E-Autos

BMW kritisiert erst die Politik, dann feiern sie die neue Generation von E-Autos

Ständig neue Vorschriften und eine löchrige Infrastruktur: BMW-Produktionschef liest der Politik in Berlin und Brüssel die Leviten. Der nächste große Schritt für E-Autos der Bayern wurde erst anschließend gefeiert.


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Mitarbeiter stehen in einer Pilotanlage zur Batteriezellenproduktion.

Von Redaktion idowa

In zwei Jahren will BMW eine grundlegend neue Generation von Elektroautos auf den Markt bringen, mit 30 Prozent mehr Reichweite und Ladegeschwindigkeit. Produktionsvorstand Milan Nedeljkovic startete die Musterproduktion der dafür nötigen Batteriezellen am Donnerstag in Parsdorf bei München.

In der kleinen Fabrik wird die industrielle Produktion der von BMW selbst entwickelten Batteriezellen erprobt, die ab 2025 in den Modellen der "Neuen Klasse" zum Einsatz kommen sollen. Entwicklungsvorstand Frank Weber sagte, damit "skalieren wir in Parsdorf dann das beste Produkt in Richtung Serienprozess".

Das Ziel sei eine vollständig kreislauffähige Batteriezelle

Die Zellen für die Batterien wird der Autobauer später zukaufen. Die Pilotlinie ermöglicht es BMW aber, die selbstentwickelte Batteriezelle zusammen mit den späteren Lieferanten zu optimieren. In Parsdorf arbeiten Experten aus Einkauf, Forschung, Entwicklung und Produktion zusammen. Langfristiges Ziel sei eine vollständig kreislauffähige Batteriezelle, teilte das Unternehmen mit. Das sei angesichts der teuren Rohstoffe auch wirtschaftlich notwendig. BMW habe bereits erste Batteriezellen aus 100 Prozent recyceltem Kathodenmaterial hergestellt.

Bei der Zellfertigung werden zunächst Graphit für die Anode und Nickeloxide für die Kathode mit Binde- und Lösemitteln gemischt und auf hauchdünne Metallfolien aufgetragen, "dünner als die Fäden eines Spinnennetzes". Die beschichteten Folien werden dann in das Zellgehäuse eingesetzt, das mit Elektrolyt befüllt wird. Die röhrenförmigen Batteriezellen sind etwa zehn Zentimeter hoch. Sie werden dann von BMW in eigenen Batteriefabriken nahe den Autofabriken zu großen, schweren Hochvolt-Speichern zusammengebaut. Die ersten Modelle der "Neuen Klasse" sollen im ungarischen Debrecen und im Stammwerk München vom Band laufen.

BMW klagt über unzumutbare Verhältnisse für die Industrie

Doch hatte BMW nicht nur positive Nachrichten zu verkünden, der Autobauer hat auch die Bundesregierung sowie die EU deutlich kritisiert. 

Die Wirtschaft sei "zunehmend mit kurzfristig wirkenden Gesetzesänderungen und einer anwachsenden Bürokratie konfrontiert", sagte Nedeljkovic. Das bremse Investitionen aus. Bei der Infrastruktur "fallen wir im internationalen Vergleich zurück. Unzuverlässige Transportwege, hohe Energiekosten, aber auch mangelnde Netzabdeckung sind für einen modernen Industriestandort nicht akzeptabel", sagte der BMW-Produktionschef.

Deutschland und Europa müssten darauf achten, als Industriestandort im Wettbewerb mit anderen Wirtschaftsräumen nicht zurückzufallen. Zu den traditionellen Stärken hier gehörten jedoch das Bildungswesen und das erstklassige Forschungsnetzwerk. Deshalb habe BMW nun in Parsdorf sein Kompetenzzentrum Batteriezellenfertigung für 170 Millionen Euro aufgebaut.