Bayern
Gegen rechten Terror: Gedenkort für OEZ-Attentats-Opfer
22. Januar 2023, 18:01 Uhr aktualisiert am 22. Januar 2023, 18:01 Uhr
Im Schaufenster liegt ein großes Gesteck aus weißen Rosen und Nelken mit Trauerflor. Im Innern des kleinen Ladens in der Dienerstraße 13 hängen neun schwarzgerahmte Zeichnungen: Porträts von Armela Segashi, Can Leyla, Dijamant Zabërgja, Guiliano Kollmann, Hüseyin Dayicik, Roberto Rafael, Sabina S., Selcuk Kilic und Sevda Dag. Sie alle, acht Jugendliche und eine Mutter, sind am 22. Juli 2016 am OEZ von einem rechtsextremen 18-Jährigen ermordet worden.
Unter den Porträts haben Hinterbliebene und Freunde kleine Erinnerungsstücke gelegt, Kerzen angezündet und Blumen gestellt. Unter Giulianos steht ein kleiner Pokal, die der fußballbegeisterte Teenager 2007 als bester Torwart der U-11 bekommen hatte. Unter Dijamants Porträt liegt eine Engelsfigur mit der Inschrift: "Die Liebe hört niemals auf."
Mitten im Zentrum, gegenüber von Ludwig Beck, gibt es seit gestern einen Ort des Gedenkens für die Opfer des rechtsextremen Attentats. Gestaltet wurde er von den Familien, Freunden und Unterstützern. Der Raum soll ein Ort der Begegnung werden. Für sechs Monate hat ihn die Stadt der Initiative "München Erinnern" kostenfrei zur Verfügung gestellt. "Alle, die hier vorbeikommen, sind herzlich eingeladen, mit uns ins Gespräch zu kommen", sagt Mit-Initiatorin Patrycja Kowalska.
"Wir wollen diesen Ort dazu nutzen, die Öffentlichkeit/Gesellschaft zu informieren und auf das rechtsextremistische Motiv aufmerksam zu machen", sagt Sibel Leyla, deren Sohn Can am 22. Juli 2016 ermordet wurde.
Auf den Tag genau sechs Jahre und sechs Monate liegt die Tat am Eröffnungstag des Gedenkraums zurück. Etwa 50 Menschen sind gekommen, teils auch Überlebende anderer rechter Anschläge. "Es war ein langer, mühsamer und zermürbender Kampf für uns, dass die Tat erst im Nachgang als rechtsextremer Terrorakt anerkannt wurde," sagt Sibel Leyla. Die Familien wünschen sich schon seit Jahren einen Gedenk-Raum - ohne zeitliche Befristung. Viele meinen, er sollte dort entstehen, wo damals fünf der Jugendlichen erschossen wurden: im McDonald's am OEZ. Für Sibel Leyla ist die Vorstellung unerträglich, dass dort längst wieder Menschen Spaß haben und feiern.