Grundschule

Einschulungskorridor: Viel Wirbel um nichts?


Der Zeitpunkt der Einschulung soll zukünftig mehr im Ermessen der Eltern liegen. (Symbolbild)

Der Zeitpunkt der Einschulung soll zukünftig mehr im Ermessen der Eltern liegen. (Symbolbild)

Von Stefan Karl

Das Staatsministerium für Unterricht und Kultus möchte den Termin für die Einschulung künftig flexibler gestalten. Nicht mehr nur auf das Alter, sondern auf die Reife der Kinder soll dabei geachtet werden. Das letzte Wort sollen die Eltern haben. Darüber, ob ihr Kind, wenn es zum Stichtag im schulpflichtigen Alter ist, eingeschult wird - oder eben nicht. So weit, so unspektakulär. Unzufrieden ist der Bayerische Lehrerinnen- und Lehrerverband (BLLV) - hauptsächlich mit der geplanten Umsetzung. Zu überhastet, zu unorganisiert würde das laufen.

"Jede Flexibilisierung tut den Schulanfängern gut", pflichtet die BLLV-Präsidentin Simone Fleischmann den akademischen Pädagogen bei. Kinder seien in ihrer Entwicklung sehr unterschiedlich: "Ein Vierjähriger kann so weit wie ein Siebenjähriger sein. Und wir alle wissen, dass es Siebenjährige gibt, die sich auf dem Stadium eines Vierjährigen befinden." Flexibilisierung sei also die Antwort. Nach Planung des Kultusministeriums kommt diese zum Schuljahr 2019/2020.

So weit so gut. Das Haar in der Suppe für den Lehrerverband: Die Einführung komme gleichzeitig etwas zu spät und viel zu früh: Für das nun kommende Schuljahr hätten die meisten Informationsveranstaltungen bereits stattgefunden, Eltern und Kinder seien ausführlich beraten worden und die Entscheidung sei für die meisten Kinder bereits getroffen. Die neuen Ansagen aus dem Ministerium würden jetzt Verwirrung stiften, Eltern verunsichern und die Planungen der Schulleiter durcheinander wirbeln. Viele Eltern würden es sich mit der geplanten Einschulung in diesem Jahr nochmal überlegen. Aus Verunsicherung oder falsch veranstandenem Verantwortungsbewusstsein. Für die Kinder, die sich schon auf die Schule gefreut hatten, wäre das eine Enttäuschung.

Vertauschte Rollen bei der Entscheidung

Fakt ist aber auch: Bereits in der Vergangenheit haben die Schulämter versucht, dem Wunsch der Eltern zu entsprechen, wenn sie ihr Kind bei der Einschulung noch ein Jahr zurückstellen wollten. Nur sind die Rollen nun vertauscht - Empfehlung des Schulleiters, Entscheidung der Eltern. Die Fälle, in welchen das faktisch zu anderen Ergebnissen führt, dürften sich an einer Hand abzählen lassen.

Das Kultusministerium ist in jedem Fall von der Vorgehensweise überzeugt: Der Übergang sei gut geplant und werde begleitet. Auf Anfrage von idowa schreibt Elena Schedlbauer vom Staatsministerium für Unterricht und Kultus: "Zum Schuljahr 2019/2020 wird ein Einschulungskorridor eingeführt für Kinder, die zwischen dem 1. Juli und dem 30. September sechs Jahre alt werden. Sie sind sogenannte Kann-Kinder."

Kultusminister Michael Piazolo betonte in einer bereits am Montag veröffentlichten Stellungnahme: "Die Einführung des Einschulungskorridors wird sehr sorgfältig vorbereitet. Wir unterstützen die Schulen rechtzeitig mit allen notwendigen Informationen. Das Anmelde- und Einschulungsverfahren an den Schulen erfährt durch den Einschulungskorridor keine wesentlichen Veränderungen."

Weniger Planungssicherheit

So viel anders als bisher werde es bei der ersten "Korridor-Generation" ohnehin nicht laufen. Die Kinder durchlaufen eine Einschulungsuntersuchung. "Auf Grundlage der gewonnenen Erkenntnisse berät die Schule die Erziehungsberechtigten und gibt ihnen eine Empfehlung. Die Erziehungsberechtigten entscheiden auf dieser Basis dann frei, ob ihr Kind zum kommenden oder nächsten Schuljahr eingeschult wird. Die Beratung und Empfehlung kann den Eltern als Entscheidungsgrundlage dienen. Mit dieser Neuregelung wird dem Elternwillen in besonderem Maße Rechnung getragen."

Was natürlich etwas durcheinander kommt, ist die Planung der Schulleiter. Die konnten schon sehr früh die Klassenstärken ausrechnen und die entsprechenden Planungen in Angriff nehmen. Hier geht sicherlich ein Stück Reichweite in der Planung verloren.