Studie der Handwerkskammer

Wo Ostbayern in Sachen Mobilfunk hinterherhinkt


Um die Mobilfunkversorgung im Raum Ostbayern ist es laut einer von der Handwerkskammer in Auftrag gegebenen Studie nicht allzu rosig bestellt. (Symbolbild)

Um die Mobilfunkversorgung im Raum Ostbayern ist es laut einer von der Handwerkskammer in Auftrag gegebenen Studie nicht allzu rosig bestellt. (Symbolbild)

Von Patrick Beckerle und Redaktion idowa

Mobilfunk und digitale Infrastruktur - zwei Themen, bei denen sich Deutschland und auch der Freistaat Bayern gerne in einer Vorreiterrolle sehen würden. Die Realität ist aber auch im Jahr 2020 oft eine andere. Eine Studie im Auftrag der Handwerkskammer Niederbayern-Oberpfalz zeigt, dass gerade im ländlichen Ostbayern noch viel Nachholbedarf besteht.

Kaum Empfang, schlechte Erreichbarkeit, häufige Verbindungsabbrüche: Laut Dr. Georg Haber sind das Probleme, mit denen viele Menschen in Ostbayern tagtäglich zu kämpfen haben. Haber ist Präsident der Handwerkskammer Niederbayern-Oberpfalz, regelmäßig klagen ihm Handwerker, die auf Baustellen auf eine funktionierende Mobilfunkversorgung angewiesen sind, ihr Leid. Die Handwerkskammer hat deswegen eine Studie in Auftrag gegeben, um herauszufinden, wie es um die digitale Infrastruktur im Raum Ostbayern tatsächlich bestellt ist. Die Antwort: nicht besonders gut.

Die von dem Beratungsunternehmen SBR-net Consulting AG erstellte Studie kommt zu zu dem Schluss, dass sowohl Bayern insgesamt als auch Niederbayern und die Oberpfalz mit 4G-Mobilfunk schlechter versorgt sind, als der Bundesdurchschnitt. Demnach ist die Zahl an "weißen Flecken", also Gebiete, die vollständig ohne Mobilfunkversorgung sind, und "grauen Flecken", bei denen es sich um Gebiete handelt, in denen nur ein oder zwei Netzbetreiber eine Abdeckung bieten, in Ostbayern überdurchschnittlich hoch. Vor allem im bayerisch-tschechischen Grenzraum gibt es demnach Nachholbedarf.

Betreiber bauen lieber aus als neu

Viele der Versorgungslücken werden außerdem Stand heute wohl auch in näherer Zukunft erhalten bleiben. Und: Den Prognosen der Studie zufolge wird ein nicht geringer Anteil der "weißen Flecken" weiterhin auf den ostbayerischen Raum entfallen. Netzbetreiber wie Vodafone, Telekom und Telefonica sind zwar auch im Raum Ostbayern durchaus auf der Suche nach neuen Standorten. Allerdings würden sich die Gebiete, in denen die Betreiber ausbauen wollen, und die Gebiete, die noch unversorgt sind, kaum überlappen. Die Studie kommt deswegen zu dem Schluss, "dass die Netzbetreiber weniger daran interessiert sind, weiße Flecken zu schließen, sondern andere Gebiete (besser) zu versorgen, zum Beispiel weil diese Gebiete wirtschaftlich sinnvoll und attraktiv sind oder weil sie hier im Gegensatz zu den anderen Betreibern noch keine eigene Versorgung aufweisen können." Entsprechend pessimistisch fällt auch die Prognose aus: "Eine Beseitigung der weißen Flecken lässt sich auf dieser Grundlage nicht erwarten", heißt es in dem Papier.

Positive Impulse sieht die Studie seitens staatlicher Förderprogramme: "Das bereits laufende Mobilfunkförderprogramm des Freistaats Bayern ist ein guter erster Schritt", heißt es. Die Förderungen hätten auch in Niederbayern und der Oberpfalz bereits zur Errichtung mehrerer Mobilfunkmasten geführt. Verbunden ist dieses Lob allerdings mit der Einschränkung, dass es prinzipiell noch eine Reihe weiterer Verbesserungsmöglichkeiten gäbe, die bisher nicht voll ausgeschöpft worden seien. Diese Sichtweise betont auch die Handwerkskammer: "Gerade die Corona-Pandemie macht die enorme Abhängigkeit unserer Gesellschaft und der Wirtschaft von der digitalen Infrastruktur deutlich", sagt Georg Haber. Und Hauptgeschäftsführer Jürgen Kilger ergänzt: "Es darf nicht wie bisher nur dort gefördert werden, wo keine Sprachtelefonie funktioniert. Das ist zu wenig." Man brauche auch dort Förderung, wo die Mobilfunkversorgung im ländlichen Raum noch nicht leistungsfähig genug sei.

Regionales Roaming in "weißen Flecken"?

Die Handwerkskammer plädiert dafür, die Definition der "weißen Flecken" anders vorzunehmen: Sie solle künftig auf die Frage nach LTE-Abdeckung abzielen. Die Fördergelder sollten demnach auch auf Gebiete ausgeweitet werden, in denen zwar eine GSM-Versorgung besteht, aber keine angemessene Datenkommunikation über LTE (4G). Zudem macht sich die Kammer auch für Auflagen zu einem verpflichtenden regionalen Roaming in unversorgten Gebieten stark. Dadurch würden alle Netzbetreiber und Kunden gleichermaßen von geförderten Infrastrukturen profitieren.

Beim Blick in die Zukunft sind sowohl Haber als auch Kilger überzeugt: "Die Fehler der Vergangenheit dürfen sich nicht wiederholen. Ostbayern darf beim weiteren Mobilfunkausbau nicht wieder hintanstehen." Mit Blick Richtung 5G müsse jetzt die Basis gelegt werden, dass neue Anwendungen nicht nur in den Ballungsgebieten wie Regensburg oder Landshut, sondern auch im Bayerischen Wald, im Rottal und in der Nordoberpfalz funktionieren. "Digitalisierung ist kein Luxus, sondern unverzichtbar für das Arbeiten und Leben heute", so die beiden Kammervertreter.

Info: Die komplette Studie lässt sich auch im Internet unter https://www.hwkno.de/mobilfunkausbau nachlesen.