Bayern
München-Box: Leichter ans Päckchen kommen
13. Januar 2023, 17:14 Uhr aktualisiert am 13. Januar 2023, 17:14 Uhr
Im Internet den Warenkorb vollladen, geht auf der Couch, abends, wenn die Geschäfte längst geschlossen haben. Doch an das Paket ranzukommen, wenn man morgens um neun im Büro sitzen muss, kann zur Herausforderung werden. Schließlich machen viele Paketshops schon um 18 Uhr Feierabend.
Die Post hat das Problem erkannt. In München gibt es inzwischen um die 170 Packstationen. Seit Kurzem auch eine an einer Tram-Haltestelle. Allerdings kann man dort nur DHL-Pakete abgeben. Für Hermes, DPD, Fed-Ex und alle anderen Anbieter muss man weiterhin auf nette Nachbarn oder auf einen Shop mit arbeitnehmerfreundlichen Öffnungszeiten hoffen.
Der Münchner Stadtrat will das ändern. Schon 2021 beantragte die CSU die Einführung einer "München Box". Dahinter steckt die Idee einer Paketbox, in die alle Anbieter von Hermes bis DHL ihre Päckchen legen und die Kunden diese jederzeit dort abholen können. SPD-Stadtrat Nikolaus Gradl wünscht sich mindestens an jeder Münchner U-Bahnstation, also an 100 Orten in der Stadt, eine solche Box.
Am Mittwoch will der Stadtrat im Mobilitätsausschuss beschließen, dass die Verwaltung gemeinsam mit der Bahn und der Münchner Verkehrsgesellschaft ein Konzept dafür ausarbeitet. Noch klingen die Pläne vage, frühestens 2025 rechnet das Mobilitätsreferat damit, dass die Boxen stehen.
Dabei gibt es das Angebot in Norddeutschland schon seit zwei Jahren: Die "Hamburg Box" steht an mehr als 20 Bahnhaltestellen in der Hansestadt. 14 Lieferanten nutzen die Box inzwischen. Um das Päckchen abzuholen, generieren Nutzer einen Zugangscode, den sie an der Station eingeben müssen.
In Hamburg funktioniert es. Doch München tut sich schwerer. Im Mai wiesen die Stadtwerke darauf hin, dass für Paketboxen in U-Bahnhöfen ein eigenes aufwendiges Brandschutzkonzept erstellt werden müsse. Ein eigener brandschutztechnisch abgetrennter Raum sei notwendig, der durch eine Brandschutztür abgesichert ist. Auch eine eigene Stromversorgung müsse sichergestellt werden.
Trotz dieser Hürden initiierten die Stadtwerke und die Regierung von Oberbayern ein Pilotprojekt - an den Haltestellen "Studentenstadt" und "Ostbahnhof". Es zeigte sich, dass kein Anbieter die Boxen wegen der hohen Auflagen kostendeckend betreiben kann.
Nun muss die Stadt nach Flächen an der Oberfläche suchen. Doch der SPDler Gradl hält die Zwischengeschosse von U-Bahnen weiterhin für geeignet. Schließlich stehen dort oftmals Kioske leer, meint er. Auch Wirtschaftsreferenten Clemens Baumgärtner (CSU) findet: Statt Bedenken vorzuschieben, sollten die Boxen einfach mal ausprobiert werden - und zwar nicht erst 2025.
Den Beschluss zur "München Box" fasst der Stadtrat am Mittwoch im Rahmen einer größeren Strategie zum Wirtschaftsverkehr in München. "Wir wollen erreichen, dass die Zustellung von Tausenden von Paketen in München ohne Emissionen stattfindet", sagt Gradl.
Eine Möglichkeit dafür sind Lastenräder (siehe Text unten). Doch momentan müssen die Anbieter ihre Pakete oftmals noch irgendwo am Straßenrand von dem Transporter auf die Lastenräder verladen. Das soll sich ändern.
Auf dem Viehhof-Gelände (an der Tumblingerstraße, südlich des neuen Volkstheaters) soll ein Lastenrad-Logistik-Zentrum für alle Anbieter und Handwerker entstehen. "Hier können Anbieter ihre Pakete überdacht und zentral auf Lastenräder umladen, die dann in die Viertel fahren", sagt Gradl.
Wenn es am Viehhof klappt, soll das Konzept auf andere Stadtteile übertragen werden.