Bayern
Zugeparkte Zauntür verhindert Rettungszugang: Mutter sorgt sich um kranken Sohn
11. September 2015, 9:19 Uhr aktualisiert am 11. September 2015, 9:19 Uhr
Es ist 2 Uhr in der Nacht, Anita Funk schreckt plötzlich hoch. Ihr Sohn Christian, ihr Mutterinstinkt, wecken sie. Ein paar Minuten später kommt der Kleine an, mit Bauchschmerzen, und muss spucken, wie schon so oft. Für die Mutter ist es Routine - sie ruft sofort den Rettungswagen.
Christian leidet an einer Unterfunktion beider Nieren. Bei Übelkeit, Erbrechen und Durchfall - alles Symptome für die Auswirkungen der Krankheit auf den Magen-Darm-Trakt - bedeutet das ein rapides Austrocknen des Körpers. Die Blutwerte verschlechtern sich, da die Nieren ihre Aufgaben nicht mehr richtig erfüllen können. Deshalb brauchen Patienten in solchen Fällen so schnell wie möglich eine Infusion, um die Dehydration zu stoppen. Jede Minute zählt dabei.
Der Rettungswagen kommt nach fünf Minuten, jedoch nicht zum Haus der Funks. Das Navi führt die Notärzte nämlich 500 Meter weiter in die Straße - der nur über einen Fahrradweg zugängliche eigentliche Hauseingang oder eine Hausnummer sind in der Nacht nicht zu sehen, die Gartentür auf der Seite zur Straße ist zugeparkt. Minute um Minute vergeht, bis die Rettungskräfte endlich Zugang zu dem Haus finden, um Christian zu helfen. Minuten, die den vierjährigen Buben irgendwann das Leben kosten können. Dabei ist das Haus normalerweise gar nicht schwer zu finden:
Einen Hauptgrund für die missliche Lage stellt dabei die meist nachts von Anwohnern bis an den Rand zugeparkte Gartentür dar - der einzige direkte Ausgang auf die Straße, wo der Krankenwagen hält. So hat die Mutter - mit Kind in den Armen - keine Chance, sich durch den übrig gebliebenen schmalen Spalt zwischen Auto und Zaun zu quetschen, um die Rettungssanitäter auf sich aufmerksam zu machen.
Hinzu kommt, dass Anita Funk in solchen Situationen meistens auf sich alleine gestellt ist, da ihr Mann häufig nachts arbeitet. Gleichzeitig werden die sechsjährige Vanessa und der zweijährige Adrian, Christians Geschwister, von dem nächtlichen Drama geweckt. Um sie muss sich die Mutter auch kümmern.
In ihrer Not hat Anita Funk bei der Stadt um Hilfe gebeten. Die Behörde teilte ihr mit, dass sie ein privates Schild mit der Aufschrift "Ausfahrt freihalten!" aufhängen könne. Rein rechtlich bliebe es allerdings ein öffentlich zugänglicher Parkplatz.
Ein orangefarbener Transporter mit Münchner Kennzeichen ist Anita Funk besonders aufgefallen. Fast jeden Abend parkt er direkt vor der Gartentür. Ein Gespräch mit dem Nachbarn, in dem die Familie versuchte, ihre Situation zu erklären, zeigte nur wenige Wochen Wirkung. Was die 31-Jährige besonders verärgert, ist, dass fünf von sechs Garagen in der Nachbarschaft unbenutzt bleiben - die Autos werden immer im Freien abgestellt.