Drogenhandel und Geldwäsche
Bande nach Millionen-Deal in Regensburg bald vor Gericht?
4. Januar 2023, 11:30 Uhr aktualisiert am 4. Januar 2023, 11:30 Uhr
Mindestens eine Million Euro soll eine mutmaßliche Bande im Raum Regensburg mit dem Verkauf von Heroin und Methamphetamin verdient haben. Internationale Ermittlungen und ein entschlüsselter Kryptochat führten zu einer Großrazzia. Nun erhebt die Staatsanwaltschaft Anklage gegen vier Beschuldigte.
Die Staatsanwaltschaft Regensburg wirft den vier Angeschuldigten bandenmäßigen Handel mit Betäubungsmitteln in nicht geringer Menge in acht Fällen sowie weiteren Betäubungsmittelstraftaten vor, wie sie mitteilt. Konkret soll die mutmaßliche Bande zwischen April 2020 bis April 2022 insgesamt 37 Kilo Heroin und 7,47 Kilo Methamphetamin in Regensburg und Umgebung verkauft haben. Den dadurch entstanden Erlös schätzt die Staatsanwaltschaft auf mindestens 1,1 Millionen Euro.
Die Staatsanwaltschaft begründet ihren Tatnachweis teils auch auf die Auswertung verschlüsselter Chatnachrichten des Messengerdienstes EncroChat. Bereits seit November 2020 ermittelte die Staatsanwaltschaft in Zusammenarbeit mit der Kriminalpolizeiinspektion Regensburg und dem Bayerischen LKA gegen den Personenkreis. Die EncroChat-Protokolle würden laut Staatsanwaltschaft den Verdacht ergeben, dass die Gruppierung die Drogen nach Regensburg geliefert und dort an Zwischenhändler weiterverkauft habe.
Großrazzia mit 200 Beamten
EncroChat war ein verschlüsselter Messengerdienst, der für vierstellige Gebühren eine vermeintlich absolut sichere Kommunikation über sogenannte Kryptohandys ermöglichte. Dieser Dienst war laut Staatsanwaltschaft auch bei Kriminellen sehr beliebt. Europol konnte ihn schließlich im Juni 2020 entschlüsseln und eine Vielzahl an Chatverläufen sichern. Anhand persönlicher Informationen, die zunächst unbekannte Nutzer dort preisgaben (etwa Geburtstag der Mutter und der Wohnsitz der Schwester), konnten mehrfach einschlägig vorbestrafte Personen aus dem Bereich Regensburg, der Tschechischen Republik und der Ukraine identifiziert werden. Es folgten monatelange grenzübergreifende Ermittlungen und am 28. April 2022 kam es schließlich zur Großrazzia mit rund 200 Beamten. Dabei durchsuchten die Polizeikräfte insgesamt 22 Wohnungen in und um Regensburg, in den Landkreisen Schwandorf und Kelheim sowie in Tschechien.
Dabei wurden etwa 3,4 Kilo Heroin in einer Regensburger Wohnung sichergestellt. Zudem fanden Beamte in Regensburg und im tschechischen Cheb Mobiltelefone und große Bargeldmengen (40.100 Euro in einem Schuhkarton sowie 35.000 Euro in einem Besteckkasten in der Küche). Anhand der Mobiltelefone konnten weitere Drogendeals ermittelt werden.
Alle Angeschuldigte sind in Untersuchungshaft
"Die Anklage richtet sich gegen vier Angeschuldigte, denen vorgeworfen wird, Mitglieder einer Bandenstruktur gewesen zu sein, sowie einen weiteren Angeschuldigten, der dringend verdächtig ist, einer der Hauptabnehmer der Bande gewesen zu sein und im Tatzeitraum als Zwischenhändler rund. 12,5 Kilo Heroin in Regensburg an Endverkäufer veräußert zu haben", informiert die Staatsanwaltschaft in ihrer Pressemitteilung. Sämtliche Angeschuldigte seien derzeit in Deutschland in Untersuchungshaft.
Nun müsse das Landgericht Regensburg darüber entscheiden, ob die Anklage zur Hauptverhandlung gegen die Angeschuldigten zugelassen werde. Das mögliche Strafmaß für den bandenmäßigen Handel mit Betäubungsmitteln in nicht geringer Menge betrage zwischen fünf und 15 Jahren Freiheitsstrafe, erklärt die Staatsanwaltschaft. Insgesamt ermittelt die Staatsanwaltschaft in dem Fall gegen rund 20 Personen. Hierbei handelt es sich neben den Angeschuldigten vor allem um Drogenkonsumenten sowie Familienangehörige der Angeschuldigten. Letztere stehen laut Staatsanwaltschaft im Verdacht, das Geld aus den Drogenerlösen gewaschen zu haben.