Notfall
Erneut mehrere Schulen in Bayern nach Bombendrohung geräumt
24. Oktober 2023, 7:59 Uhr
In Bayern sind am Dienstag erneut an mehreren Schulen Bombendrohungen eingegangen. Polizeipräsidien berichteten von Drohungen an Schulen in Bayreuth und Hollfeld in Oberfranken, an einer Schule in Straubing sowie im schwäbischen Friedberg. Auch fünf Schulen in München sowie eine in Neumarkt in der Oberpfalz waren betroffen. Ähnliche Vorfälle gab es am Dienstag neben Bayern auch in vier weiteren Bundesländern.
Bis auf die Schulen in München wurden die Gebäude vorsorglich geräumt oder Schüler und Lehrer noch vor dem Betreten des Gebäudes zurückgewiesen. Anschließend wurden die Schulen durchsucht, um eine Gefahr auszuschließen. Die Polizei setzte dabei auch sogenannte Sprengstoffhunde ein.
In einer der Münchner Schulen gab es laut Polizei zeitgleich einen Feueralarm, der aber nach ersten Erkenntnissen nicht im Zusammenhang mit der Drohung steht. Das Gebäude sei wegen des Alarms geräumt worden. An den anderen Münchner Standorten gab es dazu demnach keinen Anlass.
An der Alexander-von-Humboldt-Schule in Bayreuth und der Gesamtschule in Hollfeld seien in der Nacht zu Dienstag Drohungen per Mail eingegangen und am Morgen entdeckt worden, teilte ein Sprecher der Polizei mit. Nach und nach seien dann Meldungen über ähnliche Fälle an weiteren Schulen im Bundesgebiet eingegangen, hieß es. Das Absuchen der beiden Schulen blieb ohne Ergebnis. Der Unterricht fiel für den restlichen Tag aus.
"Der Schutz und die Gesundheit aller Mitglieder der Schulfamilien haben für uns höchste Priorität. Im Zweifel geht immer die Sicherheit vor", sagte Kultusminister Michael Piazolo (Freie Wähler). Generell obliege die Einschätzung von Drohschreiben und E-Mails immer den Experten der Polizei sowie dem Innenministerium. Überall im Freistaat stehe den Mitgliedern der Schulfamilien zudem das speziell ausgebildete Kriseninterventions- und -bewältigungsteam bayerischer Schulpsychologinnen und Schulpsychologen mit Rat und Tat zur Seite. Ferner gebe es an jeder Schule eine Schulpsychologin beziehungsweise einen Schulpsychologen sowie ein schulisches Krisenteam.
"Die aktuellen Bedrohungen sind dabei nicht nur an den direkt betroffenen Schulen, den dortigen Mitarbeiter, Lehrerinnen und Lehrer sowie Schülerinnen und Schüler ein Thema, sondern man spricht auch an allen anderen Schulen darüber", betonte Piazolo. Bayerns Lehrkräfte verstünden es aber sehr gut, "auf ihre Schülerinnen und Schüler einzugehen, sie zu betreuen, zu unterstützen und auch zu sensibilisieren."
Die Polizei in Oberfranken ermittelt bereits seit Freitag vergangener Woche zu den Hintergründen, nachdem die Gesamtschule in Hollfeld eine Drohung erhalten hatte. "Es besteht eine gewisse Ähnlichkeit", sagte der Polizeisprecher. Ob die Mails vom selben Absender stammen, sei noch unklar. Der Verfasser der Drohschreiben in Oberfranken hat laut Polizei erneut versucht, "Bezug zur Hamas herzustellen". "Die Absicht, eine unbeteiligte Person als vermeintlichen Absender zu diskreditieren, war in beiden Fällen nicht erkennbar", hieß es. Die Drohschreiben in München nehmen den Angaben zufolge ebenfalls Bezug auf die Hamas und den Gaza-Krieg.
Die Ermittler in Bayern sprechen sich demnach mit anderen betroffenen Dienststellen ab. Diese seien auch weiterhin für die Ermittlungen verantwortlich, sagte ein Sprecher des bayerischen Landeskriminalamts am Dienstag. "Die tauschen sich eng aus."
Zu dem Drohschreiben an eine Schule in Neumarkt teilte das Polizeipräsidium Oberpfalz mit, diesem ließen sich Bezüge zum Ukraine-Konflikt entnehmen.
Die Hintergründe der Drohungen sind weiter unklar. Möglicherweise könne es darum gehen, das Sicherheitsempfinden der Bevölkerung zu schwächen und Unmut gegen Israel zu schüren, hieß es am Dienstag aus Sicherheitskreisen zur dpa.
Auch in Straubing ist es nach Angaben der Polizei bereits die zweite Drohung gegen eine Schule in Folge. Bereits am Montagnachmittag war eine Schule nach einer "ähnlichen Drohung" letztlich ohne Hinweise auf eine Gefahr durchsucht worden. Eine Absuche am Dienstag blieb ebenso ohne Ergebnis. Einen Bezug der Drohschreiben zur Hamas oder dem Ukraine-Krieg gebe es in Straubing aber nicht, sagte eine Sprecherin der Polizei.
Der Freistaat war nicht allein betroffen: Auch Schulen in Nordrhein-Westfalen, Thüringen, Sachsen und Berlin erhielten Drohungen.
Bereits am Montag wurden vier Schulen in Regensburg, Augsburg und in Cham in der Oberpfalz wegen Bombendrohungen durchsucht. Dabei wurde ebenfalls nichts Verdächtiges entdeckt. Die Ermittlungen zu den Hintergründen der Drohungen laufen noch, sagte eine Sprecherin des Präsidiums Schwaben Nord am Dienstag. Auch an Schulen in Erfurt, Solingen, Mönchengladbach, Mannheim und Karlsruhe sowie beim ZDF in Mainz gab es am Montag nach Drohungen größere Polizeieinsätze.