SSV Jahn Regensburg – Interview
"Mentalitätsmonster" Nandzik: "Rückschläge haben zusammengeschweißt"
13. April 2017, 20:19 Uhr aktualisiert am 13. April 2017, 20:19 Uhr
20 Punkte hat Drittligist SSV Jahn Regensburg in dieser Saison nach Rückstand noch geholt - Bestwert aller Clubs in den ersten drei Fußball-Ligen. Ein Wert, der die Mentalität der Mannschaft unterstreicht. Der Spieler, der wie kaum ein anderer dafür steht, ist Linksverteidiger Alexander Nandzik. Mit ihm hat sich unsere Zeitung zum Interview getroffen. Ein Gespräch über Mentalität, die aktuelle Situation des Jahn und die Entwicklung der vergangenen Monate.
Herr Nandzik, am vergangenen Wochenende hat Ihre Mannschaft 2:1 beim Tabellenzweiten Magdeburg gewonnen. Wie sehen Sie die Partie im Rückblick?
Alexander Nandzik: Ich glaube, wir hatten schon in der einen oder anderen Situation Glück, welches wir uns aber auch erarbeitet haben. Oft hat uns in dieser Saison das Glück vor dem Tor gefehlt, dieses Mal hatten wir es eben hinten, dass wir keinen Treffer mehr kassiert haben. Ich glaube, dass jeder eine Mannschaft gesehen hat, die dieses Spiel unbedingt gewinnen wollte. Es ist nicht einfach, vor 20.000 Zuschauern in Magdeburg überhaupt etwas mitzunehmen. Wir haben sogar drei Punkte geholt und können damit sehr zufrieden sein.
So wie mit der gesamten Englischen Woche mit sieben Zählern aus drei Spielen - darunter ein Remis beim Tabellenführer und der Sieg beim Zweiten.
Nandzik: Ich glaube, dass wir fast das Optimum erreicht haben in diesen Spielen. Wir sind selbst stolz darauf, dass wir so gute Leistungen gezeigt haben. Jetzt wollen wir genauso weitermachen.
Bemerkenswert war die Leistung vor allem aufgrund der Personalsituation. Bis zu zehn Spieler fehlten in den Partien. Der Club schrieb auf seiner Facebook-Seite von "Mentalitätsmonstern". War die Mentalität ausschlaggebend für die Ergebnisse?
Nandzik: Das ist sicher ein Punkt, aber ich sehe einen anderen Grund noch wichtiger. Man merkt im Laufe einer Saison, dass jeder einzelne Spieler gebraucht wird. So hat Kevin Hoffmann meiner Meinung nach gegen Mainz und Magdeburg zwei tolle Spiele gemacht, obwohl er bis dahin in dieser Saison noch nicht viele Einsatzzeiten hatte. Das zeigt, dass wir jeden brauchen im Kader. Zudem macht es deutlich, dass die Mannschaft intakt ist und jeder sofort bereit ist, wenn er reingeschmissen wird.
Sie sind der Spieler, der im Kader des Jahn für Mentalität steht wie kein Zweiter. Vom Mainz-Spiel blieb eine Szene hängen, als Sie vor dem 2:1 zurück sprinten, den Ball erobern und daraus dann Erik Thommy das Siegtor macht. Eine symbolische Szene?
Nandzik: Ich glaube sehr sogar. In so einer Aktion sehe ich mich typisch wieder. Ich habe sicher einige Schwächen. Aber die Laufarbeit und die Gier, den Ball wieder zu erkämpfen, sind Dinge, die ich einbringen kann. Ich denke schon, dass man da von Mentalität und Willen sprechen kann.
Allein im Jahr 2017 hat die Mannschaft vier Spiele nach Rückstand noch gewonnen. Ein Zeichen für eine unglaubliche Mentalität. Woher kommt diese Einstellung, keinen Ball und kein Spiel verloren zu geben?
Nandzik: Gerade durch die Rückschläge, die wir als Mannschaft gemeinsam erlebt haben. In der Regionalliga-Saison lief auch nicht immer alles super, dennoch haben wir am Ende den Aufstieg geschafft. Das hat unglaublich zusammengeschweißt. Jeder weiß, dass durch einen Rückstand nichts verloren ist. Natürlich ist es unser Ziel, gar nicht erst in Rückstand zu geraten. Aber wenn es passiert, weiß jeder im Team, dass wir das noch drehen können.
