Präventionsnetzwerk
„Kein Täter werden“ jetzt auch in München
10. Februar 2021, 14:50 Uhr aktualisiert am 7. April 2023, 6:33 Uhr
Ab sofort bietet das Klinikum der Ludwig-Maximilians-Universität (LMU Klinikum) als assoziierter Standort des Präventionsnetzwerks "Kein Täter werden" Menschen mit pädophiler Neigung therapeutische Hilfe unter Schweigepflicht.
Das Bayerische Staatsministerium der Justiz finanziert die von Prof. Dr. Kolja Schiltz geleitete Präventionsambulanz am LMU Klinikum. Ziel des Hilfsangebotes ist es, Sexualstraftaten an Kindern sowie den Konsum von Kinderpornographie zu verhindern und Menschen, die unter ihrer pädophilen Neigung leiden, ein straffreies und gesellschaftlich integriertes Leben zu ermöglichen. Es orientiert sich an dem gleichnamigen Pilotprojekt, das es seit 2005 an der Charité - Universitätsmedizin Berlin gibt.
Mit dem neuen Standort in München arbeiten nun bundesweit dreizehn Standorte im Präventionsnetzwerk "Kein Täter werden" nach gemeinsamen Qualitätsstandards. Unterstützt wird das Netzwerk seit seiner Gründung auch durch die Deutsche Kinderschutzstiftung Hänsel + Gretel.
Für Betroffene ist die Neigung und einhergehende Stigmatisierung häufig Grund für eine schwere psychische Belastung, wie Prof. Dr. Schiltz, Leiter des Standorts München, aus der Praxis berichtet: "Allein schon, dass die Personen die Möglichkeit haben, sich zu melden und mit jemandem zu reden, entlastet die Menschen".
"Die Häufigkeit einer pädophilen Neigung wird - bislang erhobenen Daten zufolge - auf bis zu 1 Prozent der männlichen Bevölkerung geschätzt", erklärt Prof. Dr. Dr. Klaus M. Beier, Sprecher und Initiator des Präventionsnetzwerks. Bei den bisher zwölf deutschlandweiten Anlaufstellen konnten seit der Gründung im Jahr 2005 über 1.000 Patienten eine Therapie beginnen. In Bayern gibt es nun mit Bamberg und München zwei Anlaufstellen für Menschen mit Pädophilie.