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Steinberger: "Am meisten Spaß hat man auf dem Platz"
11. November 2013, 10:00 Uhr aktualisiert am 11. November 2013, 10:00 Uhr
20 Jahre war Sepp Steinberger (40) in den verschiedensten Funktionen beim FC Dingolfing tätig. Nach weiteren fünf Jahren im Nachwuchs des SSV Jahn Regensburg zog es ihn im Sommer 2012 schließlich in die Talentschmiede des TSV 1860 München. Im Interview mit idowa erzählt Steinberger von seinem Alltag als Junioren-Coach und seine Ziele, die er sowohl mit den Junglöwen als auch persönlich erreichen will.
Herr Steinberger, Sie sind mit der U19 des TSV 1860 gut in die neue Saison gestartet. Wie zufrieden sind Sie?
Steinberger: Ich bin richtig zufrieden, da wir auch personell immer wieder größere Probleme gehabt haben. Es sind schon einige Spieler abgegangen und es war eigentlich schon so, dass immer vier, fünf Spieler verletzt oder gesperrt gefehlt haben. Deswegen bin ich sehr zufrieden, weil wir dann im Schnitt sechs, teilweise auch sieben Spieler vom jüngeren Jahrgang auf dem Platz hatten. Und unter diesen Umständen ist es, denke ich, auch nicht selbstverständlich, dass man da dann im vorderen Drittel mitspielt und auch Mannschaften wie den VfB Stuttgart schlagen kann.
Wo soll es diese Saison noch enden?
Steinberger: Unser Ziel ist es, im vorderen Drittel dabei zu bleiben, im bestmöglichen Fall natürlich so lange wie möglich um den Einzug ins Halbfinale der Deutschen Meisterschaft mitzuspielen. Es ist uns klar, dass das sehr schwierig ist, weil sich nur der Erste qualifiziert. Ich denke, dass der VfB Stuttgart am Ende des Tages ein ganz heißer Kandidat sein wird und auch Hoffenheim eine richtig gute Mannschaft hat. Von daher wird das sehr schwer werden, aber wir wollen versuchen, da so lange wie möglich mitzuspielen. Und im Fußball ist bekanntlich nichts unmöglich.
Ihre Mannschaft kassiert vergleichsweise viele Tore, schießt aber auch die meisten. Ist das die Philosophie von 1860, offensiv und attraktiv zu spielen?
Steinberger: (lacht) Nein, das habe ich natürlich auch schon öfters angesprochen, dass wir nicht unbedingt nur für die Zuschauer spielen sollen. Uns war schon bewusst, dass das auf Dauer so nicht funktionieren kann. Wir sind da aber jetzt schon auf einem guten Weg. Es ist aber auch nicht so einfach, wenn du fast jedes Mal vor allem in der Viererkette umstellen musst und aufgrund von Verletzungen oder Sperren immer wieder andere Formationen auf dem Platz hast. Das hat sicher eine Rolle gespielt, aber da haben wir uns mittlerweile einigermaßen gefunden. Trotzdem ist natürlich schon auch weiterhin unser Ziel, nach vorne zu spielen und Tore zu schießen. Aber wenn man am Ende des Tages ein Ziel erreichen will in der Tabelle, ganz vorne mitzuspielen, dann wird das nur über eine gut funktionierende Defensive möglich sein.
Sie selbst sind jetzt seit eineinhalb Jahren bei 1860. Wie gefällt es Ihnen hier?
Steinberger: Mit gefällt es nach wie vor sehr gut, weil die Jugend hier einfach einen hohen Stellenwert hat, wir ein super Trainerteam haben und das Drumherum im Jugendbereich sehr gut funktioniert. Die Probleme innerhalb des Vereins oder in der Presse bekommen wir Gott sei Dank nicht so sehr mit und das hat auf uns auch keinen großen Einfluss, von daher ist das Ganze auch nicht so dramatisch.
Als welchen Trainertypen würden Sie sich selbst beschreiben?
Steinberger: (überlegt lange) Das ist schwierig zu sagen. Autoritär ist der falsche Ausdruck. Ich kann schon streng sein. Ich erwarte einfach gewisse Dinge, wenn es um Disziplin geht, das ist für mich schon ganz wichtig. Ich bin aber auch für jeden Spaß zu haben. Ich bin relativ kommunikativ. Ich denke ich bin eine Mischung aus verschiedenen Trainerstilen. Was bei mir nicht vorkommen darf, ist dass es zu locker zugeht. Das hat aber auch im Leistungsbereich natürlich nichts verloren. Ansonsten bin ich der Meinung, dass nur autoritär heutzutage sicherlich nicht funktioniert. Ich denke man muss von allem ein bisschen etwas haben und da versuche ich, von allen Seiten das Beste einzubringen. Ausserdem ist es mir ganz wichtig, authentisch zu sein und ehrlich mit den Jungs umzugehen, auch wenn das manchmal hart ist!
