Bayern

Ein bisserl Stress für ein neues Zuhause

Seit zwei Wochen bietet das Münchner Tierheim erstmals nach der Pandemie wieder Besuchertage an. Warum erst jetzt? Ein AZ-Besuch bei Hund, Katze und Meerschweinchen


Tierpflegerin Sabrina Bock bereitet gerade das Abendessen für die Hund zu.

Tierpflegerin Sabrina Bock bereitet gerade das Abendessen für die Hund zu.

Von Carmen Merckenschlager

München - Oben zwitschert's, drüben bellt's, im einen Haus riecht es nach Stroh, im anderen nach Hundefutter. Rund 800 Tiere sind derzeit im Tierheim an der Riemer Straße untergebracht. Davon sind etwa 300 Kleintiere wie Hamster oder Kaninchen.

Seit zwei Wochen dürfen die Tiere hier wieder besucht werden. Das war lange nicht so. Durch die Pandemie samt Lockdown war das Tierheim für Besucher gesperrt. Theater, Kinos oder Fußballstadien sind längst wieder geöffnet, warum hat das im Tierheim so lange gedauert?

Die Besuchertage bedeuten für die Tiere Stress

"Wir haben lange überlegt, es gab Stimmen, die Besuchstage gar nicht wieder einzuführen", sagt Pressesprecherin Kristina Berchtold. Der einfache Grund: Die Tage bedeuten Stress für die Tiere.

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Jährlich werden rund 4.000 Tiere im Tierheim aus Privathaushalten abgegeben. Dazu kommen noch etwa 1.000 Fundtiere.

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Der kleine Degu posiert neugierig für die AZ.

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Die vielen Kaninchen werden mit Salat versorgt. Der wird dem Tierheim häufig von Supermärkten gespendet.

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Katze Saskia in ihrem Zimmer im Katzenhaus. Sie sucht ein neues Zuhause.

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Die zehnjährige Natalia übergibt dem der Kinderbeauftragten des Tierheims, Bianca Dölle, 40 Euro. Geinsam mit ihren Freundinen hat sie das Geld gesammelt. Das macht auch Mama Tanja stolz.

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Romy Schneider und ihr Partner Hermann Schröpfer haben sich im Tierheim in einen kleinen Hund verliebt.


Schließlich sei man aber zu dem Schluss gekommen, dass die Besuchszeiten nicht komplett verzichtbar sind. Schließlich sollen die Tiere vermittelt werden. Und das funktioniere am besten, wenn die Tiere zuerst besucht werden können.

"Vor Ort verlieben sich die Leute in die Tiere", sagt Berchtold. Deshalb hat sich das Tierheim entschlossen, wieder aufzumachen und den Tieren Besuchertage zuzumuten - damit sie ein neues Zuhause finden können.

Am Samstag feiert das Tierheim Frühlingsfest

Im Vergleich zu vor der Pandemie sind es allerdings nur noch zwei statt vorher fünf Tage pro Woche. Kommenden Samstag findet zusätzlich ein Frühlingsfest samt Programm statt, um bei den Besuchern die Tierliebe zu entfachen.


So richtig viel los ist beim AZ-Besuch am Mittwoch nicht. Allerdings ist das Wetter am Nachmittag auch besonders greislig. So hat zum Beispiel Tierpflegerin Sabrina Bock im Hundehaus ein wenig mehr Zeit, etwaige Fragen der Besucher zu beantworten.

Für eine umfassende Beratung muss aber ein Termin vereinbart werden, sonst kommen die Pfleger nicht hinterher.


Zum Schauen und vielleicht sogar Streicheln sind auch die Rentner Romy Schneider und ihr Partner Hermann Schröpfer am Mittwoch ins Tierheim gekommen. Schneider hat in der Zeitung gelesen, dass wieder geöffnet ist. "Wir sind große Tierliebhaber", sagt sie. Heute wollen sie nur schauen. Aber es klingt, als hätten sich die beiden bereits in einen kleinen Hund verliebt.

Das Tierheim bietet auch Führungen für Kinder an

Auch die zehnjährige Natalia und ihre Freundinnen sind ganz begeistert, dass sie das Tierheim wieder besuchen können. Sie sind nicht nur zum Schauen da, sondern überreichen gerade eine 40-Euro-Spende an die Kinderbeauftragte Bianca Dölle vor dem Katzenhaus. "Wir haben einen Stand aufgebaut und Gebasteltes verkauft. Mit dem Geld wollen wir den Tieren helfen", sagt die Zehnjährige stolz.


Das Geld kann das Tierheim gut gebrauchen. "Wir wollen nicht jammern", sagt Sprecherin Berchtold. Aber ein wenig mehr Förderung durch Freistaat oder Kommunen könnte das Tierheim gut gebrauchen. Die Kosten für Energie und Futter steigen - genauso wie die Abgabezahlen.

Die Abgabezahlen steigen seit Jahren

Eine Entwicklung, die sich laut Berchtold auch schon vor Corona abzeichnete, durch die Pandemie aber verschärft wurde. "Oft unterschätzen Leute den Aufwand, die Tiere werden krank oder die Halter wollen plötzlich doch in den Urlaub fahren, die Tiere landen dann bei uns", erklärt Berchtold.

Eigentlich sei das Tierheim immer voll, momentan aber noch tragbar. "Wir wissen, dass es wieder mehr wird", so die Sprecherin. Im Frühsommer kommen Kätzchen auf die Welt, andere geben ihre Tiere ab, um reisen zu können. Für Hunde gibt es sogar Wartelisten. Die Zahlen steigen jedes Jahr um diese Zeit.


Damit auch Tiere wie Katze Saskia eine Chance bekommen, braucht es die Besucher. Saskia wurde von einem Auto angefahren und ist seither inkontinent. Dafür ist sie verschmust und Kinderfan. Sie sucht ein Zuhause mit gesichertem Freigang.

Wer ein Tier adoptieren möchte, sollte immer auch Geduld mitbringen

Was Berchtold betont: "Wir sind kein Warenhaus. Wenn nicht sofort eine Vermittlung zustande kommt, bitten wir um Geduld", sagt sie. Schließlich müssten Tier und Halter gut zusammenpassen. Und ob's passt, lässt sich eben am besten bei einem persönlichen Besuch herausfinden.

Das Frühlingsfest im Tierheim in der Riemer Straße 270 findet am Samstag von 10 bis 17 Uhr statt. Geboten sind Musik, Showeinlagen, Kinderschminken, Infostände und mehr.
Weitere Infos unter tierschutzverein-muenchen.de