"Konfetti für die Seele"
Wieder Publikum bei "Fastnacht in Franken"
18. Februar 2022, 23:00 Uhr aktualisiert am 7. April 2023, 13:32 Uhr
Die Fernsehsendung "Fastnacht in Franken" vermittelt ein Faschingsgefühl fast wie in Vor-Corona-Zeiten. Doch ein Höhepunkt ist schon jetzt der Ausblick aufs kommende Jahr. Für das hat Markus Söder ein Versprechen abgegeben.
Von einer Faschingssession wie vor der Pandemie können Karnevalistinnen und Karnevalisten nur träumen. Viele Veranstaltungen fallen aus. Ein Stück Faschingsnormalität brachte da die Fernsehsendung "Fastnacht in Franken" in die heimischen Wohnzimmer: kreativ kostümierte Politikerinnen und Politiker, filigran gereimte Büttenreden und Tanzsport auf höchstem Niveau. Die Sendung des Bayerischen Rundfunks (BR) war am Mittwoch aufgezeichnet worden und wurde am Freitagabend ausgestrahlt.
Anders als im Vorjahr durfte bei der Prunksitzung des Fastnachtverbandes Franken heuer wieder Publikum dabei sein - wenn auch nur etwa 170 Gäste statt wie sonst rund 600. Mit dabei waren wie üblich etliche Prominente, darunter Ministerpräsident Markus Söder (CSU), die frühere bayerische Landtagspräsidentin Barbara Stamm (CSU) und der Würzburger Bischof Franz Jung.
Söder hat die Sitzung offenbar sogar so sehr in Karnevalsstimmung versetzt, dass er ein Kostüm-Comeback ankündigte. "Nächstes Jahr komme ich auf jeden Fall wieder im Kostüm", sagte er nach der Sendung. Heuer trug er einen Smoking - wie auch bisher in seiner Zeit als Ministerpräsident.
Verkleidete Politiker
Söders Kostüme hatten früher meist besonders viel Bewunderung hervorgerufen. Aber seine Kollegen stehen ihm darin inzwischen kaum mehr nach. Vor allem die Cleopatra verkleidete Katharina Schulze (Grüne) war kaum zu erkennen.
Martin Hagen (FDP) kam als Che Guevara, Florian von Brunn (SPD) als Han Solo aus "Star Wars", Michael Piazolo (Freie Wähler) als Aladin, Bernd Sibler (CSU) als Universalgelehrter und Melanie Huml (CSU) als Europäerin mit ausladendem Reifrock. Verkehrsministerin Kerstin Schreyer (CSU) sprach sich kostümlich gegen die aktuelle Bundesregierung aus: Sie kam als durchgestrichene Ampel. Erfrischend unprätentiös hatte sich Familien- und Sozialministerin Carolina Trautner (CSU) als Michel aus Lönneberga kostümiert.
"Es ist Konfetti für die Seele, wieder hier sein zu können", sagte Landtagspräsidentin Ilse Aigner (CSU). Sie hatte sich als Engel Aloisia verkleidet, fast ganz in Weiß-Blau und mit extravagantem Geweih an den hochhackigen Pumps.
Viele bekannte Gesichter auf der Bühne
Auch auf der Bühne konnten Zuschauer am Freitag viele alte Bekannte sehen. Die Publikumslieblinge Martin Rassau und Volker Heißmann hatten gleich mehrere Auftritte. Auch Bauchredner Sebastian Reich mit Nilpferd-Dame Amanda, die närrische Putzfrau Ines Procter und Michl Müller waren mit von der Partie. Der singende Humorist Matthias Walz hatte einen Netzfund mitgebracht: ein Video vom als Elvis verkleideten und singenden Markus Söder.
Thematisch reichten die Sticheleien und Narrereien von Geschlechter-Stereotypen über den Sinn und Unsinn von Mindesthaltbarkeitsdaten bis zu Datingapps. Natürlich kam auch kaum ein Auftritt ohne Anspielung auf das Coronavirus und den Umgang der Politik damit aus. Dass der Saal viel leerer war als sonst, war an der Stimmung nicht zu merken. Tosenden Beifall bekam unter anderem ein Sketch namens Witzeprüfstelle von Martin Rassau und Volker Heißmann.
Eine bedeutende Neuerung gab es dieses Jahr beim Elferrat. Der langjährige Sitzungspräsident Bernd Händel verabschiedete sich. Im ersten Teil der Sendung führten verschiedene Künstler durchs Programm. Schließlich wurde der Kabarettist Christoph Maul zum neuen Sitzungspräsidenten gekrönt.
Altneihauser Feuerwehr nicht mit dabei
Nicht mit dabei war heuer die "Altneihauser Feierwehrkapell'n" aus der Oberpfalz. Sie hatte ihren Auftritt abgesagt, weil sie in der Pandemie nur sehr schwer proben konnte. Doch mit einer würdigen Hommage an die Kult-Kapelle steuerten Martin Rassau und Volker Heißmann einen Hauch Oberpfalz zur diesjährigen Sendung bei.
Manche Karnevalisten dürften es als Affront erleben, dass die "Fastnacht in Franken" stattfand, während die meisten Faschingsveranstaltungen kleiner Vereine ausfallen müssen. Doch der Leiter des BR-Studios Franken, Tassilo Forchheimer, machte nach der Sendung deutlich, dass es auch ein Wunsch der Künstlerinnen und Künstler war, endlich wieder vor größerem Publikum aufzutreten.
Das Hygienekonzept wurde zusammen mit dem Universitätsklinikum Würzburg konzipiert. Alle Anwesenden mussten geboostert sein. Zudem wurden sie direkt vor der Sendung auf das Coronavirus getestet. Sebastian Reich und Matthias Walz scherzten, die Sendung finde unter "5G" statt: geimpft, getestet, geduscht und gut gelaunt.
1987 wurde die Prunksitzung erstmals live übertragen, seitdem entwickelte sich "Fastnacht in Franken" zur erfolgreichsten Sendung des BR überhaupt, wie der Sender vorab mitteilte. Im vergangenen Jahr verfolgten 2,81 Millionen die wegen der Corona-Pandemie aufgezeichnete Kultsendung. Allerdings waren es genau eine Million weniger als 2020.