Wie wichtig ist es auch für zukünftige Aufgaben, dass jeder im Hinterkopf hat: Egal was passiert, wir können das Spiel noch gewinnen?
Nandzik: Das ist auf jeden Fall wichtig. Wir wissen, dass das eine große Qualität unserer Mannschaft ist. Wenn wir in Rückstand geraten, steckt keiner den Kopf in den Sand sondern wir sagen uns: Jetzt erst recht!
Von außen hat man das Gefühl, dass in den vergangenen zwei Jahren ein richtiges Team entstanden ist. Wie sehen Sie die Entwicklung?
Nandzik: Das Wichtigste war für mich, dass die Mannschaft im Sommer zusammengeblieben ist. Wir wissen die Laufwege, der Trainer macht einen super Job. Und man sieht, selbst wenn wir einmal nicht so gut spielen, dass wir einen klaren Plan haben. Viele Gegner haben in dieser Saison schon gesagt, dass wir sehr eklig zu bespielen und mit die spielstärkste Mannschaft der Liga sind. Und das als Aufsteiger. Das zeigt, dass wir auf einem richtig guten Weg sind. Den wollen wir weiter gehen, denn es gibt auch noch viele Sachen, in denen wir uns noch verbessern müssen.
Viele Spieler vom Stammpersonal haben auch bereits für die kommende Saison Vertrag.
Nandzik: Das finde ich sehr wichtig. Man hat diese Saison gesehen, was wir leisten können, wenn am Spieltag alle bei einhundert Prozent sind. Es wäre schade, wenn uns der eine oder andere verlassen
Sie haben bereits vergangenes Jahr um drei Jahre bis 2019 verlängert. Wie sehen Sie die Entwicklungschancen in Regensburg - für sich persönlich aber auch für die Mannschaft?
Nandzik: Am Anfang der Saison wurde gezweifelt, ob der Kader überhaupt gut genug ist für die 3. Liga. Nachdem wir ein paar Mal verloren hatten, standen wir auch schon etwas in der Kritik und die Qualität und Mentalität der Mannschaft wurden angezweifelt. Jetzt hatten wir zwei positive Serien und schon verfällt man ins andere Extrem. Da sieht man wieder einmal, wie schnell sich der Wind im Fußball dreht. Wenn man genau hingesehen hat, dann sieht man die Entwicklung, sonst wären wir nicht da, wo wir aktuell sind. Wir haben 50 Punkte und unser Saisonziel frühzeitig erreicht. Wer hätte das vor der Saison erwartet? Aber natürlich sind wir jetzt nicht zufrieden, wollen noch so viele Punkte wie möglich sammeln. Zu mir persönlich: Ich habe in dieser Saison noch einmal einen Schritt nach vorne gemacht, worauf ich auch selbst stolz bin. Ich hoffe, dass ich in den kommenden Jahren noch weitere Schritte in meiner Entwicklung machen werde.
Sechs Spieltage vor Schluss hat der Jahn nur einen Zähler Rückstand auf die Aufstiegsplätze. Darf man bei dieser Ausgangslage zumindest ein bisschen träumen?
Nandzik: Die Liga ist immer noch so eng beeinander. Verlierst Du zwei Mal, rutscht Du ins Mittelfeld der Tabelle ab. Deshalb bringt es nichts zu träumen. Wir wissen wo wir herkommen und denken auch weiterhin von Spiel zu Spiel. Das ist keine Floskel, sondern damit sind wir die ganze Saison über gut gefahren. Warum sollten wir diesen Weg verlassen? Wenn wir am Samstag nicht punkten, dann bringt es nichts, wenn wir träumen. Unser Fokus liegt komplett auf dem nächsten Spiel, das wir natürlich gewinnen wollen.
Der Gegner ist dann die zweite Mannschaft von Werder Bremen. Was erwarten Sie von der Partie?
Nandzik: Das wird meines Erachtens mit das schwerste Spiel. Wir haben viel Lob bekommen in den letzten drei Spielen. Jeder erwartet jetzt einen Sieg, damit müssen wir zurechtkommen.