Landkreis Regensburg

Das Leben als Baustelle: Für Straubingerin wurde ihr Eigenheim zum Albtraum


Sie sehen vier kreisrunde Löcher in der Fassade: In ihnen sollte eine Be- und Entlüftungsanlage sein, aber die gibt es auch nach sechs Monaten noch nicht.

Sie sehen vier kreisrunde Löcher in der Fassade: In ihnen sollte eine Be- und Entlüftungsanlage sein, aber die gibt es auch nach sechs Monaten noch nicht.

Hausbau, das kann ein Albtraum werden. Die Bauherrin hat eine Doppelhaushälfte im Straubinger Süden gekauft, von einem Bauträger aus dem Landkreis Kelheim: Baubeginn Mai 2014, Einzugstermin 31. Dezember. Tatsächlich ist sie am 14. Januar eingezogen, das war vier Tage, bevor sie an einer Zimmerwand Wasser entdeckt hat. Wieder vier Tage später sind Trockenbauer gekommen, sie haben einen undichten Abluftkamin notdürftig abgedichtet. Dem Wasser war das egal. Es ist einfach weitergelaufen, aber jetzt in die Rigips-Decke, die Tage darauf hat sie deshalb rund 100 Liter Wasser aus der Decke gesaugt.

Am 4. Februar haben Handwerker die Decke geöffnet. Es kam heraus, dass das Rohr des Abluftkamins auseinandergezogen und die Dämmung vollgesogen von Wasser war. Eine Woche später ist die gesamte Decke runtergestürzt. Die Bauherrin heißt Susanne Kalenda, inzwischen ist Ende Juni, und ein Bautechniker hat eine sehr lange Mängelliste gemacht. Das Bad muss neu gemacht werden; falsche Fliesen, falsch verlegt; die dezentrale Lüftungsanlage fehlt, und noch viel mehr. "Das", sagt der Bautechniker, "ist kein Albtraum. Das ist der pure Albtraum." Und dann noch der Brief vom Bauträger, er kam am 2. Juni.

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"Leider", hat der Bauträger geschrieben, "muss ich einen erheblichen Mangel, der das ganze Doppelhaus betrifft, feststellen." Der Generalunternehmer, den er mit dem Bau beauftragt hatte, hat "trotz mehrfacher Bedenkenanmeldung des Zimmerers den Dachstuhl auf das Haus aufsetzen lassen, ohne diesen zu befestigen." Seit einem halben Jahr wohnt sie jetzt in dem Haus. Ihr Bautechniker, Maurermeister Walter Scheibinger, sagt: "Wenn ein Sturm kommt, was glauben Sie, was da los ist? Da ist für Leib und Leben Gefahr."


"Seit 77 bin ich am Bau tätig. So was hab ich noch nie erlebt", sagt der Bautechniker, "Wahnsinn, was da läuft", sagt ein Handwerker. Und was sagt der Bauträger? Als Erstes das: "Grundsätzlich ist es so, dass das Haus durch Bezug abgenommen ist, das ist vertraglich so geregelt." Dann weist er darauf hin, dass er gegen eine etwaige Rufschädigung "rechtliche Schritte" unternehmen werde und er betont, er habe Einfluss. Dann erklärt er sich bereit zu einem Gespräch, macht aber noch einmal klar: "Falls das nicht so wird, wie ich mir das vorstelle, werde ich meine Möglichkeiten durchaus nutzen."

Einige Stunden später ist Zeit für das Gespräch. Der Bauträger ist jetzt wesentlich weniger aggressiv als beim Erstkontakt. Er erzählt seine Version der Geschichte. Ja, es gibt gravierende Baumängel, ja, es wurden Handwerkerleistungen "zugegebenermaßen mehr als mangelhaft" ausgeführt. Und ja, er sei "intensiv bemüht", gute Handwerker zu finden, die die Mängel beheben. "Aber gute Handwerker zu finden", sagt er, "ist heutzutage sehr schwierig." Die Ursache des Schlamassels aus seiner Sicht: Der Generalunternehmer hat alles verpfuscht, und plötzlich war er verschwunden.

Es war ein Bau-Unternehmen aus dem Landkreis Regensburg. Im Februar war es plötzlich weg. Im April ist es wieder aufgetaucht, in Berlin, aber nur als Briefkasten-Adresse. "Ich hab alles versucht, über Post, Handy, Anwalt. Aber nix", sagt der Bauträger. Der Bau-Unternehmer hatte Subunternehmer beschäftigt, viele dieser Subunternehmer kannte der Bauträger gar nicht. Und die er kennt, haben keinen Vertrag mit ihm, sondern mit dem abgetauchten Generalunternehmer. Der Bauträger sagt, er kann sie nicht zur Mängelbeseitigung zwingen.

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Herzlich willkommen im Eigenheim: Die Haustür wurde zunächst falsch herum montiert, und die Außenwand wirkt heute noch bestenfalls semiprofessionell.

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Ein Meister war der Fliesenleger wohl kaum: Erst hat er verschnitten, dann hat er den Verschnitt wieder reingeklebt. Er hat auch viel anderen Unfug gemacht.

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Und so sehen die Löcher von innen aus: gefüllt mit Mineralwolle, gerade in der Küche keine gute Idee. Die Mängelliste ist aber noch länger.