Schweigefuchs, Rock ‘n’ Roll und RTL2
Dominik Erhard, bayerischer U20-Meister im Poetry Slam, im Interview
24. Oktober 2014, 14:11 Uhr aktualisiert am 24. Oktober 2014, 14:11 Uhr
Straubing/München. Mit seinen Texten wurde er bereits bayerischer U20-Meister im Poetry Slam. Bis zu zwei solcher Dichterwettstreite besucht er fast jede Woche - je nach dem, wie viel Zeit ihm neben seinem Studium bleibt. Am Samstag, 29. November 2014, wird Dominik Erhard den Poetry Slam "Freischnauze" vom Jugendzentrum Straubing und der Jugendredaktion eröffnen. Außerdem wird er in der Jury sitzen, die in der ersten Runde die jungen Talente bewertet. Im Interview erzählt er, wie er zum Poeten wurde, von was seine Texte handeln und was ihn inspiriert.
Hallo Dominik, wie bist du zum Poetry Slam gekommen?
Dominik: Eigentlich übers Scheitern. Mein Deutschlehrer hat zu mir gesagt: "Sie schreiben immer so verworrene und kreative Aufsätze. Sie sollten damit mal auf Bühnen gehen." Er hat mir einen Flyer von einem Poetry Slam gegeben und mich da hingeschickt. Ich habe mir den Dichterwettstreit in meiner Heimatstadt Landsberg angeschaut. Der war mir aber doch ein bisschen zu groß für den Anfang, also bin ich zur Kiez-Meisterschaft in München gegangen. Der findet in so einem Stübchen statt.
Wie war dein erster Auftritt?
Eigentlich wollte ich an diesem Abend gar nicht auftreten, aber weil nicht so viele Leute da waren und alles in einem sehr gemütlichen Rahmen stattfand, habe ich es dann doch getan. Es gab eine Vorrunde und ein Finale. Zwei Texte hatte ich dabei. Und ich habe meinen ersten Auftritt tatsächlich gewonnen. Das hat mich sehr gepusht und motiviert weiterzumachen.
Mit welchen Texten bist du damals angetreten?
Der eine behandelt ein mittlerweile eher ausgelutschtes Thema. Es ging um die Medienkultur in Deutschland. Die erste Zeile lautete: "Blickt man in Deutschland ringsherum, so merkt man: RTL2-Deutschland ist dumm." Diesen Text bringe ich nicht mehr, weil er mir zu peinlich geworden ist. In meinem Vorrunden-Text ging's darum, dass man nicht auf seinem Hintern sitzen bleiben, sondern etwas durchziehen soll.
Von was handeln deine Slam-Texte heute?
Das kann ich eigentlich so nicht sagen, weil das ganz unterschiedlich ist. Sie handeln auf jeden Fall mehr von meiner Lebenswirklichkeit. Es sind nicht mehr so aufgesetzte Themen wie damals. Es gibt zum Beispiel einen Text, in dem ich über Schönheit und Ideale spreche und das auch auf mich beziehe. Der ist sehr autobiografisch. Mein Lieblingstext sagt aus, dass unser Standpunkt nur einer von ganz vielen ist und dass es eben nicht immer einen richtigen Standpunkt gibt. Wir sollten öfter mal die Perspektive wechseln. Die erste Zeile ist programatisch für den Text: "Wenn ein Schweigefuchs eine Gang gründet, dann ist Rock 'n' Roll im Leben aller Waldbewohner. Wenn aber ein Rocker alle um Ruhe bittet und meint, er würde gerne etwas lesen, dann ist er wohl die längste Zeit seines Lebens Hells Angel gewesen."
Was inspiriert dich?
Ganz oft sind es einfach Beobachtungen, die ich in der Welt um mich herum sehe. Manchmal ist es auch eine Struktur im Text, zum Beispiel die Briefform oder er ist drei geteilt und ich baue darauf einen Text auf. Es können aber auch Wortfetzen sein, aus denen ich einen Text entwickle. Ich habe zum Beispiel eine Geschichte zu dem Wort "Firewall" geschrieben. Alles fing mit dem Satz "Keiner hat die Absicht, eine Firewall zu errichten" an. Ich erzähle darin, wie die Welt aussehen würde, wenn Gott ein Programmierer wäre.
Um was geht's dir bei der Teilnahme an Poetry Slams? Geht es dir ums Gewinnen?
Darum geht es mir nie. Ich will die Leute, die mir fünf Minuten ihrer Lebenszeit schenken, unterhalten. Sie sollen danach denken: Ich hätte keine besseren fünf Minuten erleben können.
Freust du dich auf deinen Auftritt beim Poetry Slam in Straubing?
Ja, total! Ich freue mich sehr. Straubing ist für mich noch unerschlossenes Pflaster und eine neue Erfahrung in vielerlei Hinsicht.
Was erhoffst du dir von dem Abend?
Dass das Publikum und die Poeten Spaß haben. Und dass der Poetry Slam weitergeführt wird.