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Warten an der Donau - Keine Entspannung beim Hochwasser


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Wasser wird über eine mobile Hochwasserschutz-Wand aus dem Kloster Weltenburg zurück in die Donau gepumpt.

Von dpa

Neuer Regen, vielleicht auch Gewitter: Der Hochwassernachrichtendienst Bayern kann längst noch keine Entwarnung geben. Auch wenn an den Zuflüssen zur Donau die Fluten vielerorts langsam zurückgehen und die Höchststände weitgehend erreicht seien - nun trifft das Hochwasser zunehmend die Donau selbst. Die höchste Meldestufe vier wurde dem aktuellen Lagebericht zufolge unter anderem an der Donau von Regensburg bis Straubing erreicht, in Passau werde es am Montagabend so weit sein. In Donauwörth erwarten die Experten den Hochwasserscheitel für Montagnachmittag. In Kehlheim werde der Fluss im Laufe des Tages in den Bereich eines 20-jährlichen Hochwassers steigen.

Der Deutsche Wetterdienst erwartet am Montag südlich der Donau und im Bayerischen Wald wieder Schauer und schauerartigen Regen, im weiteren Tagesverlauf teils schwere Gewitter. Auch heftiger Starkregen sei wieder möglich.

Donauwörth sperrt wichtige Brücke

Im schwäbischen Donauwörth geht über eine der zwei Hauptverkehrsbrücken nichts mehr - sie wurde gesperrt. Zudem sei die angrenzende Bundesstraße 2 zwischen Nordendorf und Mertingen nicht mehr befahrbar, teilte das Landratsamt Donau-Ries am Montag mit. Umleitungen seien eingerichtet. Auch in den Bereichen Rain und Nördlingen seien Straßen gesperrt. Nach Angaben eines Sprechers des Landratsamtes kamen hunderte evakuierte Menschen entweder privat oder in Notunterkünften unter.

Weiter Suche nach Vermissten

Einsatzkräfte haben einen im Hochwasser vermissten Feuerwehrmann im schwäbischen Offingen noch nicht gefunden. "Die Suche wird weiter fortgesetzt werden", sagte ein Polizeisprecher am Morgen. Details gab er zunächst nicht an. Der 22-Jährige war in der Nacht zum Sonntag in der Gemeinde im Landkreis Günzburg mit einem Boot der DLRG-Wasserrettung unterwegs gewesen. Das mit fünf Einsatzkräften besetzte Boot war aufgrund starker Strömung gegen 2.50 Uhr gekentert. Vier Einsatzkräfte konnten sich demnach aus eigener Kraft an Land retten. Im oberbayerischen Landkreis Pfaffenhofen an der Ilm war in derselben Nacht bereits ein Feuerwehrmann bei einer Rettungsaktion ums Leben gekommen.

Neben dem 22-Jährigen wurde am Sonntag im oberbayerischen Schrobenhausen auch eine Frau vermisst. Rettungskräfte vermuteten sie in einem überfluteten Keller. Wegen der gefährlichen Lage konnten Helfer aber bis zum Abend nicht nach ihr suchen. Ob sie mittlerweile gefunden wurde, konnte ein Polizeisprecher am Montag zunächst nicht sagen.

Scholz in Bayern

Erst das Saarland, nun Bayern: Zum zweiten Mal binnen weniger Wochen reist Bundeskanzler Scholz (SPD) in ein Flutgebiet. Mit Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD) wird er in Reichertshofen erwartet. Wie so viele andere Ortschaften wurde der oberbayerische Markt von Wassermassen überschwemmt. Ursache war der heftige Dauerregen, der vielerorts Flüsse und Bäche über die Ufer treten ließ. Etliche Kommunen riefen den Katastrophenfall aus.

Am Abend spitzte sich die Lage in den schwäbischen Landkreisen Günzburg und Donau-Ries zu. Mehrere Orte nahe Auchsesheim wurden evakuiert. Die Behörden befürchteten, dass der ohnehin schon massiv durchweichte Damm der Schmutter überspült werden könnte. Auch die Donau und die Zusam sind in der Nähe. Kritisch war die Situation auch in Manching im Landkreis Pfaffenhofen an der Ilm.

Wenige Kilometer entfernt bei Baar-Ebenhausen war am Sonntag der Damm an zwei Stellen gebrochen und hatte die Orte geflutet. Im niederbayerischen Landkreis Straubing-Bogen wurde in der Nacht zu Montag ein Anstieg des Pegelstandes der Donau über die Meldestufe 4 hinaus erwartet, der Scheitelpunkt dann zur Mitte der Woche.

Vor allem in Schwaben und Oberbayern standen Häuser und Straßen unter Wasser, Menschen mussten zum Teil mit dramatischen Rettungsaktionen aus ihren Häusern in Sicherheit gebracht werden. Sogar Autobahnen wurden abschnittsweise gesperrt. Und Alltag ist nicht in Sicht: Dort, wo das Wasser sich langsam zurückzieht, fängt das Aufräumen an.

Schüler bleiben zu Hause

So manche Schulkinder dürften vorerst zu Hause bleiben. Viele Schulen in besonders betroffenen Regionen hatten den Präsenzunterricht für Montag abgesagt, auch Kitas oder Förderzentren sollten zu bleiben, etwa in den Landkreisen Aichach-Friedberg, Dillingen, Freising, Günzburg, Neuburg-Schrobenhausen, Neu-Ulm oder Pfaffenhofen an der Ilm. Für jüngere Schulkinder wurden oft Notbetreuungen eingerichtet.

Baden-Württemberg leiht Einsatzkräfte an Bayern aus

Angesichts der anhaltenden Hochwasserlage entsendet Baden-Württemberg Einsatzkräfte in den nahe der eigenen Landesgrenze liegenden bayerischen Landkreis Günzburg. Auf Ersuchen des Freistaates Bayern seien drei Einsatzeinheiten "Sanität und Betreuung" in den Landkreis entsandt worden, teilte das baden-württembergische Innenministerium mit. Die Einsatzkräfte würden Menschen betreuen und versorgen, die wegen des Hochwassers ihre Häuser und Wohnungen verlassen mussten. Zudem werde ein Wasserrettungszug aus Ulm im Landkreis Günzburg eingesetzt, um die Evakuierung von Personen zu unterstützen. Die Einsatzfähigkeit im eigenen Zuständigkeitsbereich werde nicht geschwächt.

Städte- und Gemeindebund: Mehr Eigenvorsorge bei Hochwasserschutz

Der Präsident des Deutschen Städte- und Gemeindebundes (DStGB), Uwe Brandl (CSU), forderte angesichts der Lage ein Umdenken. "Allen voran braucht es mehr Eigenverantwortung, Eigenvorsorge und Bereitschaft der Gesellschaft, das Problem gemeinsam anzugehen und auch selber aktiv zu werden", sagte Brandl der "Augsburger Allgemeinen" (Montag). "Dazu gehört es, Grundstücke abzugeben, wenn das zum Hochwasserschutz erforderlich ist, aber auch die Mitfinanzierung von Schutzmaßnahmen oder der Verzicht auf das Bauen im Überschwemmungsbereich."

Gerda Hasselfeldt (CSU), Präsidentin des Deutschen Roten Kreuzes (DRK), verlangte ebenfalls in der "Augsburger Allgemeinen", mehr in den Katastrophenschutz zu investieren. "Deutschland hat diesbezüglich insgesamt Nachholbedarf", sagte sie. "Es braucht deshalb eine Zeitenwende, insbesondere, was die nachhaltige und zukunftsgerichtete Finanzierung des Bevölkerungsschutzes angeht."


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