Gerichtsprozess

Bedrückendes Tonprotokoll von Dreifachmord


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Ein Schild mit der Aufschrift "Angeklagter" wird auf die Gerichtsbank gestellt.

Von dpa

Im Prozess um den Dreifachmord in einem Mehrfamilienhaus im Landkreis Augsburg ist am Donnerstag eine bedrückende Tonaufnahme vorgespielt worden. Die vier Schüsse auf die drei Menschen binnen nur 16 Sekunden, Schreie und das Geschehen zuvor und danach am Tatort in Langweid am Lech wurden zufällig von einem der Opfer aufgenommen. Der Mann hatte wohl versehentlich eine Videoaufnahme aktiviert und sich sein Handy in die Hosentasche gesteckt. Auch wenn kein Bild zu sehen ist, verfügte die Kripo so durch ein in solchen Fällen seltenes Beweisstück.

Der angeklagte 65 Jahre alte Deutsche verfolgte das Abspielen des grauenhaften Tondokuments weitgehend emotionslos, wie er auch zuvor schon oft ohne Regungen an dem Prozess vor dem Landgericht Augsburg teilgenommen hatte. Der beschuldigte Sportschütze, der mehrere Waffen legal besaß, macht für den Tatzeitraum eine komplette Erinnerungslücke geltend.

Laut Anklage hatte er im Juli 2023 nach einem langen Nachbarschaftsstreit ein 49 und 52 Jahre altes Ehepaar im gemeinsamen Treppenhaus mit Kopfschüssen quasi hingerichtet. Anschließend soll er eine 72 Jahre alte Nachbarin durch deren Wohnungstür mit einem Schuss in den Kopf getötet und in einem anderen Haus zwei Angehörige der Rentnerin ebenfalls mit Schüssen durch eine Tür verletzt haben.

Auf der Audioaufnahme ist zu hören, wie der Nachbar die Treppe zu seiner Wohnung hinaufgeht, die Tür aufschließt und dann der erste Schuss fällt. Nach den Ermittlungen tötete der Täter den Mann ohne Vorwarnung von hinten. Die Ehefrau, die nur wenige Meter hinter ihrem Partner lief, fing an zu schreien und wurde binnen kürzester Zeit ebenfalls mit zwei Schüssen in den Schädel getötet. Anschließend schoss der Täter eine Etage tiefer bei einer anderen Nachbarwohnung auf Höhe des Türspions durch die Tür. Die 72-Jährige, die wegen der Schüsse hinter der Wohnungstür stand, starb innerhalb von Minuten.

Nachdem der Täter geflüchtet war, kam wenig später die Ehefrau des Angeklagten nach Hause, fand die Leichen und traf auf den Mann der 72-Jährigen, der den Polizeinotruf gewählt hatte, um Hilfe zu holen. "Um Gottes willen" und "Ich werde wahnsinnig", sagte die Frau in dieser Situation immer wieder. "Was macht denn ihr Mann? Wo hat er die Waffe her?", fragte der Nachbar. Die Frau entgegnete, dass ihr Mann doch Sportschütze sei.

Für den Prozess sind noch fünf weitere Verhandlungstage geplant. Das Urteil könnte Ende Juli verkündet werden.


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