Technik
Laserfunk-Start-up Mynaric in Not
17. Januar 2025, 05:00 Uhr
Eine weitere mit großen Ankündigungen gestartete deutsche High-Tech-Hoffnung ist in eine existenzbedrohende Krise geraten: Das an der US-Börse Nasdaq gelistete Münchner Laserkommunikations-Start-up Mynaric hält sich nur noch mit Überbrückungskrediten über Wasser, geprüft wird eine Sanierung nach dem Restrukturierungsgesetz StaRUG. Am 24. Februar soll nun zumindest die im vergangenen Jahr verschobene Hauptversammlung stattfinden, wie eine Sprecherin mitteilte.
Mynaric ist eine Ausgründung aus dem Deutschen Luft- und Raumfahrtzentrum (DLR) und stellt mit seinen 300 Mitarbeitern Terminals für die Datenübertragung per Laserstrahl her, sowohl für große Konstellationen erdnaher Satelliten als auch für Flugzeuge.
Aufgrund des stetig wachsenden Datenverkehrs halten quasi alle einschlägigen Fachleute den Laserfunk für eine Spitzentechnologie mit Zukunftspotenzial. Mynaric verweist auf Schätzungen von Fachmedien, denen zufolge die Zahl der Satelliten in der Erdumlaufbahn sich von 950 im Jahr 2010 bis Mai 2024 auf über 10.000 vervielfacht hat - und es werden voraussichtlich noch viele weitere folgen. So will die EU eine eigene Satelitenflotte namens "Iris2" aufbauen, um im Weltall nicht auf die USA oder andere Nationen angewiesen zu sein.
Ursprünglich wollte Mynaric bereits ab dem Jahr 2020 operative Gewinne erzielen. Manche Start-ups starten mit wenig mehr als großen Versprechungen, doch Mynaric hatte sowohl eine Technologie als auch Produkte. Dennoch rutschte die Firma immer tiefer in die roten Zahlen: Im Jahr 2023 wies Mynaric einen Nettoverlust von 93,5 Millionen Euro aus, hinzu kamen kurz- und langfristige Schulden in Höhe von 168 Millionen Euro, wie im Geschäftsbericht nachzulesen ist. An der US-Börse Nasdaq ist Mynaric seit 2021 gelistet, doch dort droht wegen Nichterfüllung der Anforderungen der Rauswurf. Die Aktie hat dramatisch an Wert verloren.
Für 2024 hat der Vorstand ein operatives Minus von 55 Millionen Euro in Aussicht gestellt, die Umsatzerwartung wurde Anfang Januar ein weiteres Mal gesenkt, von zuvor 16 bis 24 auf nur noch gut 14 Millionen Euro. Hauptursache sind schier endlose Verzögerungen bei der Auslieferung der "Condor Mk3" getauften Laserfunkterminals für Satelliten, für die Mynaric unter anderem Verspätungen bei den Zulieferern verantwortlich macht. Die bereits im Sommer 2021 angekündigte Serienproduktion startete schließlich erst Ende des ersten Quartals 2024. Der Markt ist umkämpft: Zu den Konkurrenten zählt unter anderem die Airbus-Tochter Tesat.
"Aufgrund von Kundenvereinbarungen können wir nicht mitteilen, wie viele Terminals bislang produziert wurden", sagte eine Sprecherin in den USA - dort ist der wichtigste Markt, und ein Hauptkunde ist die US-Regierung. Produziert wird in München, doch die Mynaric-Chefetage ist auf die Vereinigten Staaten konzentriert.
So droht nun das Geld auszugehen. Im Herbst vereinbarte Mynaric mit seinen Geldgebern Überbrückungskredite in Höhe von 16,5 Millionen Dollar, an Heiligabend ein weiteres kurzfristiges Darlehen über fünf Millionen Dollar. Alle drei Kredite laufen am 31. Januar aus.
Eine mögliche Sanierung nach dem sogenannten StaRUG gab Mynaric Anfang Dezember bekannt, doch bislang gab es keine weiteren definitiven Nachrichten. Das Gesetz soll Krisenunternehmen Insolvenzen ersparen, macht es börsennotierten Unternehmen jedoch möglich, ihre Aktionäre ersatzlos herauszudrängen. Ob und wann ein StaRUG-Verfahren eingeleitet wird, könne nicht beantwortet werden, sagte die Sprecherin unter Verweis auf rechtliche Implikationen. Das solle dem Kapitalmarkt "in Übereinstimmung mit den einschlägigen Rechtsvorschriften und Regulatorik" mitgeteilt werden.
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