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Wenn der Krieg Menschen zu Freunden macht


Ein Besuch der Stalag-Gedenkstätten stand ebenfalls auf dem Programm.

Ein Besuch der Stalag-Gedenkstätten stand ebenfalls auf dem Programm.

Krieg kann Menschen auch zusammenführen - selbst wenn sie sich einst als Gegner gegenüberstanden.

Selten wurde das so deutlich wie beim Besuch von Robert L. Thompson aus Pennsylvania und seinen Familienmitgliedern. Am Sonntag waren sie auf Thompsons Spuren nach Moosburg gekommen, wo der damals 20-jährige amerikanische Kriegsgefangene in den letzten Tagen des II. Weltkriegs ab dem 18. April 1945 im Stalag VII A der Befreiung harrte.

Rückkehr nach 71 Jahren

Am 29. April 1945 war es dann so weit, und einige Tage später flog Thompson von der Landshuter Flugbahn nach Frankreich, von wo aus es schließlich per Schiff in die USA ging. 71 Jahre später ist er zurückgekommen - ganz ohne Gram und mit viel Interesse an der Stadt, die seine letzte Kriegsetappe darstellte. In großen Zelten seien sie untergebracht gewesen, nicht in den Baracken. Geschlafen wurde auf dem Boden. Kaffee und Tee bereiteten sie mit selbst gebauten Mini-Öfen zu. Als Heizmaterial dienten Holzspäne. Diese kamen von den Stangen, die die Zelte stützten und in Folge immer dünner wurden, aber bis zum Ende des Aufenthalts in Moosburg standhielten.

Der Weg ins Kriegsgefangenenlager



Gekommen war Thompson vom Nürnberger Stalag XIII D, das aufgrund des Anmarsches der deutschland-feindlichen Truppen aufgelöst wurde. Die Insassen mussten sich zu Fuß auf den Weg ins Moosburger Kriegsgefangenenlager machen - eine riesige Menge Menschen, Zehntausende, die trotz des schweren Schicksals froh über die Abwechslung im Gefangenenalltag, Bewegung, die Freundlichkeit der Bauern und vor allem die Verpflegung am Wegesrand waren. Die Bevölkerung schaffte Essen heran, was neben dem Schießbefehl die Gefangenen dazu brachte, nicht zu fliehen. Thompson scheint die Zeit fast als angenehm empfunden zu haben, wenn man seine Schilderungen verfolgt oder sein Kriegstagebuch liest. Als Papier diente ihm damals alles, was er in die Hände bekam, auch der Karton einer Zigarettenschachtel.

Den damaligen Weg nach Moosburg nochmal nacherleben

So haben sich die Erinnerungen nicht nur in seinem Kopf erhalten. Die Kriegserfahrungen mögen schlimm oder zum Teil auch weniger schlimm gewesen sein, sie weckten 2015 im noch rüstigen Neunzigjährigen den Wunsch, mit seiner Familie den Weg nach Moosburg noch einmal nachzuerleben. Die Stationen von Nürnberg über Neumarkt, Beilngries und Pfeffenhausen hatte er ja genau aufgezeichnet, sodass die Gruppe am Sonntagmittag zusammen mit Reise-Organisator Patrick Hinchy schließlich in Moosburg eintraf.

Die Stadt und der Stalag-Verein hatten sich anlässlich des Besuchs des 91-Jährigen einiges einfallen lassen. Dazu zählten nicht nur der Eintrag ins Gästebuch und der Besuch der Stalag-Gedenkstätten in Oberreit und der Neustadt, sondern vor allem die feierliche Eröffnung eines neuen Informationspunktes am Anfang der Sudetenlandstraße. An dieser Stelle hatte sich im II. Weltkrieg der Eingang zum Stalag VII A befunden. Durch das dort befindliche Tor muss Thompson in das Lager gekommen sein. Damals sei er krank gewesen und könne sich nicht erinnern, erklärte er. Nun enthüllte er zusammen mit Bürgermeisterin Anita Meinelt und dem Stalag-Vereinsvorsitzenden Herbert Franz die frisch aufgestellten Informationstafeln.

Mehr dazu lesen Sie in der Samstagsausgabe der Moosburger Zeitung.

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Ein Besuch der Stalag-Gedenkstätten stand ebenfalls auf dem Programm.

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Robert L. Thompson (re.) aus Pennsylvania kehrte nach 71 Jahren wieder nach Moosburg zurück.