Landkreis Landshut
Was das Unwetter aus dem Landshuter Landkreis machte
30. Mai 2016, 13:38 Uhr aktualisiert am 30. Mai 2016, 13:38 Uhr
Mit einem heftigen Unwetter sind gestern Abend die Pfingstferien zu Ende gegangen. Verwüstung und Chaos beschäftigten die Einsatzkräfte die ganze Nacht lang. Besonders schwer traf es im Landkreis die Bereiche Niederaichbach sowie die Gebiete nördlich und nordöstlich der Isar.
Viele vom Urlaub gerade erst zurückgekehrte Landkreisbürger haben Starkregen und Donnergrollen eine schlaflose und zum Teil arbeitsreiche Nacht bereitet. Zahlreiche Keller waren vollgelaufen und Straßen wurden überflutet. Verletzte oder gar Tote gab es im Landkreis Landshut zum Glück nicht. Doch die Aufräumarbeiten werden noch einige Tage dauern.
340 Einsätze im nördlichen Landkreis
Während der südliche Landkreis und die Stadt Landshut mit einem blauen Auge davon gekommen sind, hat das Unwetter vor allem im nördlichen Landkreis gewütet. Von Sonntagabend bis Montagmorgen zählte die Integrierte Leitstelle in Landshut (ILS) gut 340 Einsätze für den Landkreis Landshut - in der Stadt waren es nur fünf. Bei der Landshuter Polizei gingen rund 50 Notrufe ein, die an die ILS weitergeleitet wurden. Schwerpunkte waren die Gemeinden Niederaichbach, Essenbach, Neufahrn, Ergoldsbach und die Stadt Rottenburg. "Da die Feuerwehren schnell an ihre Grenzen kamen, haben wir auch das THW Landshut zur Unterstützung alarmiert", berichtet Mirko Olzem vom ILS-Lagedienst.
Wie unzählige Rettungskräfte war auch Karl Hahn, Kreisbrandinspektor für den Brandbezirk Mitte, die ganze Nacht im Einsatz, um gemeinsam mit Kreisbrandrat Thomas Loibl die unzähligen Einsätze zu koordinieren. Dramatische Szenen haben sich zum Beispiel in Unterwattenbach abgespielt. Hier überflutete der Starkregen innerhalb von Minuten die Hauptstraße, so dass zwei Autos steckenblieben und nicht mehr weiterfahren konnten. "Nachdem die Feuerwehren wie auch die hinzugezogene Wasserwacht es nicht schafften, die eingeschlossenen Personen mit Booten befreien, rückte die Feuerwehr Piflas mit den vor ein paar Wochen erst eingeweihten Flachwasserschlauchbooten an und hatte Erfolg", berichtet Karl Hahn. So weit bekannt, kamen die betroffenen Bürger mit einem Schrecken davon.
Kritisch war die Lage auch in Mettenbach. Hier schwemmten die Wassermassen etliche Heizöltanks auf und aus den zum Teil umgekippten Tanks lief Öl aus. "Der Geruch war furchtbar und hängt auch jetzt noch im Dorf", erzählt Essenbachs Bürgermeister Dieter Neubauer, der ebenfalls vor Ort war. Da Spezialfirmen nicht sofort greifbar waren, dauert es laut Aussage Neubauers einige Stunden, bis das Öl abgepumpt werden konnte. Vom THW Kehlheim rückte der Öllöschzug an, um die rettungskräfte vor Ort mit Spezialgeräten zu unterstützen. Wegen der Gefahr, dass das Öl über die Kanalisation in die Kläranlage und ins Oberflächenwasser gelangt, waren auch Fachkräfte von Landratsamt und Wasserwirtschaftsamt vor Ort.
Bäche wurden zu reißenden Flüssen
Auch in den Gemeinden Essenbach und Niederaichbach verwandelten sich einige kleinere Bäche innerhalb weniger Minuten in reißende Fluten. So trat in Mirskofen der Fendlbach über die Ufer und überschwemmte Straßen und Keller. In Wolfsbach verwüstete der gleichnamige Bach fast das ganze Dorf. Wie der Kommandant der örtlichen Feuerwehr, Werner Möglinger, berichtete, stand das Wasser zum Teil so hoch in den Straßen, dass es durch die Fenster im Erdgeschoss in die Wohnräume lief. Auch das Ortsschild hielt den Fluten nicht stand. Zeitweise fiel der Strom aus. In Oberroning, einem Ortsteil der Stadt Rottenburg, war das Unwetter so heftig, dass die Feuerwehrleute das Feuerwehrhaus nicht mehr mit dem Auto erreichten. Sie mussten sich laut Kommandant Florian Hüttner zu Fuß ihren Weg durch rund 40 Zentimeter hohen Schlamm bahnen. Das Feuerwehrhaus selbst stand ebenfalls zehn bis 15 Zentimeter hoch unter Wasser. Am Montagmorgen wurde die Feuerwehr nochmals alarmiert, weil das Wasser im Keller eines Gasthauses rund eineinhalb Meter hoch stand, berichtete Hüttner.
"An die 40 Feuerwehren dürften in dieser Nacht im Einsatz gewesen sein", schätzt Kreisbrandinspektor Hahn. Er sei froh und dankbar, dass die Einsätze größtenteils reibungslos abgelaufen seien. Im Laufe seiner 30 Jahre Dienstzeit als Feuerwehrmann habe er selten ein solch heftiges Unwetter erlebt.
Den ausführlichen Artikel und weitere Berichte über katastrophenartige Szenarien lesen Sie am Dienstag, den 31. Mai, in der Landshuter Zeitung.