Brand bei Brandt
Feuer in Landshuter Schokoladen-Fabrik nach 71 Stunden gelöscht
20. August 2024, 8:57 Uhr aktualisiert am 23. August 2024, 6:10 Uhr
Nach 71 Stunden ist das Feuer im Kartonagenlager der Brandt-Schokoladenfabrik in Landshut seit Mittwochabend vollständig gelöscht. Die Feuerwehr hat die Einsatzstelle mittlerweile wieder an das Unternehmen übergeben. Zuvor hatten drei Tage lang hunderte Einsatzkräfte aus Stadt und Landkreis gegen die Flammen gekämpft.
Wie berichtet, war das Feuer am Sonntagabend ausgebrochen. Zwischenzeitlich waren bis zu 160 Einsatzkräfte gleichzeitig damit beschäftigt, den schwierig zu bekämpfenden Brand einzudämmen. Durch die hohen herrschenden Temperaturen war ein Löschen im Inneren des über 700 Quadratmeter großen Lagers nicht möglich. Die Beschaffenheit der gelagerten Materialien (Karton, Kunststoffe sowie plastikbeschichtete Kartonagen) erschwerten die Löscharbeiten zusätzlich. Im Lauf des Montags entfernte ein Bagger große Teile der Fassade. So konnten Teile des Brandguts entfernt werden, um die Löscharbeiten zu erleichtern und das durch Feuer und Löschwasser geschwächte Gebäude zu entlasten. Das Technische Hilfswerk (THW) unterstützte die Feuerwehr mit einer bis zu 25 Personen starken Mannschaft bei der Brandbekämpfung.
Einer der größten Brandfälle der vergangenen Jahrzehnte
Für die Landshuter Feuerwehr ist es einer der größten Einsätze der jüngeren Stadtgeschichte: Erst am Dienstag war der Brand soweit unter Kontrolle, und auch dann dauerten die Nachlöscharbeiten noch weiter an. Am Dienstagnachmittag, über 40 Stunden nach dem Brandausbruch, waren immer noch etwa 70 Kräfte der Feuerwehr im Einsatz. Die Mannschaftsstärke konnte aber Stück für Stück reduziert werden. Am Mittwochvormittag waren immerhin noch 15 Feuerwehrleute mit zwei Drehleitern und zwei Löschfahrzeugen im Einsatz. Am Abend konnten die Einsatzkräfte schließlich endgültig Entwarnung geben.
Damit kehrte Landshut langsam wieder zur Normalität zurück. Bis Dienstagvormittag waren nahe Anwohner gebeten worden, ihre Fenster und Türen geschlossen zu halten und sich möglichst auch nicht im Freien aufzuhalten. Die Feuerwehr führte mehrere Messfahrten im Stadtgebiet durch, um den Schadstoffgehalt der Luft zu bestimmen. Zudem kam es bis Mittwoch zu Verkehrssperrungen und Umleitungen.
Brandursache konnte noch nicht ermittelt werden
Was den Brand ausgelöst hat, ist noch immer unklar. Wie der Sprecher der Polizei, Günther Tomaschko, am Donnerstagvormittag mitteilt, ist das Lagergebäude der Firma Brandt jetzt betretbar. Ein Team von Brandermittlern der Kriminalpolizeiinspektion Landshut sichert Spuren. Dabei werden die Beamten von Spezialisten des Landeskriminalamtes unterstützt, sagt Tomaschko und versichert: „Die Ermittlungen laufen auf Hochtouren.“
Nachdem bei ersten Polizeimeldungen von einem „Schaden im unteren Millionenbereich“ die Rede war, erklärt Tomaschko jetzt, der finanzielle Schaden sei noch nicht seriös abschätzbar. „Die Ermittlungen zur Ursachenforschung bei einem Brand mit einem so enormen Zerstörungsmaß gestalten sich immer schwierig.“ Dazu sei zuerst zu klären, ob das Gebäude überhaupt noch nutzbar ist oder ob es einsturzgefährdet ist und komplett neu gebaut werden müsste. Wie lange genau die Ermittlungen andauern werden, könne man noch nicht sagen, sagt der Polizeisprecher.
Zum ersten Mal seit 2006 waren alle neun Landshuter Löschzüge zeitgleich im Einsatz
Bei dem dreitägigen Einsatz wurden sechs ehrenamtliche Kräfte verletzt. Genauer waren Augenreizungen durch Löschmittel, Kreislaufprobleme sowie ein Sturz mit Fraktur des Handgelenkes zu beklagen, teilt die Feuerwehr in einer Abschlussmeldung mit. Insgesamt waren bei dem Einsatz 17 Feuerwehren aus Stadt und Landkreis Landshut im Einsatz. Ebenso unterstützten zwei Feuerwehren aus dem Landkreis Erding mit Spezialgerätschaften, genauso wie die Werkfeuerwehr der BMW sowie das THW Landshut und Ergolding. Kräfte des Bayerischen Roten Kreuzes, des Malteser Hilfsdienstes und der Johanniter Unfallhilfe sicherten die Einsatzstelle rettungsdienstlich ab, das BRK übernahm die Verpflegung der Einsatzkräfte. „Dieser Großeinsatz war eine herausragende Gemeinschaftsleitung“, sagt Sebastian Öllerer, Stadtbrandrat der Freiwilligen Feuerwehr der Stadt Landshut: „Wir möchten uns bei allen eingesetzten Organisationen und Feuerwehren für die Unterstützung bedanken“.
Aber auch die Leistungsfähigkeit der regionalen Hilfsstruktur hob Öllerer hervor: „Es ist eine absolute Auszeichnung für die Leistungsfähigkeit der Feuerwehren und Hilfsorganisationen in Stadt und Landkreis, dass über 71 Stunden hinweg mit nahezu ausschließlich ehrenamtlichen Kräften, ein so komplexes Schadensszenario souverän abgearbeitet werden kann.“ Denn nur dank dieser Gemeinschaftsleistung konnten die angrenzenden Gebäude und die Produktion geschützt werden, so Öllerer weiter. „Seit dem Brand des Kindergartens „Kastanienburg“ im Jahr 2006, waren bei keinem Großfeuer mehr alle neun Landshuter Löschzüge gleichzeitig im Einsatz. Dies war eines der größten Schadenereignisse der letzten Jahrzehnte in der Stadt Landshut“, ordnet Öllerer den Einsatz bei dem Süßwarenhersteller in der Altdorfer Straße abschließend ein.
Auch Oberbürgermeister Alexander Putz (CSU) hatte sich während des Einsatzes ein Bild der Lage verschafft und lobt die Arbeit der Ehrenamtlichen: „Seit Sonntagabend haben alle Einsatzkräfte, insbesondere jene der Feuerwehr und des THW, unermüdlich gegen diesen verheerenden Brand gekämpft und dabei ihre eigene Gesundheit aufs Spiel gesetzt. Dadurch konnte ein Übergreifen der Flammen auf die unmittelbar an die Lagerhalle angrenzenden Produktionsgebäude und damit eine Katastrophe verhindert werden“, sagt Putz. „Dafür möchte ich mich im Namen der Stadt Landshut, aber auch ganz persönlich bedanken.“