Bayern

Wo die Promis ein und aus gingen: Die glorreiche Geschichte des Hotel Continental

Früher Luxushotel, heute Sitz der Vereinigung der Bayerischen Wirtschaft: Die Max-Joseph-Str. 5 ist schon lange ein Treffpunkt von Berühmtheiten ausganz Europa. Jetzt ist ein Buch über die Historie des Orts erschienen. Und ein AZ-Klatschreporter erinnert


Das Grand Hotel Continental in den 60er-Jahren.

Das Grand Hotel Continental in den 60er-Jahren.

Von Laura Meschede

Maxvorstadt - Die Buchvorstellung beginnt um 15 Uhr und wer hier teilnimmt, der wird schon an der Tür gefragt, ob er nicht ein Gläschen Champagner möchte. Das passt zum Thema und es passt zu den Veranstaltern: Die "Vereinigung der bayerischen Wirtschaft" - kurz: vbw - hat eingeladen, um ein Buch über die Geschichte ihres Hauses zu präsentieren. Das "Haus der Bayerischen Wirtschaft" - kurz: hbw - steht nämlich inzwischen seit 25 Jahren hier in der Max-Joseph-Straße. Genau so lange, wie es auch die vbw gibt. Das ist ein Jubiläum und anlässlich dessen möchte die vbw sich ihrer Wurzeln erinnern, beziehungsweise: der Wurzeln des Hauses. Denn, so eröffnet vbw-Präsident Wolfram Hatz die Veranstaltung: "Wer starke Wurzeln hat, den weht so schnell kein Wind um."

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Das Haus der Bayerischen Wirtschaft heute.

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Im Conti gaben sich die Berühmtheiten Europas die Klinke in die Hand - so wie Omar Sharif bekannt aus Doktor Schiwago.

Die Wurzeln des Hauses der Bayerischen Wirtschaft liegen im Grand Hotel Continental. Das "Conti" stand früher an der Stelle, an der heute das hbw steht und war eines der wichtigsten Luxushotels der Stadt. Hier residierte Prinzregent Luitpold von Bayern ebenso wie Kaiserin Elisabeth von Österreich - und ein halbes Jahrhundert später die Schauspielerin Romy Schneider, die durch ihre Verkörperung ebenjener Königin Elisabeth in den "Sissi"-Filmen berühmt geworden war.

Besuche der Schönen, Reichen und Mächtigen haben also Tradition in der Max-Joseph-Straße 5 und in dieser Tradition stellt sich die Vereinigung der Bayerischen Wirtschaft gerne. Das Buch, das sie über die Geschichte ihres Hauses herausgebracht haben, beleuchtet deshalb auch die Geschichte des Contis. "Im Hotel Conti residierte der Adel - Sisi, Alexander, und so weiter - und waren später Rainer-Maria Rilke, Thomas Mann und Arthur Schnitzler zu Besuch", sagt Wolfram Hatz und sieht gleich eine Parallele zu heute: "Hier ist auch immer Politik gemacht worden. Die Bayerischen Ministerpräsidenten haben sich hier mit Gästen getroffen."

Selbst die Themen ähnelten sich zum Teil: "Als vbw beschäftigt uns im Moment der Fachkräftemangel, weshalb wir vor Kurzem ein Büro am Westbalkan zur Anwerbung von Fachkräften eröffnet haben", so Hatz. "Vor ein paar Jahrzehnten nannte man das Gastarbeiter. Damals kam dann der kroatische Premierminister zu Besuch, um dieses Thema mit dem bayerischen Ministerpräsidenten Goppel zu besprechen - bei einem Abendessen im Conti."

Während das Interesse der bayerischen Vertreter damals die Anwerbung kroatischer Arbeitskräfte betroffen hätte, seien die kroatischen Interessen allerdings in einem anderen Bereich gelegen. "Ihr Ziel war die Gründung von bayerisch-kroatischen Bier-Joint-Ventures." Zumindest letztere spielen heute keine Rolle mehr in der Max-Joseph-Straße.

1993 wurde das Grand Hotel Continental an den Verein der Bayerischen Metallindustrie verkauft. Das Hotel wurde niedergerissen, das neue Gebäude am 25. April .1997 eröffnet - ganz "ohne Kosten- und Terminüberschreitung", wie vbw-Vize Bertram Brossardt betont. Und jetzt? Der vbw hat bereits große Pläne für das Gebäude, in dem vor 100 Jahren die Zeitungen die Existenz von elektrischen Lichts in allen Zimmern bejubelten: Man prüfe, so Brossardt, ob man sich nicht ein Windrad aufs Dach bauen lassen könne.

Oft ein Gast im "Conti": Der ehemalige Klatschreporter der AZ Michael Graeter

In den 70er und 80er-Jahren galt er als "König der Klatschreporter" und war mit seiner AZ-Kolumne als Baby Schimmerlos Vorbild für die Serie "Kir Royal": Michael Graeter war immer da, wo die Schönen und Mächtigen verkehrten. Auch im Conti.

AZ: Herr Graeter, erinnern Sie sich noch an Ihren ersten Besuch im Grand Hotel Continental?

MICHAEL GRAETER: Ich glaube, als ich das erste Mal dort war, war der Grund ein Geschäftstreffen: Der Chefredakteur der "Bild"-Zeitung wollte mich sprechen. Die haben immer da gewohnt, die "Bild"-Chefs, Peter Boenisch, Günter Prinz. Unnahbar waren die damals, die Chefredakteure, und immer im Conti. Und nicht immer mit den, sagen wir mal, im Standesamt eingetragenen Nebengeräuschen… Ich war sehr oft im Conti. Das war das beste Hotel Münchens, da war der Bayerische Hof der Circus Krone dagegen.

Ein guter Ort, um Skandale der Reichen und Mächtigen aufzudecken?

Ach, Skandale gab es im Conti eigentlich nicht, das war ja ein sehr feines Hotel. Auch die Portiers waren immer sehr diskret. Mit den Portiers und Türstehern muss man sich ja befreunden, sonst kommt man nicht an die Gästeliste. Aber wenn man da freundlich ist und mal einen Drink ausgibt… Im Conti waren die Portiers auf jeden Fall wirklich diskret, da musste man das schon geschickt anstellen.

Wie haben Sie es denn angestellt?

Das verrate ich doch nicht! Aber in meiner Zeit als Baby Schimmerlos bin ich manchmal einfach in die Lobby gegangen und hab die Augen wandern lassen. Zwischen vier und sieben ist die beste Zeit. Wenn man aufmerksam ist, dann gibt es einiges zu sehen!

Und was gab es im Conti zu sehen?

Zum Beispiel habe ich dort mal Michelle Phillips interviewt. Die war die Frontfrau von "The Mamas and the Papas" und hatte mich für das Interview in ihre Suite eingeladen. Und da sah ich dann beim Rausgehen den Max Schell [Oscargewinner 1962, Anm. d. R.], der bei meinem Anblick ganz schnell um die Ecke verschwand. Ich hab das also beobachtet und siehe da, kaum war ich weg, hat der Max Schell geklopft und ist reingegangen.

Und Sie hatten gleich eine Story beisammen?

Natürlich hab ich das berichtet, wer hätte mich denn daran hindern sollen? Das hab ich mir natürlich nicht entgehen lassen!