruhiges Umfeld kennt er bislang noch nicht. Aber wer soll in diesen Verein den Erfolg zurückbringen, wenn nicht Weinzierl zusammen mit dem neuen Sportvorstand Christian Heidel. "Wir alle haben auf Schalke nun eines gemeinsam: Wir wollen unbedingt erfolgreich sein und werden alles dafür tun", sagt der 41-Jährige im Sportbild-Interview. Obwohl der Wechsel noch nicht offiziell ist, spricht er dabei schon von "wir".
Bei Schalke ist meist die Frage: Bekommen die Trainer die nötige Zeit? In der Vergangenheit war das nur selten der Fall. Auch in Augsburg hat Weinzierl ein halbes Jahr gebraucht, bis er angekommen ist. Er hatte das Glück, dass er gerade mit Manager Stefan Reuter einen Mann hinzubekam, der ihm den Rücken gestärkt hat. Es könnte eine entscheidende Frage sein, ob Heidel das gleiche Durchhaltevermögen hat, sollte es anfangs nicht ganz rundlaufen. Aber Weinzierl ist überzeugt: "Natürlich kenne ich Schalkes Geschichte und weiß, dass viele Trainer vor mir entlassen wurden. Auch dieses Thema wird alleine der Erfolg regeln." Weinzierl scheint bereit zu sein für den nächsten, logischen Schritt.