Die U19 ist die Schnittstelle zwischen Jugend- und Erwachsenenbereich. Wie wichtig sind diese Jahre für die Spieler?
Steinberger: Es ist schwierig, das im Vergleich zu bewerten. Ich denke, dass es für einen Spieler ab der U17-Bundesliga ans Eingemachte geht. Dann kommen eben die drei bis sechs entscheidenden Jahre, je nachdem wie früh oder spät man den Sprung schafft. In dem Zeitraum von der U17 bis möglichst zu den Profis ist jedes Jahr wichtig. Jeder macht seinen Schritt, der eine ein bisschen früher, der andere ein bisschen später. Die Benders zum Beispiel haben die A-Jugend übersprungen, Marcel Schäfer ist über die U23 bei Sechzig hochgekommen und zum Nationalspieler geworden. Deswegen kann man das so pauschal nicht sagen.
Sie waren immer lange bei einem Verein tätig: Zehn Jahre in Gottfrieding, 18 Jahre in Dingolfing, fünf Jahre bei Jahn Regensburg. Wie lange wollen Sie noch bei 1860 bleiben?
Steinberger: Ich bin kein Typ, der gerne jedes Jahr wo anders arbeiten und umziehen will. Von daher bin ich da relativ offen, das muss man mal abwarten. Es gehören ja immer zwei Seiten dazu, damit man langfristig zusammen arbeiten kann. Aber ich kann mir das grundsätzlich schon vorstellen. Ich fühle mich im Verein wohl, mir gefällt es in München und ich bin trotzdem in heimatlichen Gefilden. Im Moment ist alles optimal. Im Fußball muss man natürlich auch immer ein bisschen vorsichtiger sein, was die Zukunft angeht. Je höher es geht, desto schnelllebiger ist das Geschäft. Dessen muss man sich auch bewusst sein, wenn man in dem Metier tätig ist, deswegen plane ich auch nicht großartig voraus. Ich werde mich wahrscheinlich nächstes Jahr für den Fußballlehrer bewerben. Dann muss man sehen, ob das klappt oder nicht und wie das Ganze vereinbar ist. Momentan ist nur die aktuelle Saison wichtig, dass wir mit der Mannschaft erfolgreich sind. Dass wir die Spieler weiterentwickeln und nächstes Jahr die meisten übernommen werden. Ich denke, wenn man gut und erfolgreich arbeitet, dann ergibt sich der Rest von selbst.
Können Sie sich auch vorstellen, sich den Trainerjob bei den Profis "anzutun"?
Steinberger: Diese Frage stellt sich für mich aktuell nicht, weil ich eben die Fußballlehrer-Lizenz noch nicht habe. Deshalb brauche ich mir über so etwas Gott sei Dank noch keine Gedanken machen. Es ist natürlich schon so, dass das reizvoll ist. Aber ich glaube auch, dass das für jeden Trainer extrem anstrengend ist in diesem ja doch meist sehr unruhigen Fahrwasser. Gerade auch die Öffentlichkeitsarbeit und den Umgang mit den Medien darf man nicht unterschätzen, da hat man natürlich in der Jugend im Vergleich ein entspanntes Arbeiten. Und es ist im Unterschied zur Jugend alles nur erfolgsabhängig. Trotzdem sollte man als Trainer immer Ziele und Ambitionen haben um sich weiterentwickeln zu können.
Ihr Arbeitsalltag ist lange und vielfältig. Was macht am meisten Spaß bei der Arbeit mit den Talenten?
Steinberger: Am meisten Spaß hat man immer dann, wenn man am Platz steht. Also wenn Spiele sind oder wenn Training ist dann macht das natürlich mehr Spaß, als wenn man vor einem Computer sitzt und irgendwelche Datenbänke bearbeitet. Jeder Trainer würde am liebsten nur am Platz stehen, aber die anderen administrativen Aufgaben gehören eben auch dazu. Aber es macht auch Spaß, mit Spielern individuell zu arbeiten. Sei es am Platz, über Videoanalyse oder sogenannte Zielvereinbarungs-Gespräche und Gespräche in denen man versucht, einem Spieler etwas zu vermitteln. Und wenn man dann sieht, der Spieler nimmt etwas an, da entwickelt sich etwas, dann bereitet das einem natürlich auch Freude. Aber der größte Spaß am Trainer sein ist, wenn man am Wochenende drei Punkte holt. Das ist für den Spieler nichts anderes als für den Trainer, denn dafür arbeitet man die ganze Woche, damit man am Wochenende erfolgreich ist.