Bayern

Um den CSD gibt's Zoff

Der Wirt des Schwulen-Lokals "Deutsche Eiche" wird nicht am CSD teilnehmen. Weil die CSU keinen eigenen Wagen haben darf


Die große Parade beim CSD, hier ein Foto aus dem vergangenen Jahr, hat immer viele Besucher und Teilnehmer. Die CSU soll nicht mitlaufen, finden die Organisatoren. Doch daran gibt es Kritik.

Die große Parade beim CSD, hier ein Foto aus dem vergangenen Jahr, hat immer viele Besucher und Teilnehmer. Die CSU soll nicht mitlaufen, finden die Organisatoren. Doch daran gibt es Kritik.

Von Christina Hertel

München - Dietmar Holzapfel, der mit dem Hotel "Deutsche Eiche" im Glockenbachviertel einen der ältesten Schwulen-Treffs Münchens betreibt, wird dieses Jahr mit keinem Wagen am CSD dabei sein. Und dahinter steckt ausgerechnet die CSU.

Aber der Reihe nach: Die Münchner CSU-Fraktion darf heuer nicht an der Parade des Christopher Street Days teilnehmen. Die Fraktion hatte sich um einen Wagen beworben, doch die Veranstalter lehnten ab. Die Begründung: Das Grundsatzprogramm der CSU sei nicht mit den Werten der LGBTIQ*-Community vereinbar.

Zuvor hatten Teile der CSU gefordert, eine Lesung in der Stadtbibliothek zu verbieten (AZ berichtete).

Dort wollen eine Dragqueen und ein Dragking Kindern vorlesen. Allerdings soll es hauptsächlich um Themen wie Rollenwechsel und Verkleidung gehen - und nicht um Sexualität. Die Aufregung war trotzdem groß.

Natürlich sei die Forderung nach einem Verbot von der CSU kurzgegriffen gewesen, sagt Holzapfel. Die CSU hätte sich erstmal informieren müssen, um was es bei der Veranstaltung wirklich geht, findet der Wirt. Aber dass der CSD die CSU komplett ausschließe, sei auch nicht richtig.

Offensichtlich hat Holzapfel zur CSU einen ganz guten Draht. Zum Beispiel war er erst im März zu Gast beim Podcast der bayerischen Staatsregierung. Mit Ministerpräsident Markus Söder (CSU) sprach er darüber, warum Bayern als einziges Bundesland keinen Aktionsplan gegen die Diskriminierung von queeren Bürgern hat.

Parteimitglied ist Holzapfel nicht

Der ehemalige CSU-Bürgermeister Josef Schmid durfte in Holzapfels Apartment hoch über den Dächern der Stadt bei einer Charity-Veranstaltung Geld für arme Senioren sammeln. Und als die Lesben und Schwulen in der Union (LSU) zum ersten Mal einen eigenen Wagen beim Münchner CSD hatten, habe er dafür gespendet, sagt Holzapfel. Ein Parteimitglied ist der Wirt nicht. Aber CSUler schätzen, dass er einer sei, der allen zuhört.

"Wer Toleranz fordert, muss auch selber tolerant sein", sagt Holzapfel. Eine Stunde habe er mit dem Veranstalter des CSD telefoniert. Umstimmen konnte er ihn allerdings nicht. "Einzelne CSU-Politiker*innen mögen, was die Belange von LGBTIQ* angeht, ein ernsthaftes Anliegen haben. Für die Partei und ihr Grundsatzprogramm gilt das leider nicht", schreibt ein Sprecher des CSD nach dem Telefonat der AZ.

Und: "Wir fänden es schade, wenn Herr Holzapfel nicht am CSD teilnimmt, denn er unterstützt die Community seit Jahren nach Kräften."

Die Absage schmerzt den Wirt

"Mir tut es schon weh", sagt auch Holzapfel. Schließlich habe er sich mit dem Wagen immer viel Mühe gemacht. Andererseits will er auch kein Teil einer Veranstaltung sein, die andere ausschließt.

Er glaubt außerdem, dass man eine Veränderung der Politik auf diese Weise nicht erreicht. "Im Podcast hat Söder gesagt, es sollte egal sein, wen man liebt", erzählt Holzapfel. "So eine offene Tür sollte man doch nicht gleich wieder schließen."

Lieber wäre ihm, wenn sich der CSD so verhielte wie der Vater im biblischen Gleichnis des verlorenen Sohnes. In diesem verprasst ein Sohn das Erbe seines Vaters und als er nach Hause zurückkehrt, nimmt ihn der Vater mit offenen Armen wieder auf.