Bayern

Bügel statt Autos

In der ganzen Stadt werden immer mehr Radlparkplätze installiert. In Haidhausen lässtsich gut sehen,wie das aussieht. Zehn Räder haben in einer Auto-Lücke Platz.


Fünf neue Bügel für die Wörthstraße. Ein Autofahrer hat den linken Bügel offenbar schon angefahren und leicht angebogen.

Fünf neue Bügel für die Wörthstraße. Ein Autofahrer hat den linken Bügel offenbar schon angefahren und leicht angebogen.

Von Myriam Siegert

Fahrradabstellplätze massiv ausbauen, das ist eines der Versprechen aus dem grün-roten Koalitionsvertrag - und eines der wenigen in puncto Radverkehr, das schon einigermaßen umgesetzt ist (AZ berichtete).

Insgesamt hat die Stadt in den vergangenen drei Jahren etwa 7350 Fahrradstellplätze errichtet, davon sind rund 1100 überdachte Fahrradstellplätze und 50 Lastenradstellplätze.

Ein Bezirk, in dem der Wandel besonders auffällt, ist Au-Haidhausen. Wer mit offenen Augen durchs Viertel geht, merkt es. An immer mehr Stellen stehen plötzlich neue Fahrradbügel - und zwar dort, wo zuvor Pkw-Parkplätze waren.

"Auf dem Platz eines Pkw können zehn Fahrräder parken", erklärt Nina Reitz (SPD), die als Mitglied des Mobilitätsausschusses des Bezirksausschusses (BA) Au-Haidhausen selbst einige der Bügel beantragt hat.

sized

Die Lothringer Straße bekam drei Bügel. Auch der Eisenrahmen des Begrenzungsschilds macht als Radlbügel eine ganz ordentliche Figur.

sized

Wieder eine Fünfergruppe von Bügeln, diesmal an der Metzstraße. Sie sind von zwei Seiten per Verkehrsschild abgegrenzt.

sized

Eine neue Vierergruppe an Bügeln in der Balanstraße: Der früher markierte Parkplatz ist noch deutlich zu sehen. Mindestens acht Radl haben hier jetzt Platz, zwei pro Bügel.

Der BA Au-Haidhausen hat in den letzten Monaten und Jahren viele solcher neuer Fahrradabstellplätze beantragt und das Baureferat war zuletzt sehr zügig dabei, dies umzusetzen. "Da geht gerade richtig viel voran", freut sich Reitz.

Die Fahrradbügel dienen gleich mehreren Zwecken: Zum einen bieten sie freilich Platz, Radl abzustellen. Dies soll die oftmals arg zugeparkten Gehwege entlasten. Nutzen sollen die neuen Stellplätze sowohl den Besuchern im Viertel und Kunden von Geschäften, als auch den Anwohnern.

Denn, so Nina Reitz, viele hätten in ihren Häusern oder Innenhöfen gar keine Möglichkeit
, Räder abzustellen oder müssten dorthin einige Stufen oder Treppen überwinden - und das vielleicht auch noch schwer bepackt oder mit Kind. "Wer aber sein Rad sicher und komfortabel vor dem Haus parken kann, steigt auch leichter aufs Fahrrad um", so Reitz.

Ein weiterer Zweck, den die Stellplätze erfüllen, dient der Verkehrssicherheit an Abbiegungen oder Kreuzungen, indem sie mehr Übersichtlichkeit schaffen. "Der Unterausschuss hatte die Aufgabe bekommen, Kreuzungen zu benennen, die sicherer werden müssen", erklärt Reitz.

Auserkoren wurde dafür etwa die Kreuzung Sedan- und Metzstraße. Indem hier sowohl Fahrradbügel als auch Poller angebracht wurden, können die breiten abgesenkten Gehwege nicht mehr von Autos und Lieferfahrzeugen zugeparkt werden. Autos, Radler und Fußgänger sind füreinander nun besser sichtbar.

Zu finden sind die neuen Stellplätze nicht nur an besagter Kreuzung. Auch beispielsweise an der Abzweigung Sedan- und Comeniusstraße, in der Lothringerstraße, der Balanstraße, der Jugendstraße, an der Orleansstraße vor dem Bürgerbüro, und an der Rosenheimer Straße nahe dem S-Bahnhof kann man sie bewundern. Ebenso in der Rablstraße, hier auch mit Lastenradstellplätzen, an der Wörthstraße, in der Pariser Straße und der Eduard-Schmid-Straße.

Und weitere sollen folgen: In seiner Februarsitzung, beantragte der BA mehrheitlich, in der Kirchenstraße, 15 Radlständer zu montieren. Sie sollen möglichst nah am Haidenauplatz auf der vom Platz gesehen rechten Seite entstehen. Ein oder zwei Kfz-Stellplätze sollen dafür umgewidmet werden. Denn derzeit sieht es so aus: Weil hier etwa 30 Fahrradstellplätze fehlen, werden derzeit hier Grünflächen und Baumgräben mit Radeln zugeparkt. Am Alten- und Servicezentrum an der Wolfgangstraße wurden zudem neue Stellplätze für Lastenräder geschaffen. Geht es nach einigen Radl-Fans, müssten von diesen noch weit mehr ausgewiesen werden.

An den neuen Fahrradbügeln lassen sich nämlich die meisten Lastenradmodelle schlecht abstellen, weil sie schlicht zu lang sind. Nina Reitz ist das Problem bewusst, erst einmal hätten aber "normale" Radlstellplätze Priorität, erklärt sie.