Plattling

Annemarie Stumpf bewältigt trotz ihrer 85 Jahre täglich ein hohes Arbeitspensum


Mit 85 Jahren noch immer voll im Geschäft: Hefele-Seniorchefin Annemarie Stumpf. Vor dem Foto öffnet sie noch schnell die Schrankwand, blickt in den Spiegel, zieht den Lippenstift nach und nimmt wieder an ihrem Schreibtisch Platz.

Mit 85 Jahren noch immer voll im Geschäft: Hefele-Seniorchefin Annemarie Stumpf. Vor dem Foto öffnet sie noch schnell die Schrankwand, blickt in den Spiegel, zieht den Lippenstift nach und nimmt wieder an ihrem Schreibtisch Platz.

Von Regina Hölzel

Was für England Queen Elisabeth II. und für Schweden Ikea-Gründer Ingvar Kamprad sind, ist für Plattling die Seniorchefin der Firma Hefele, Annemarie Stumpf. Mit ihren mittlerweile 85 Jahren sitzt die rüstige Geschäftsfrau immer noch täglich von früh bis abends in ihrem Büro und zieht an den Strippen des Unternehmes.

Natürlich etwas im Hintergrund, denn federführend stehen jetzt Sohn Hans und Enkelin Steffi dem 200 Mitarbeiter starken Betrieb mit Niederlassungen in Plattling und Landau vor. Der Termin bei Annemarie Stumpf ist angemeldet. Die Tür zu ihrem Büro steht offen. Die Seniorchefin bittet mit einem Lächeln herein. Sie ist wie immer perfekt gestylt: die Haare akurat, Lippenstift aufgetragen und modisch auf dem neuesten Stand.

Das Zimmer ist für ein Büro etwas ungewöhnlich eingerichtet. Hinter dem großen Schreibtisch steht eine wuchtige Schrankwand, auf der gegenüberliegenden Wandseite hängen Familienbilder, an einem Flipchart die Termine des Tages, unterteilt in Kommunikation, Strategie und Investition. Annemarie Stumpf verbringt trotz ihrer 85 Jahre noch einen Großteil des Tages in der Firma. Doch gönnt sie sich jetzt etwas mehr Erholung.

Ihr Arbeitstag beginnt gegen 8 Uhr. Früher war sie oft schon um 6 Uhr und früher im Büro. Jeden Tag hat sie einen festen Plan, wie alles abläuft. Mit ihrem Sohn und der Enkelin gestaltet Stumpf Anfang des Jahres einen Jahresplan, der auf Monate, Wochen, Tag und Stunde zerlegt wird. Auch heute sind Treffen mit Lieferanten, Mitarbeitern und Kunden. Sie legt großen Wert auf das äußere Erscheinungsbild.

Die Kundenorientierung ist das Hauptanliegen der Unternehmerin. Sie könne ohne Kundschaft nicht Leben, spricht sogar von Lebenselexier. Nach dem Vormittag im Betrieb im Industriegebiet, gönnt sich Stumpf mittags ein Mittagessen in ihrem Lieblingslokal, dem Hotel Liebl, und fährt dann zum Geschäft am Ludwigplatz. Das Haus dort hat eine der schönsten Fassaden am Stadtplatz. Dies bestätigen ihr immer wieder Passanten, was die Seniorchefin freut, denn auch das Äußere ist ihr von enormer Wichtigkeit.

Im Haus am Ludwigplatz besitzt Stumpf ebenfalls ein Büro, doch ist sie großteils im Verkaufsraum, um mit den Kunden ins Gespräch zu kommen. Sie weiß auch immer noch, was gerade in und gefragt ist. Wenn Annemarie Stumpf zu erzählen beginnt, reichen ihre Erinnerungen ganz weit zurück. Die Ära Hefele hat mit einem Geschäft in der Reiterstraße begonnen. Umstände des Krieges brachten die Unternehmerfamilie schließlich auf den Ludwigplatz, was sich als Glücksfall herausstellte.

Mit 14 Jahren ist sie im Unternehmen eingestiegen - "und jetzt bin ich 85", sagt die rüstige Chefin mit einem breiten Grinsen auf den Lippen. Hefele ist ein 100-prozentiger Familienbetrieb. Neben dem Einzelhandelsgeschäft, dem Werkzeughandel und der Bäderstraße gehören die Isar Betonstahlbiegerei dazu. Annemarie Stumpf freut es natürlich, dass sich Sohn Hans und Enkelin Steffi entschlossen haben, die Firma in ihrem Sinn weiterzuführen. Natürlich darf und will sie immer noch etwas mitreden.

Zu einer erfolgreichen Firma zählen natürlich auch Fortbildungen, um die Mitarbeiter und Führungskräfte immer auf den neuesten Stand zu halten. Auch Annemarie Stumpf will auf dem Laufenden sein und besucht Coaching-Kurse, beispielsweise in München, Nürnberg und Tennenlohe, wie sie erzählt. Weiter weg will sie nicht mehr fahren. Nur mit der Computertechnik ist sie nicht auf Du und Du. Deswegen stehen der Monitor und die Tastatur auf ihrem Schreibtisch etwas abseits. Stumpf weiß dennoch über alles Wichtige, wie den Umsatz oder Ertrag, Bescheid. Denn sie kontrolliert nach wie vor alles ganz genau.

Zu ihrer Aufgabe gehört es, Anfang des Jahres die Kunden anzurufen, die ein besonderes Umsatzplus erreicht haben. Und hier merkt sie, wie gut sie mit jungen Leuten zurecht kommt. Denn die freuen sich auf den Anruf. Wie lange sie das noch machen wird ? Hinter ihr hängt ein Zitat des Ikea-Gründers Ingvar Kamprad (90), das vielleicht die Antwort liefert: "Ich glaube, dass ich in zehn Jahren auf eine halbe Stelle runterschraube." Ehrenbürgerwürde Wegen ihrer Verdienste hat die Stadt Plattling Annemarie Stumpf am 14. Juli 2010 die Ehrenbürgerwürde verliehen.