Rehkitzrettung mit Drohnen

Über 300 Rehkitze vor dem Mähtod gerettet


Eng ins Gras geduckt bleiben die Rehkitze liegen, wenn Gefahr herrscht. Diese vermeintliche Sicherheit ist oftmals ihr Tod, denn die Landwirte sehen die Tiere im hohen Gras nicht, sodass jedes Jahr wieder im Frühling viele von ihnen den Mähmaschinen zum Opfer fallen.

Eng ins Gras geduckt bleiben die Rehkitze liegen, wenn Gefahr herrscht. Diese vermeintliche Sicherheit ist oftmals ihr Tod, denn die Landwirte sehen die Tiere im hohen Gras nicht, sodass jedes Jahr wieder im Frühling viele von ihnen den Mähmaschinen zum Opfer fallen.

Von Ulla Britta Baumer

Nach vier erlebnisreichen Monaten zieht der neue Verein Rehkitzrettung TIR e.V. aus Friedenfels (Kreis Tirschenreuth) in der Oberpfalz eine großartige Bilanz. Die Rettung von Rehkitzen vor dem Mähtod auf den Wiesen mittels Drohneneinsatz war in der ersten Vereinssaison überaus erfolgreich.

Es war November 2019, als sich in der Schlossschenke in Friedenfels Jäger, Landwirte und Privatpersonen einfanden, um den Verein "Rehkitzrettung TIR e.V." zu gründen. Ziel der neuen Vereinigung ist die Rettung von Rehkitzen vor dem grausamen "Mähtod" in den Wiesen. Um die Tiere aufzuspüren, setzt der Verein Drohnen ein.

Die Mitglieder unter Leitung von Eberhard Freiherr von Gemmingen-Hornberg aus Friedenfels und Annette Gleißner aus Tirschenreuth starteten ihre Tätigkeit hochmotiviert. Dann kam Corona. "Wir waren frustriert und dachten, wir müssen für dieses Jahr gleich wieder aufgeben", sagt Annette Gleißner bei einem Treffen des Vorstands.

In der ersten Zwischenbilanz Ende Juli kann der Verein aber auf erfolgreiche vier Monaten blicken. Die Retter sind selbst erstaunt, was bewirkt werden konnte. "Wir haben über 300 Rehkitze vor dem Tod bewahrt", liest Annette Gleißner vor Freude strahlend aus ihren Notizen. "Eine beachtliche Zahl, wenn man bedenkt, was für Anfangsschwierigkeiten wir hatten", fügt Baron von Gemmingen-Hornberg an.

Anfragen von Landwirten mitten in der Nacht

Beide sind äußerst zufrieden mit der Resonanz der Landwirte. Denn niemand habe vorher wissen können, wie ihre Aktionen angenommen werden. Nach ersten Veröffentlichungen meldeten sich aber immer mehr Landwirte an. "Die Nachbarn kamen während der Einsätze an den Rand der Wiesen, wo wir aktiv waren, und fragten, ob wir gleich bei ihnen weitermachen." Sogar mitten in der Nacht sei sie angerufen worden, ob jemand kommen könne am Morgen vor der Mahd.

Als Paradebeispiel nennt Annette Gleißner die Ortschaft Matzersreuth bei Tirschenreuth, wo alle Landwirte integriert waren. "Wir fanden offene Türen", ist Annette Gleißner begeistert von derart viel Engagement. Interessierte hätten sich aber auch aus Neustadt/Waldnaab, Weiden und Wunsiedel sowie Bayreuth gemeldet. Damit sei ein weiteres Vereinsziel erreicht worden, den Drohneneinsatz auch den Nachbarlandkreisen schmackhaft zu machen.

Mit einfachen Körben wurden sage und schreibe 300 Rehkitze innerhalb von vier Monaten aus den Wiesen getragen. Nach der Mahd wurden sie von den Vereinsmitgliedern wieder freigesetzt. Die Einsätze erforderten über Wochen hinweg einen hohen emotionalen wie zeitlichen Aufwand von den durchwegs ehrenamtlich tätigen Vereinsmitgliedern. Aber alle wirkten gern mit, um so viele als möglich von diesen zauberhaften, kleinen Wesen vor dem Mähtod zu bewahren.

Mit einfachen Körben wurden sage und schreibe 300 Rehkitze innerhalb von vier Monaten aus den Wiesen getragen. Nach der Mahd wurden sie von den Vereinsmitgliedern wieder freigesetzt. Die Einsätze erforderten über Wochen hinweg einen hohen emotionalen wie zeitlichen Aufwand von den durchwegs ehrenamtlich tätigen Vereinsmitgliedern. Aber alle wirkten gern mit, um so viele als möglich von diesen zauberhaften, kleinen Wesen vor dem Mähtod zu bewahren.

"Wegen Corona war die Kitzrettung für uns alle eine große Herausforderung", spricht Baron Gemmingen-Hornberg die Anfangshürden an. Er bedankt sich insbesondere beim Landratsamt, wo eine Ausnahmegenehmigung für Teameinsätze im Sinne des Naturschutzes unbürokratisch und rasch erteilt wurde. Der Baron dankt aber auch den Drohnenteams, Landwirten, Privatpersonen und Jägern. "Nur durch die Mithilfe vieler Gruppen konnten wir viel erreichen."

Annette Gleißner ist immer noch gefesselt von anrührenden Szenen in der Morgensonne, wenn die Ricken ihre Kitze nach deren Freilassung wieder abgeholt und in den Wald geführt haben. "Das waren die schönsten Momente und manchmal habe ich geweint vor Freude."

Verein sucht weitere Drohnenpiloten

Baron Gemmingen-Hornberg hebt das harmonische Zusammenwirken von Tierschützern, Jägern und Landwirten hervor. Als positiven Nebeneffekt stellt er fest, es sei das gegenseitige Verständnis gewachsen. "Unterschiedliche Interessengruppen zogen an einem Strang." Nach einer Erholungsphase nutzt der Verein den kommenden Herbst und Winter für die Anwerbung weiterer Mitglieder und Drohnenpiloten sowie für Schulungen der Piloten. Baron Gemmingen-Hornberg richtet seinen Appell um weitere Mithilfe insbesondere an die Jäger.

Weiter vorangetrieben werden soll im zweiten Vereinsjahr die Suche nach Spendern und Förderern. Wer den Verein persönlich oder mit einer Spende unterstützen möchte, kann sich über die Homepage www.rehkitzrettung-tir.de oder per E-Mail tir@kitzrettung-obepfalz.de informieren und Kontakt aufnehmen. Spenden können auf das Konto DE09 7539 0000 0000 3902 08 Volksbank Raiffeisenbank Nordoberpfalz eG eingezahlt werden.