Jahresprognose gesenkt

BMW ruft über 1,5 Millionen Autos zurück – auch Dingolfing betroffen

In China läuft das Geschäft des Autobauers schwächer als erwartet, jetzt kommt noch ein Problem mit zugelieferten Bremsen Millionen Autos dazu. Das verhagelt BMW das Geschäftsjahr – und hat Auswirkungen auf die Region.


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Der Autobauer BMW hat seine Jahresprognose 2024 angepasst. (Symbolbild)

Von dpa

Der Autobauer BMW hat seine Absatz- und Gewinnerwartungen für das laufende Jahr gesenkt. Grund sind zum einen Rückrufe und Auslieferungssperren wegen Problemen bei Bremssystemen von Continental, zum anderen schwache Verkaufszahlen in China.

Der Gewinn vor Steuern dürfte im Vergleich zum Vorjahr nicht nur leicht, sondern um mindestens zehn Prozent zurückgehen, kündigte der Konzern an. Die Probleme bei dem Bremssystem betreffen laut BMW insgesamt mehr als 1,5 Millionen Autos, davon annähernd 150.000 in Deutschland. Zwischen drei und fünf Prozent der gelieferten Bauteile seien fehlerhaft, aber alle müssten überprüft werden. 

Die gesenkte Jahresprognose wird auch Auswirkungen auf das BMW-Werk in Dingolfing haben. Die Situation erfordere dort "Anpassungen des Produktionsvolumens", teilte ein Unternehmenssprecher auf Anfrage mit. "Daher werden am Standort bei Bedarf einzelne Schichten reduziert.“ Auf das Werk in Regensburg wirkt sich die Situation hingegen nicht aus, so der Sprecher weiter.

Störungen in einzelnen Fällen

Es komme in einzelnen Fällen zu Signalstörungen in der Elektronik des Bremssystems, teilte der Konzern weiter mit. Der Fahrer kann zwar bremsen, aber Antiblockiersystem (ABS) und dynamische Stabilitätskontrolle (DSC) stehen dann nicht zur Verfügung. Der Fahrer wird am Bildschirm des Fahrzeugs aufgefordert, zeitnah seine BMW-oder Mini-Werkstatt aufzusuchen.

Die Software-Upgrades könnten auch per Mobilfunk ("over the air") erfolgen. Reparaturen mit Austausch eines Bauteils könnten vier Stunden dauern. Autos, die noch keine Diagnose-Software haben, würden zurückgerufen, um diese Software aufzuspielen. Die Schwierigkeiten verursachen im laufenden Quartal Gewährleistungskosten in hoher dreistelliger Millionenhöhe. Die Auslieferungssperre für 320.000 noch nicht an Kunden übergebene Autos führe weltweit zu negativen Absatzeffekten im zweiten Halbjahr.

Dazu komme auch noch die weiterhin gedämpfte Nachfrage in China. BMW war dort bislang viel optimistischer als die Konkurrenz gewesen. Aber "trotz der Stützungsmaßnahmen der Regierung hält die Kaufzurückhaltung weiter an", teilte das Unternehmen am Dienstag mit.

Absatz und Gewinn unter Vorjahr

Der Vorstand senkte daher seine Jahresprognose: Bei den Auslieferungen an Kunden erwartet er nun keinen leichten Anstieg mehr, sondern einen leichten Rückgang gegenüber dem Vorjahr. Die Ebit-Marge, also der vom Umsatz als Betriebsergebnis bleibende Anteil, dürfte im Autosegment nur noch zwischen 6 und 7 Prozent liegen - bisher hatte BMW 8 bis 10 Prozent angepeilt. Der Gewinn vor Steuern dürfte deutlich unter Vorjahr liegen. Im vergangenen Jahr hatte BMW 2,55 Millionen Autos verkauft, im Kerngeschäft eine Ebitmarge von 9,8 Prozent erzielt und 17,1 Milliarden Euro Gewinn vor Steuern erwirtschaftet.

Continental bildet Rückstellung - Aktien unter Druck

Der Zulieferer Continental teilte mit, dass er für BMW das integrierte Bremssystem fertigt, das teilweise ausgetauscht wird. Die Funktion eines elektronischen Bauteils sei möglicherweise beeinträchtigt. Die Bremsleistung liege aber immer über den gesetzlich geforderten Standards. "Wir haben Rückstellungen im mittleren zweistelligen Millionen-Euro-Bereich gebildet und gehen davon aus, dass dies für den Garantiefall ausreichen wird", teilte Continental mit. BMW kündigte an, Regress zu fordern.

Die BMW-Aktie gab nach der Gewinnwarnung am Nachmittag um fast 8 Prozent nach, die Aktie des Zulieferers Continental fiel um 7 Prozent. Auch andere Automobilwerte rauschten nach unten.

Die deutsche Autoindustrie steckt derzeit in der Krise. Zu allgemeinen Standortproblemen kommen die Lasten der Transformation, das maue Geschäft im größten Einzelmarkt China und die schrumpfende Nachfrage nach Elektroautos in Europa, wo die Unternehmen viel dafür investiert haben. Der deutsche Branchenprimus VW schließt Werksschließungen und Entlassungen in Deutschland nicht mehr aus. Continental, einer der größten Zulieferer, will Tausende Stellen streichen, ZF baut ebenfalls im großen Stil Jobs ab, auch Branchenprimus Bosch muss sparen.