Nach mehreren Großbränden
Flammen über Niederbayern: Das ist dran an den Feuerteufel-Gerüchten
27. Dezember 2015, 13:48 Uhr aktualisiert am 27. Dezember 2015, 13:48 Uhr
Fünf Großbrände in nur sieben Tagen im Raum Niederbayern. Mehrere Millionen Euro Schaden. An Zufälle wollen bei einer derartigen Anhäufung von Bränden viele nicht mehr glauben.
Den unrühmlichen Auftakt der Brandserie machte am 20. Dezember ein Sägewerk in Eging am See (Landkreis Passau). Der Schaden hier: rund 100.000 Euro. Die Brandursache ist laut ersten Ermittlungsergebnissen ein technischer Defekt an stromführenden Motoren im Obergeschoss. Keinerlei Hinweise und Spuren von Brandstiftung.
Nur einen Tag später der nächste Großeinsatz für die Feuerwehren in Niederbayern. Diesmal in Straubing. Dort brannte eine Lagerhalle der Firma Keyser in der Borsigstraße lichterloh. Der Schaden wird auf rund 1,5 Millionen Euro beziffert. Brandursache: Noch unklar.
Nachdem der 22. Dezember weitestgehend ruhig verlaufen war, heulten am 23. Dezember erneut die Sirenen - wieder im Landkreis Straubing. Diesmal in Ascha, wo die dortige Kultdisco Penker bis auf die Grundmauern abbrannte. Der Schaden wird von der Polizei auf rund eine Million Euro geschätzt. Die Brandursache gilt auch hier noch als unklar.
Schon zu diesem Zeitpunkt keimten im Internet erste Gerüchte auf. Buchstäblich weiter befeuert wurden diese wilden Spekulationen am 26. Dezember. Wieder ein Großbrand in Niederbayern, wieder ein Sägewerk - diesmal in Hengersberg (Kreis Deggendorf). Auch hier ist der Schaden beträchtlich und wird von der Polizei auf rund eine Million Euro geschätzt. Doch auch in diesem Fall deutet nichts auf Brandstiftung hin. Als wahrscheinlichste Ursache gilt auch hier ein technischer Defekt.
Sonntag, 27. Dezember: Und wieder brennt ein Gebäude in Niederbayern lichterloh. Dieses Mal die Alte Ziegelei in Kumhausen (Kreis Landshut). Der alte Gebäudekomplex wird seit etlichen Jahren von Musikern als Proberaum genutzt. Verletzt wird bei dem Brand niemand. Den Gesamtschaden beziffert die Polizei auf rund 180.000 Euro. Auf eine Brandstiftung lässt auch in diesem Fall nichts schließen. Im Gegenteil: "Die Indizien deuten auf einen schlichten technischen Defekt hin", bestätigt Polizeisprecher Rolf Strauß. Die Spekulationen über einen Feuerteufel, der ganz Niederbayern in diesen Tagen heimsucht, verweist Strauß ins Reich der Fabeln.
Eigendynamik im Internet
In keinem der Brandfälle gibt es also bislang Hinweise auf eine etwaige Brandstiftung, geschweige denn auf einen Feuerteufel. Trotzdem kochen die Gerüchteküche und damit die Emotionen hoch. Vor allem auf Facebook. "Ich sag ja, das sind keine Zufälle mehr. Der Feuerteufel hat wieder zugeschlagen?", schreibt beispielsweise eine Facebook-Userin nach dem Brand in Kumhausen. "Jeden zweiten Tag brennt etwas. Das kann kein Zufall mehr sein", kommentiert ein weiterer User. Beiträge wie diese häufen sich in diesen Tagen. Mit jedem weiteren Brand im Raum Niederbayern wächst auch spürbar die Unruhe in der Bevölkerung. Dabei entwickelt sich eine Eigendynamik. Fakten (keine Hinweise auf Brandstiftungen) werden allzu schnell außer Acht gelassen, stattdessen neue Sachverhalte (Zusammenhänge zwischen den Bränden) konstruiert.
"Gebrannt hat es zur Weihnachtszeit immer schon häufiger, als im restlichen Jahr", erklärt Klaus Pickel vom Polizeipräsidium Niederbayern auf idowa-Nachfrage. Wo Weihnachtsdeko mit Kerzen und ähnlichem im Spiel sei, brenne es nun mal naturgemäß häufiger. Das sei schon immer so gewesen. Eines hat sich im Laufe der Jahre dann allerdings doch geändert: die öffentliche Wahrnehmung. "Früher hat man halt in der Regionalzeitung von einem Brand in der Region gelesen. Im Internet bekommt man jetzt aber auch sämtliche Brände in den Nachbarregionen mit - Brände, die es früher ganz genauso gegeben hat. Aber dadurch entsteht bei den Leuten einfach eine völlig andere Wahrnehmung. Und dadurch auch ein anderes Ergebnis", schildert Klaus Pickel seine Eindrücke.