Tradition in Abensberg

Die Landtagswahlen werden den Frühschoppen am Gillamoosmontag bestimmen

Die Reden in Abensberg werden wohl vor allem von den Ost-Wahlen am Wochenende geprägt sein. Die Ampel dürfte dabei eher nichts zu lachen haben. Eine Vorschau.


Fünf Zelte, ein Stadl und drei Locations außerhalb der Festwiese: Der rhetorische Schlagabtausch lädt zum direkten Vergleich ein.

Fünf Zelte, ein Stadl und drei Locations außerhalb der Festwiese: Der rhetorische Schlagabtausch lädt zum direkten Vergleich ein.

Der Tag nach einer Wahl ist in der Regel ganz der Aufarbeitung gewidmet: Parteivorstände tagen, Spitzenvertreter sprechen in die Fernsehkameras und versuchen, das Beste aus den eigenen Ergebnissen zu machen. All das wird auch an diesem Montag stattfinden - in Dresden, Erfurt und Berlin. Aber eine Wahlnachlese der ganz anderen Art steht in Niederbayern auf dem Programm: der Politische Frühschoppen am Gillamoos in Abensberg (Kreis Kelheim).

Die Landtagswahlen am Sonntag in Sachsen und Thüringen werden den rhetorischen Schlagabtausch in Abensberg bestimmen. In beiden Freistaaten könnte die AfD den ersten Platz belegen. Gleichzeitig dürfte das Abschneiden der CDU eine Rolle bei der Entscheidung über die Kanzlerkandidatur der Unionsparteien spielen, die in den kommenden Wochen ansteht.

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Bayerns Ministerpräsident Markus Söder (CSU, r.) holt sich als Unterstützung seinen hessischen Amtskollegen Boris Rhein (CDU) nach Abensberg.

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Freie-Whähler-Chef Hubert Aiwanger hat schon viele Jahre Gillamoos-Erfahrung.

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Die AfD setzt auf den österreichischen Brachialrhetoriker Gerald Grosz.

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Für die Grünen spricht Anton Hofreiter, der Vorsitzende des Europaausschusses im Bundestag.

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Die SPD setzt auf Alexander Schweitzer, den neuen Ministerpräsidenten von Rheinland-Pfalz.

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Mit FDP-Bundestagsfraktionschef Christian Dürr wagt sich ein bundespolitisches Schwergeicht der Ampel auf den Gillamoos.

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Hauptrednerin der ÖDP ist die Landesvorsitzende Agnes Becker.

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Für die Bayernpartei spricht Parteichef Florian Weber.

Gleich drei Ministerpräsidenten treten diesmal auf

Mit Spannung wird man jedenfalls beobachten, wie einer der beiden möglichen Kandidaten, CSU-Chef Markus Söder, am Gillamoos auftritt. Nachdem er im Vorjahr noch gemeinsam mit seinem Konkurrenten, dem CDU-Vorsitzenden Friedrich Merz, auf der Bühne gestanden war, holt sich der bayerische Ministerpräsident diesmal Unterstützung von seinem hessischen Amtskollegen Boris Rhein (CDU). Das kann man auch als Signal sehen, schließlich hat Rhein nach seiner ersten Landtagswahl als Ministerpräsident die Grünen aus der Landesregierung geworfen und durch die SPD ersetzt - ganz im Sinne Söders, der die Option Schwarz-Grün strikt ausschließt.

Nur wenige Meter entfernt wird beim Gillamoos sogar noch ein dritter Ministerpräsident auftreten, nämlich der von Rheinland-Pfalz. Alexander Schweitzer von der SPD ist erst seit Kurzem im Amt und soll bei den schwer angeschlagenen bayerischen Sozialdemokraten Optimismus verbreiten. Das wird schwierig, denn die SPD kann froh sein, wenn sie nach den Wahlen am Sonntag überhaupt noch in den Landtagen in Dresden und Erfurt vertreten ist.

Bei der Ampel gibt es wohl kein Stimmungsfeuerwerk

Und ihr bayerischer Landesverband muss sich nach dem Rücktritt von Florian von Brunn als Parteivorsitzender und Fraktionschef im Landtag erst mal neu aufstellen. In Abensberg dürfen die verbliebene Landesvorsitzende Ronja Endres und Generalsekretärin Ruth Müller ans Rednerpult.

Noch schlechter ist die Ausgangslage für die anderen beiden Ampel-Parteien. Den Grünen droht sowohl in Sachsen als auch in Thüringen der Rauswurf aus dem Landtag. Sie verzichten diesmal auf Unterstützung aus anderen Bundesländern und lassen stattdessen Anton Hofreiter, den streitbaren Vorsitzenden des Europaausschusses im Bundestag, ihre Landesvorsitzende Eva Lettenbauer und ihren Vize-Fraktionschef im Landtag, Johannes Becher, sprechen. Für Becher ist es der erste größere Auftritt in Vertretung seiner Vorgesetzten Katharina Schulze, die in Babypause geht.

Der Hubert-Aiwanger-Hype ist etwas abgeklungen

Der Wählerzuspruch für die FDP in Sachsen und Thüringen ist mittlerweile so gering, dass sie in vielen Umfragen gar nicht mehr extra ausgewiesen wird. Dennoch wagt sich mit Christian Dürr, dem Fraktionsvorsitzenden der Liberalen im Bundestag, ein politisches Schwergewicht aus Berlin auf den Gillamoos. Flankiert wird er vom Landesvorsitzenden Martin Hagen und der niederbayerischen Bezirksvorsitzenden Nicole Bauer.

