Corona-Kennzahlen in Bayern
Wo ist eigentlich die Krankenhausampel geblieben?
17. Januar 2022, 17:56 Uhr aktualisiert am 3. April 2023, 10:32 Uhr
Die Omkiron-Variante des Coronavirus hat in Bayern Fuß gefasst - und die Pandemielage erneut unübersichtlich gemacht. Inzidenzwerte entkoppeln sich mehr und mehr von Krankenhauseinweisungen. Es scheint deshalb, als habe das Gesundheitsministerium die "Krankenhausampel" relativ stillschweigend abgeschaltet.
Bereits am 4. Januar dieses Jahres erklärte ein Sprecher des Gesundheitsministeriums auf Anfrage unserer Mediengruppe, die 15. Bayerische Infektionsschutzmaßnahmenverordnung vom 23. November 2021 sehe "regional oder bayernweit keine nach der Hospitalisierungsrate differenzierenden Regelungen (sog. Krankenhausampel-Stufen) mehr vor." Im Klartext: Die Krankenhausampel ist de facto abgeschafft.
Dennoch sei die Hospitalisierungsrate nach wie vor entscheidendes Kriterium für die von der Staatsregierung erlassenen Corona-Maßnahmen, hieß es weiter. Aktuell stünde die Ampel auf Grün - welche Auswirkungen das nun auf die Maßnahmen der Regierung hat, ist jedoch nicht unmittelbar klar.
Noch im Herbst 2021 war die "Krankenhausampel" der entscheidende Richtwert für regionale und landesweite Corona-Maßnahmen. Sie orientierte sich an der Zahl belegter Intensivbetten in Bayerns Krankenhäusern und bot klar definierte Grenzwerte dafür, wann sie auf "Rot" umsprang. Mit zunehmender Verbreitung der Omikron-Variante scheint es nun aber so zu sein, als wäre diese Art, das Pandemiegeschehen zu beobachten, mittlerweile zu statisch.
Staatskanzleiminister Dr. Florian Herrmann (CSU) sagte in einer Pressekonferenz am 17. Januar: "Die Zahl der Belegten Intensivbetten in Bayern ist auf 407 im Vergleich zu 443 in der Vorwoche gesunken - damit sind wir also deutlich unter dem Schwellenwert von 600 auf der 'Krankenhausampel.'" Andererseits gebe es einen leichten Anstieg bei der Hospitalisierungs-Inzidenz, es würden also mehr Menschen mit einer Corona-Infektion auf den Normalstationen der Krankenhäuser landen. "Insgesamt haben wir bei den Krankenhauseinweisungen also eine etwas unklare Situation", so Herrmann weiter.
Auf der Suche nach einer Kombinationslösung
Gesundheitsminister Klaus Holetschek (CSU) betonte, dass die Belegung der Krankenhäuser als Ganzes weiterhin "ein entscheidender Faktor" der Pandemiebekämpfung sei. Angesichts der Omikron-Variante, über die man insgesamt noch nicht genug wisse, müsse man die Situation sowohl auf den Normal- als auch auf den Intensivstationen beobachten. "Wir brauchen eine Kombinationslösung", sagte Holetschek. "Die Dynamik der Neuinfektionen ist nach wie vor eine Art Seismograf und wird zeitverzögert in den Krankenhäusern abgebildet. Wir müssen deshalb beide Aspekte zusammenbringen, wenn es um die Frage geht, wie die Lage gerade aussieht." Die bisherige "Krankenhausampel" werde es in dieser Form wohl nicht mehr geben - dafür aber ein flexibleres Monitoring, das auch regionale Unterschiede und viele andere Dinge mit einbezieht.
"Diesen Monitoring-Prozess wird das Landesamt für Gesundheit nun in Angriff nehmen und dabei auch der Tatsache Rechnung tragen, dass wir durch Omikron eine Entkopplung der Infektionsdynamik von der Krankenhausbelegung haben", erklärte der Gesundheitsminister. Es sei Stand jetzt weder bei den Hospitalisierungen noch bei den regionalen Inzidenzwerten sinnvoll, mit ganz klaren Grenzwerten zu arbeiten, sondern beides müsse verknüpft werden.
Wie genau dieses neue "Monitoring" der Corona-Lage aussehen und in welchem Verhältnis es zu getroffenen Maßnahmen stehen soll, ließ Holetschek offen. Kurz: Die Ampel ist aus, ein alternatives Verkehrsleitsystem aber aktuell nicht in Sicht.