Jahrelanges Leid

Mann wegen Vergewaltigung von Tochter verurteilt


Das Gerichtsgebäude für das Amtsgericht, das Landgericht I und II in München, das Oberlandesgericht und die Staatsanwaltschaft in der Nymphenburger Straße.

Das Gerichtsgebäude für das Amtsgericht, das Landgericht I und II in München, das Oberlandesgericht und die Staatsanwaltschaft in der Nymphenburger Straße.

Von dpa

Jahrzehntelang hat ein Mann seine eigene Tochter immer wieder vergewaltigt - ein Martyrium, für das ihn das Landgericht München I nun zu einer Freiheitsstrafe von zehn Jahren und 6 Monaten verurteilt hat. Vergewaltigung in 271 Fällen lastete das Gericht dem 75-Jährigen am Mittwoch an, in einem der Fälle dazu noch Körperverletzung. Die Staatsanwaltschaft hatte zuvor zwölf Jahre Freiheitsstrafe gefordert. Das Urteil ist noch nicht rechtskräftig.

"Niemals habe ich sie vergewaltigt", hatte der Mann zu Prozessbeginn vor rund einer Woche die Vorwürfe bestritten. Alles sei freiwillig gewesen. Bei einer Person unter 14 kommt es rechtlich nie auf die Frage einer angeblichen Einvernehmlichkeit an. Sexuelle Handlungen an einer Person unter 14 Jahren sind in Deutschland illegal.

"Sie haben das Leben Ihrer Tochter ruiniert", hieß es in der Urteilsbegründung an den Mann gerichtet. Die Übergriffe hätten begonnen, als die Tochter sieben Jahre alt war. In den 1990er Jahren bekam sie sogar ein Kind von ihrem Vater. Mittlerweile ist die Frau laut Staatsanwaltschaft Mitte 50.

Zudem hatte der Mann das Mädchen in allen Lebensbereichen nahezu lückenlos kontrolliert und es bereits im Kindesalter systematisch von seinem Umfeld isoliert. Das Gericht sprach von unsichtbaren Gitterstäben, die er um sie errichtet habe: "Es war ein enger, kalter und hässlicher Käfig, in dem sie ihre Tochter gehalten haben". Auch die Staatsanwaltschaft hatte zu Beginn von einem "über Jahrzehnte hinweg aufrechterhaltenen Klima der Gewalt und Ausweglosigkeit" gesprochen. Erst die Familie der Frau hatte das Martyrium beendet und die Polizei eingeschaltet.