Deutlich mehr Andrang dürfte es wieder bei den Freien Wählern geben, auch wenn der Hubert-Aiwanger-Hype von vor einem Jahr mittlerweile etwas abgeklungen ist. Der Freie-Wähler-Chef bewegt in Niederbayern eben die Massen - anders als in Sachsen und Thüringen, wo seine Partei erneut an der Fünf-Prozent-Hürde scheitern dürfte. An Aiwangers Seite spricht mit dem Landshuter Landrat Peter Dreier ein langjähriger Weggefährte.

Derbe Sprüche drohen im Abensberger Schlossgarten

Die derbsten Sprüche dürfte es heuer aber außerhalb der Festwiese geben - die AfD läuft wieder im Schlossgarten in der Altstadt auf. Der Hauptredner ist in Niederbayern schon bekannt: Es ist der frühere österreichische Präsidentschaftskandidat Gerald Grosz, der Bayerns Ministerpräsidenten beim AfD-Aschermittwoch 2023 in Osterhofen (Kreis Deggendorf) als "Södolf" bezeichnet hatte. Dafür hat ihn das Amtsgericht Deggendorf zu einer Geldzahlung von knapp 15.000 Euro verurteilt, wogegen Grosz in Berufung gegangen ist.

Nach Informationen der Deutschen Presse-Agentur (dpa) hat die Staatskanzlei mittlerweile erneut Strafantrag gegen Grosz gestellt. Das Ermittlungsverfahren wird von der Generalstaatsanwaltschaft München geführt, bestätigte die Behörde auf dpa-Anfrage. Grosz hatte im österreichischen Fernsehen 2023 über Söder gesagt, "dass es der größte Trottel ist, der mir je in meinem ganzen Leben begegnet ist".

Der Strafantrag sei gestellt worden, wenige Tage nachdem die Pläne für den neuen Auftritt bekannt gegeben worden seien. "Das stinkt nach vorauseilendem Gehorsam oder gar einer Weisung und unerlaubter Einflussnahme auf die Justiz", heißt es in einer Mitteilung von Grosz. Neben Grosz dürften auch eine ganze Reihe von bayerischen AfD-Politikern die Ergebnisse der Partei in Sachsen und Thüringen feiern. Zu den Rednern gehören der Landesvorsitzende Stephan Protschka und die Fraktionschefin im Landtag, Katrin Ebner-Steiner.

Eines der traditionsreichsten Volksfeste Bayerns

Ebenfalls abseits der Festwiese beteiligen sich zwei außerparlamentarische Kleinparteien am rhetorischen Schlagabtausch. Die ÖDP bietet ihre Landesvorsitzende Agnes Becker, den Kelheimer Kreisvorsitzenden Peter Michael Schmalz und den niederbayerischen Bezirksrat Urban Mangold als Redner auf. Für die Bayernpartei sprechen der Parteivorsitzende Florian Weber, der niederbayerische Bezirksvorsitzende Anton Maller und der Kelheimer Kreisvorsitzende Florian Geisenfelder. Die Linke und das Bündnis Sahra Wagenknecht beteiligen sich - anders als beim Politischen Aschermittwoch im Februar - nicht am Gillamoosmontag.

Der Gillamoos, der wie immer rund um das erste Wochenende im September stattfindet, ist mit einer über 700-jährigen Geschichte eines der traditionsreichsten Volksfeste Bayerns. Überregional bekannt ist es für die Politiker-Auftritte am letzten Festtag. Die Besonderheit: Im Gegensatz zum Politischen Aschermittwoch finden alle Reden nur wenige Schritte voneinander entfernt statt - wer mag, kann von Zelt zu Zelt gehen und vergleichen.

Überblick: Wer wann wo spricht

Acht Parteien versammeln sich am Montag in Abensberg zum Politischen Gillamoos. Eine Übersicht über Orte, Beginnzeiten und Redner auf der Festwiese:

  • CSU: Hofbräuzelt, 10.00 Uhr; Markus Söder und Boris Rhein
  • Freie Wähler: Weißbierstadl, 10.00 Uhr; Hubert Aiwanger und Peter Dreier
  • Grüne: Weinzelt, 10.35 Uhr; Anton Hofreiter, Eva Lettenbauer und Johannes Becher
  • SPD: Härteis-Festzelt, 10.00 Uhr; Alexander Schweitzer, Ronja Endres und Ruth Müller
  • FDP: Gillamoosicci-Zelt, 10.00 Uhr; Christian Dürr, Martin Hagen und Nicole Bauer

Außerhalb der Festwiese:

  • AfD: Schlossgarten (Aventinusplatz), 10.00 Uhr; Gerald Grosz, Stephan Protschka und Katrin Ebner-Steiner
  • ÖDP: Stanxxs (Aumühlstraße 1), 10.00 Uhr; Agnes Becker, Peter Michael Schmalz und Urban Mangold
  • Bayernpartei: Gasthof Jungbräu (Weinbergerstraße 8), 11.00 Uhr; Florian Weber, Anton Maller und Florian Geisenfelder