Regensburg
"Aktenzeichen XY ... gelöst!" erinnert an Mordfall Baumer
10. Februar 2022, 5:55 Uhr aktualisiert am 3. April 2023, 11:32 Uhr
Mehr als acht Jahre lang hat der Fall Maria Baumer die Ermittler in Regensburg beschäftigt, bis im Oktober 2020 der Verlobte wegen Mordes verurteilt wurde. Für die Schwester der Toten ist das Verbrechen bis heute unbegreiflich, wie sie im ZDF berichtet.
Zehn Jahre nach dem Mord an Maria Baumer aus der Oberpfalz hat die ZDF-Sendung "Aktenzeichen XY ... gelöst!" am Mittwoch in einem halbstündigen Beitrag an den Fall erinnert. Die damals 26 Jahre alte Frau war im Mai 2012 verschwunden. Ihr Verlobter und ihre Zwillingsschwester traten dann im November 2012 bei Moderator Rudi Cerne in der Sendung "XY Spezial - Wo ist mein Kind?" auf. Was Cerne und die Schwester damals nicht wussten: Der Verlobte hatte Maria getötet.
Pilzsammler entdeckten September 2013 die Leiche der Frau. Aber erst 2019 konnten die Ermittler das Lügenkonstrukt des Täters zum Einsturz bringen. Im Oktober 2020 wurde der inzwischen 36-Jährige vor dem Landgericht Regensburg zu lebenslanger Haft wegen Mordes verurteilt. Zudem stellten die Richter die besondere Schwere der Schuld fest. 2016 war er bereits wegen sexuellen Missbrauchs in einem anderen Fall zu einer zweijährigen Bewährungsstrafe verurteilt worden.
Im Fernsehen hatte er 2012 noch den verzweifelten Verlobten gespielt und berichtet, wie sehr ihn die Ungewissheit belaste. Gemeinsam mit der Kriminalpsychologin Lydia Benecke blickte Cerne jetzt auf den Fall und auf den Auftritt des Täters im Studio zurück. "Unglaublich und für mich bis heute unfassbar: Der Mörder saß vor zehn Jahren, also 2012, hier live bei uns im Studio und hat sehr überzeugend darüber geredet, wie sehr er Maria vermisse", sagte Cerne.
Der Mann sei es alltäglich gewohnt gewesen, große Lügenkonstrukte aufrechtzuerhalten, analysierte Benecke. Insofern seien seine zahlreichen Lügen nicht aufgefallen. Sie beschrieb den Täter als egozentrische, konfliktscheue, narzisstische Persönlichkeit. Für ihn wäre es unmöglich gewesen, ein Scheitern zuzugeben.
Die Richter in Regensburg hatten es als erwiesen angesehen, dass der Verlobte Maria mit Medikamenten vergiftete, um für eine neue Beziehung frei zu sein und sein Scheitern im Medizinstudium nicht erklären zu müssen. Die Tote vergrub er im Wald - wo er den von ihm gekauften Spaten vergaß - und erzählte den Angehörigen, die junge Frau sei verschwunden. Er täuschte unter anderem Anrufe von Maria vor.
Im Herbst 2013 fanden Pilzsammler ihre Leiche, der Spaten lag nur wenige Meter entfernt. Auf dem Computer des Verlobten fanden die Ermittler Recherchen nach "der perfekte Mord" und tödlichen Medikamentenmengen. Erst 2019 aber konnten mittels neuer technischer Möglichkeiten Medikamente an einem Haarbüschel und dem Slip Marias festgestellt werden. Im Laufe des Prozesses gab der Mann zu, die Leiche verscharrt zu haben. Die Schuld am Tod der Frau wies er von sich. Sie habe die Tabletten wohl selber genommen, sagte er.
Auf die Frage Cernes, warum sich der Täter nicht von Maria Baumer getrennt habe statt sie zu töten, sagte Benecke: Der Mann habe weder vor seinem sozialen Umfeld noch vor Maria als erfolglos dastehen wollen. Ihm sei klar gewesen, dass er das Studium nicht würde beenden können, was zu einem Beziehungskonflikt mit der ehrgeizigen Maria geführt hätte. "Diesen wollte er vermeiden."
Das Verschwinden Marias habe aus Sicht des Täters zwei Vorteile gehabt: Niemals diesen Konflikt mit ihr austragen zu müssen und seinem Umfeld gegenüber sagen zu können, er könne sein Studium aufgrund der emotionalen Belastung durch Marias Verschwinden nicht abschließen. "Es war also für ihn die perfekte Lösung."
Maria Baumers Schwester sagte in der TV-Sendung, es sei für sie unbegreiflich, warum der Mann die Beziehung mit ihrer Schwester nicht einfach beendet habe. "Dann wäre uns das alles erspart geblieben."