Plattling

Jäger des verborgenen Schatzes


Stefan Hanöffner und seine Mitarbeiter legen im Baugebiet Hofäcker in Otzing kleine Gräben frei.

Stefan Hanöffner und seine Mitarbeiter legen im Baugebiet Hofäcker in Otzing kleine Gräben frei.

Kreisarchäologe Stefan Hanöffner und sein Team sind der Geschichte auf der Spur.

Die Knochen liegen eng aneinander, fein säuberlich von Erde und Sand befreit. Es ist deutlich zu erkennen, dass es sich um die Gebeine eines Menschen handelt. Sie wurden in Seitenlage beerdigt, mit angewinkelten Beinen. Daneben liegen Tonscherben. Kreisarchäologe Stefan Hanöffner stellt eine Vermutung an. Bronze- oder Steinzeit lautet seine Annahme. Doch er will sich ganz sicher sein, wie der Fund zeitlich einzuordnen ist. Obgleich viele Bauherrn schnaufen, wenn die Archäologen zu buddeln beginnen, will Hanöffner alles ganz genau dokumentiert haben. Denn die Gegend um Plattling, Stephansposching, Otzing und bis nach Künzing ist historisch gesehen von großer Bedeutung.

Er vertraut auf seine Mannschaft

Hanöffner ist am 1. Juli zwei Jahre Kreisarchäologe im Landratsamt. Er löste Dr. Karl Schmotz ab. und hat sein Hobby zum Beruf gemacht. Hanöffner buddelt leidenschaftlich gern. Am liebsten vertraut er auf seine Mannschaft. Wenn allerdings bei einem Bau eine Gewinnabsicht dahinter steht, dann wird sehr oft eine Fremdfirma eingesetzt, um das Ganze etwas zügiger abzuwickeln, wie im Fall der Goldsteig-Molkerei im Industriegebiet Michaelsbuch, unmittelbar neben der Papierfabrik. Das Unternehmen mit Hauptsitz in Cham möchte so schnell wie möglich mit dem Bau eines neues Werkes beginnen. Doch Hanöffner vermutet dort Bodendenkmäler. Daher lässt er das Feld ganz genau unter die Lupe nehmen.

Die Grabungsfirma hat in dieser Woche eine Sondage gezogen. Streifenweise trägt sie den Humus bis zum Boden, in dem Verfärbungen oder Funde zu erkennen sind, ab. Rund 300 Meter südlich im Industriegebiet befindet sich ein Bodendenkmal, erklärt der Kreisarchäologe - ein Grabenwerk aus vorgeschichtlicher Zeit. Und auf dem Feld, das die Molkerei erworben hat, könnten ebenfalls welche sein. Um solche Grabenwerke haben sich meist Siedlungen befunden. Die Grabungsarbeiten sollen so schnell wie möglich über die Bühne gehen, da Goldsteig noch heuer mit den Arbeiten auf dem Grundstück beginnen möchte, doch erst wenn der Kreisarchäologe grünes Licht gibt.

Ein Ort, an dem Hanöffner mit seiner Truppe derzeit arbeitet, ist das Baugebiet Hofäcker in Otzing. Auch das Baugebiet Marterläcker in Stephansposching wurde und wird immer wieder archäologisch untersucht. In Otzing haben die Mitarbeiter schon mehrere kleinere Gruben freigelegt. Hanöffners Männer arbeiten sehr genau, millimetergenau. Immer wieder setzen sie den Pinsel ein und tragen die Erde schichtweise mit dem Spaten ab. Wenn der Kreisarchäologe auf die Häuser, die bereits in Hofäcker stehen, blickt, wird ihm bewusst, wie viele Wochen Bodenuntersuchungen manchmal vorausgegangen sind, bis der Bauherr starten konnte. "Doch jedes Warten hat einmal ein Ende", verspricht Hanöffner.

Römisch-spätantike Periode fehlt noch

In der Hauptsache befinden sich in Otzing Siedlungspuren der jüngeren Eisenzeit (500 bis 50 v. Chr.) und aus dem Frühen Mittelalter (800 bis 900 n. Chr.). Was Hanöffner in seiner Sammlung noch fehlt, ist die römisch-spätantike Periode (50 v. Chr. bis 550 n. Chr.) - die Zeit der römischen Besatzung. "Vielleicht kommt ja diesmal in Otzing ein solcher Hinweis ans Tageslicht", meint der Kreisarchäologe. Es wäre eine kleine Sensation. Doch diese Zeit sei archäologisch gesehen sehr schwer in den Griff zu bekommen. Die Forschung sei hier noch nicht sehr weit, weiß er. Hanöffner orientiert sich an Flecken und Verfärbungen im Boden. Wenn er etwas darunter vermutet, lässt er einen sogenannten Profilschnitt anfertigen. Denn nur so können Rückschlüsse auf Grabennutzungen und die Form der Verfüllung geschlossen werden. Oft überlagern sich mehrere Gruben, so auch in Otzing. Hanöffner spricht in diesem Fall von einem Grubenkomplex. Für die ganaue Datierung benötigt er jedoch Funde, zum Beispiel ein Stück Graphittonkeramik. Dies lässt auf die jüngere Eisenzeit hin schließen.

Auch vermutet Hanöffner im Baugebiet Hofäcker einige Gräber. Die Verfärbungen im Boden sind lang-rechteckig und die Ecken ganz spitz. Auf die Frage, wie lange die Grabungen in Otzing noch dauern werden, gibt Hanöffner die Mindestdauer von sechs Wochen an. Es könnte auch etwas länger sein. Es hängt einzig und allein von den Funden ab.