Bayern
Fleischlose Geschmackssache: Neuer veganer Burgerladen überzeugt nicht ganz
26. Februar 2023, 16:32 Uhr aktualisiert am 26. Februar 2023, 16:32 Uhr
München - Geschmack ist subjektiv. Diese Binsenweisheit hat sich für die AZ beim Besuch des neuen veganen Burgerladens Swing Kitchen in der Maxvorstadt bestätigt.
Die Österreicher Charly und Irene Schillinger möchten die Fast-Food-Szene aufmischen. Mit ihrem Systemgastronomie-Konzept Swing Kitchen legten die beiden überzeugten Veganer mit Standorten in Wien, Graz, Innsbruck, Berlin und Bern schon eine kleine Erfolgsgeschichte hin. Mitte Februar haben sie ihr zwölftes Restaurant eröffnet - und damit das erste in München.
Schräg gegenüber des Fast-Food-Giganten McDonald's an der Gabelsberger Ecke Augustenstraße probiert sich seit ein paar Wochen ein recht junges Publikum durch die rein veganen Burger-Varianten. Die sechs verschiedenen Burger kosten zwischen 7,90 und 9,40 Euro. Wer 5,50 Euro drauflegt, bekommt noch ein Getränk und eine Beilage (Pommes, Salat oder Coleslaw) dazu. Das Menü kostet so zwischen 13,40 und 14,90 Euro.
Auch Nuggets, entweder Chili Cheese oder auf Sojabasis, stehen auf der Karte sowie einige Desserts wie Tiramisu oder Mandel-Nougat-Traum.
Nutztierhaltung ist Klimakiller Nummer 1
"Wir haben bei jeder einzelnen Komponente darauf geachtet, das möglichst Beste für Tier, Mensch und Umwelt auszuwählen. Da die Nutztierhaltung Klimakiller Nummer 1 ist, war sofort klar, dass wir ausschließlich vegane Produkte anbieten würden", sagt Gründer Charly Schillinger und versichert, dass - so weit möglich und erhältlich - Lebensmittel aus regionalem und gentechnikfreiem Anbau bevorzugt werden.
Ich habe es probiert und mich für den laut Webseite beliebtesten Burger, den Swing Burger mit Soja Patty, BBQ-Soße, Salat, frischer Tomate, Gewürzgurke und Röstzwiebeln entschieden.
Dazu bestellte ich Pommes rot-weiß, den Krautsalat Coleslaw und ein Getränk.
Der Burger wird direkt nach der Bestellung zubereitet und wer ihn nicht mitnimmt, bekommt ihn zusammen mit den Beilagen auf ein Tablett und sucht sich einen Platz.
Statt eines Getränks stellen die überaus freundlichen Mitarbeiter einen Emaille-Becher dazu. Den kann man sich, so oft man möchte, an der Getränkestation auffüllen. Da gibt es neben Wasser, Eistee und Apfelschorle auch diverse Sodas von Zitrone über Kirsche bis Holunder. Besonders habe ich mich über die Waldmeister-Limo gefreut, denn eine solche habe ich seit meiner Kindheit weder getrunken noch auf irgendeiner Speisekarte gesehen.
Wer süße Getränke mag, wird seine Freude an dem Automaten haben. Es macht Spaß, sich durch die bunten Drinks zu kosten.
Die Pommes frites mit Ketchup und veganer Mayonnaise waren knusprig und gut. In Kombination mit dem Ketchup merkt man nicht sofort, dass die Mayonnaise hier vegan ist.
Der Coleslaw schmeckt mild, aber ebenfalls gut. Die Kombination mit den Röstzwiebeln passt.
Am Nebentisch sitzt ein junges Paar, das sich nicht mehr einkriegt vor lauter Begeisterung. Die beiden haben kein anderes Gesprächsthema als das "mega gute", "soooo leckere" und "einfach geile" Essen hier.
Das freut mich. Denn ich bin zwar Fleischesserin, empfinde aber jedes schmackhafte vegane Essen als Bereicherung für die Umwelt.
Leider konnte ich beim Biss in meinen Swing Burger nicht in die Lobeshymnen mit einstimmen. Die anfängliche Befürchtung, ich hätte in meiner Gier aus Versehen ein Stück vom Papier abgebissen, in das der Burger gewickelt war, hat sich leider nicht bestätigt. Die Semmel schmeckt auf eine dominante Art fad und nach Pappe.
Aber einen Burger isst man nicht wegen der Semmel. Im Mittelpunkt steht der Bratling, und der ist im Gegensatz zur Semmel gut - fast zu gut - gesalzen. Allerdings ist auch dieser kein Hochgenuss. Die Konsistenz ist sehr weich, geschmacklich fehlt es - außer dem erwähnten Salz - einfach an Würze.
Der Salat und die Soßen auf dem Burger waren gut, das Highlight die Gewürzgurke.
Man soll vegane Produkte nicht mit Fleisch vergleichen. Aber in diesem Fall komme ich nicht umhin. Denn obwohl ich keine große Burger-Liebhaberin bin und meinen Fleischkonsum stark reduziert habe, bekam ich beim Genuss des Swing Burgers großen Appetit, in einen richtigen Burger aus Rindfleisch zu beißen. Dem Gelüst habe ich selbstverständlich nicht im Fast-Food-Lokal gegenüber nachgegeben.
Denn satt machen die veganen Burger auf jeden Fall. So satt, dass für Nachtisch kein Platz mehr war. Stattdessen gab's noch einen Schuss Waldmeister-Limo in die Tasse - und ich war mit dem Swing Burger versöhnt.
HORIZIANTALE LINIE
Gabelsbergerstraße 63
Mo bis So 11 bis 22 Uhr