Bayern

München 2023: Wie München Photovoltaik ausbauen will

Theoretisch könnte ein Viertel des Münchner Strombedarfs durch Solarenergie gedeckt werden. Doch die Stadt ist davon nochweit entfernt.


Bauarbeiter montieren auf einem Privathaus Solaranlagen. Nach dem Willen der Stadt sollen auch städtische Gebäude mehr Photovoltaik bekommen.

Bauarbeiter montieren auf einem Privathaus Solaranlagen. Nach dem Willen der Stadt sollen auch städtische Gebäude mehr Photovoltaik bekommen.

Von Christina Hertel

München soll ja, das sagen viele, die keine Angst vor Floskeln haben, die nördlichste Stadt Italiens sein. Und tatsächlich scheint die Sonne hier nicht gerade wenig: Ein Viertel des Strombedarfs aller Münchner könnte sie erzeugen. Davon geht das Umweltreferat aus. Doch noch eine ganze Weile wird dieser Satz im Konjunktiv bleiben: Momentan werden laut den Stadtwerken nur drei Prozent des Münchner Strombedarfs durch Solar gedeckt.

Er sei angesichts dieser Zahlen nicht zufrieden, sagt Grünen-Fraktionschef Dominik Krause. In diesem Jahr will seine Fraktion die Ziele für den Solarausbau verdoppeln. Auch das Umweltreferat will im zweiten Quartal dem Stadtrat einen "Masterplan Solares München" vorlegen. Darin will das Referat einen "Ausbaupfad" aufzeigen, heißt es von der Pressestelle.

Im Koalitionsvertrag haben sich Grüne und SPD auf das Ziel geeinigt, pro Jahr 15 Megawatt Solarzubau zu erreichen. Das entspricht dem Strombedarf von etwa 5000 Haushalten, in denen zwei Personen leben. Heuer wollen die Grünen beantragen, dieses Ziel auf 30 Megawatt in den Jahren 2024 und 2025 zu verdoppeln. Ab 2026 soll sich das Ziel dann noch mal auf 60 Megawatt erhöhen.

Allerdings verfehlt die Stadt ihre Ziele schon jetzt, sagt Krause. Statt 15 Megawatt sei es bloß gelungen, zehn Megawatt mit PV zuzubauen. Er sieht deshalb vor allem die Stadtwerke in der Pflicht. Denn in der Vergangenheit hätten die zu wenig gemacht, um Solarenergie auch in der Region voranzutreiben.

Tatsächlich kündigen auch die Stadtwerke einen Solarausbau an. Auf 500 privaten Eigenheimen wollen sie Solaranlagen errichten ebenso wie auf Mietshäusern in Freiham, die der Stadt gehören. Auch auf der Stadtwerke-Zentrale, auf einer großen U-Bahn-Wartungshalle in Fröttmaning, auf den Dächern des Busbahnhofs Olympiazentrum sollen bald Solarplatten liegen. Insgesamt entspricht das laut SWM einer Fläche von elf Fußballfeldern. Trotzdem können auch in 2023 laut SWM nur 3,5 Prozent des Münchner Strombedarfs durch Solarenergie gedeckt werden.

Unzufrieden ist Dominik Krause auch mit den städtischen Wohnungsbaugesellschaften GWG und Gewofag. Eigentlich sei 2020 der Beschluss gefasst worden, dass auf allen Neubauten Photovoltaik installiert wird und auf zehn Prozent pro Jahr bei den Bestandsgebäuden nachgerüstet wird.

Doch dies ist nicht passiert. Die GWG hat 2020 und 2021 gar keine Solaranlagen anbringen lassen. Bei der Gewofag waren es in diesem Zeitraum Anlagen auf zwei Gebäuden. So geht es aus einer Beschlussvorlage hervor.

"Das ist absolut nicht akzeptabel", sagt Krause. Seine Fraktion werde nun darauf drängen, dass die Beschlüsse umgesetzt werden. Trotz allem ist Krause optimistisch, dass die neuen noch ambitionierteren Ziele eingehalten werden können.

Noch Anfang 2023 soll die städtische PV-Dachagentur mit ihrer Arbeit beginnen. Sie soll Gebäudeeigentümer und PV-Anbieter vernetzen. Ihr Personal wurde laut Krause auf Antrag der Grünen hin um vier Stellen aufgestockt.

Hoffnung, dass durch den Solarausbau die Strompreise bald fallen, machen die Stadtwerke nicht: An der Strombörse, wo der Großhandelspreis für Strom festgelegt wird, werde nicht zwischen konventionell produziertem Strom (z. B. aus Gas, Kohle, Kernenergie) und grünem Strom aus erneuerbaren Energien unterschieden. Stattdessen bestimme das für einen Zeitraum teuerste Kraftwerk den Strompreis (derzeit in der Regel die Gaskraftwerke).

Krause hingegen betont, dass sich Solaranlagen auch preislich lohnen können - und zwar, wenn man den Strom gleich selbst nutzt. Die Stadt fördert deshalb seit Oktober Steckersolaranlagen für den Balkon. 1100 Anträge sind etwa eingegangen. Um die zehn Prozent des Strombedarfs eines Haushalts lassen sich damit laut Krause erzeugen. Und diese Menge muss man nicht den Stadtwerken abkaufen.