Kirchenparlament in Würzburg

Missbrauchsbetroffene wollen zügige Reformen in der Kirche


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Betroffene üben Kritik an der Aufarbeitung sexualisierter Gewalt in der Evangelischen Kirche.

Von dpa

Die Aufarbeitung und Prävention sexualisierter Gewalt in der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) soll verbessert werden. Eine Studie unabhängiger Wissenschaftler hatte Anfang des Jahres gravierende Mängel festgestellt, unter anderem was den Umgang der Kirche mit Betroffenen angeht, die von Priestern und anderen Kirchenmitarbeitern als Kinder oder Jugendliche missbraucht wurden.

Auf der Jahrestagung der EKD-Synode in Würzburg stellt das Beteiligungsforum Sexualisierte Gewalt heute einen Maßnahmenplan vor. Darin geht es unter anderem um die Schaffung einer zentralen unabhängigen Ombudsstelle, die im Konflikt mit Stellen der Kirche oder Diakonie unterstützen soll. Darüber hinaus sollen die Rechte von Missbrauchsbetroffenen im Disziplinarrecht gestärkt werden, eine Reform ist geplant.

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Die Präses der Synode, Anna-Nicole Heinrich, will die Beiträge von Missbrauchs-Betroffenen aus dem Publikum in die Diskussion aufnehmen.

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EKD-Ratsvorsitzende Kirsten Fehrs sicherte Betroffenen sexualisierter Gewalt Unterstützung zu.

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Der Betroffene Detlev Zander verlangt mehr Tempo bei den Reformen. (Archivbild)

Trotz der Kindheit in der "Hölle", wie er es nannte, engagiert sich Zander im EKD-Beteiligungsforum, in dem Betroffene und Kirchenvertreter sitzen. In dem von der Kirche eingesetzten Gremium wurden zwölf Maßnahmen als Konsequenzen aus der Forum-Studie entwickelt. Zu ihnen zählt die Schaffung einer zentralen unabhängigen Ombudsstelle, die Menschen, denen als Minderjährige Gewalt angetan wurde, im Konflikt mit Stellen der Kirche oder Diakonie unterstützen soll. Geplant sind außerdem die Überarbeitung der Gewaltschutzrichtlinie und die Verankerung des Themas in der Aus- und Weiterbildung.

Darüber hinaus sollen die Rechte von Missbrauchsbetroffenen im Disziplinarrecht gestärkt werden, eine Reform ist geplant. Sie werden unter anderem auch das Recht bekommen, persönlich gehört zu werden. "Wir versuchen, glaubwürdig aufzuarbeiten und systemische Gefahren zu erkennen, wollen Menschen schützen", sagte die amtierende EKD-Ratsvorsitzende Kirsten Fehrs zum Auftakt der bis Mittwoch dauernden Tagung.

Einige Betroffene, die nicht im Beteiligungsforum der EKD organisiert sind, protestierten vor dem Kongresszentrum in Würzburg. Die Initiative "Vertuschung beenden" fordert die Einbeziehung kirchenferner Betroffener und eine bessere Falldokumentation. Nach der Veröffentlichung der unabhängigen Forum-Studie habe etwa die Landeskirche Hannover die Fallzahlen deutlich nach oben korrigiert.

Für die Forum-Studie waren weit überwiegend Disziplinarakten ausgewertet worden. Nur eine sehr kleine Landeskirche stellte alle Personalakten zur Verfügung, nach eigenen Angaben war dies die Evangelisch-reformierte Kirche mit Sitz im ostfriesischen Leer. Die EKD ruft nun alle Landeskirchen dazu auf, alle Personalakten nach einem gemeinsamen Standard und unter Aufsicht der Unabhängigen Regionalen Aufarbeitungskommissionen zu prüfen.

Die Kommissionen sollen 2025 an den Start gehen. Sie sollen auch dafür sorgen, dass es einheitliche Standards bei den freiwilligen Zahlungen zur Anerkennung des Leids gibt. Eine entsprechende Richtlinie wird laut EKD voraussichtlich im Frühjahr 2025 beschlossen. Bisher hätten vor allem ehemalige Heimkinder zu geringe Anerkennungsleistungen von der Kirche erhalten, kritisierte die Initiative "Vertuschung beenden".

Die Besucherplätze im Tagungszentrum waren zum Auftakt gut gefüllt. Die Präses der Synode, Anna-Nicole Heinrich, wandte sich an die Besucherinnen und Besucher, von denen einige ebenfalls sexualisierte Gewalt in der Kirche erfahren haben. "Ich habe großen Respekt, dass Sie sich auf den Weg nach Würzburg gemacht haben. Gut, dass Sie hier sind", sagte Heinrich. Eine Anwältin des Publikums werde Wort-Beiträge auf den Besucherrängen sammeln und in die Debatte einbringen.


Dieser Artikel ist Teil eines automatisierten Angebots der Deutschen Presse-Agentur (dpa). Er wird von der idowa-Redaktion nicht bearbeitet oder geprüft.