Schockanrufe
Seniorinnen betrogen: Fahndung nach Geldabheber in Hengersberg und Passau
25. September 2023, 14:28 Uhr aktualisiert am 27. September 2023, 12:58 Uhr
Nach Schockanrufen am Sonntag hat die Polizei ein Foto von einem der mutmaßlichen Betrüger veröffentlicht. Er soll laut Polizei, nachdem die Betroffenen ihre Wertsachen einer Abholerin übergeben hatten, im Hengersberg und Passau mit den ergaunerten EC-Karten Geld abgehoben haben. Der Mann wird als etwa 30 bis 35 Jahre alt, 1,80 Meter groß und schlank beschrieben. Seine Haare seien kurz und schwarz, er trug einen Bart.
Abgehoben hatte er zunächst um 11.35 Uhr an einem Geldautomaten der Sparkasse in der Passauer Straße in Hengersberg und danach um 15.06 Uhr an einem Automaten der VR-Bank in der Raiffeisenstraße in Passau, Heining. Dabei ergaunerte er insgesamt einen Betrag im höheren vierstelligen Bereich.
Falsche Polizisten am Telefon
Die beiden Schockanrufe um 10.30 Uhr beziehungsweise um 12 Uhr hatten laut Angaben der Polizei den gleichen Inhalt. Ein angeblicher Hauptkommissar habe den Angerufenen erklärt, dass in jüngster Zeit Einbrüche in der Nachbarschaft stattgefunden hätten. Es bestehe nun die Gefahr, dass auch die Häuser oder Wohnungen der beiden Frauen im Fokus der Einbrecher stehen könnten. Der falsche Hauptkommissar gab an, dass eine Kollegin von ihm die vorhandenen Wertgegenstände abholen könne und das Eigentum so sicher aufbewahrt sei. Dazu sollten Wertsachen wie Schmuck, Bargeld und Geldkarten in einen Kochtopf gelegt werden. Dieser würde Strahlen eines bestimmten Gerätes abschirmen, das die Einbrecher nutzen, um Wände von Häusern nach Wertgegenständen und EC-Karten abzuscannen.
In beiden Fällen legten sowohl eine 90-Jährige als auch eine 84-Jährige zum Teil Bargeld, Schmuck und Geldkarten mit PIN in einen Kochtopf und übergaben diese an ihren Wohnungen an eine Abholerin. Beide Damen beschrieben die Frau sehr ähnlich, weshalb davon auszugehen ist, dass es sich in beiden Fällen um die gleiche Abholerin handeln könnte.
Beschreibung der Verdächtigen
- etwa 27 oder 28 Jahre alt
- schwarze Haare zu einem Pferdeschwanz zusammengebunden
- dunkle Augen
- sie trug einen langen dunklen Mantel
- sprach akzentfreies deutsch
In beiden Fällen ergaunerten die Betrüger jeweils Bargeld, EC-Karten und Schmuck im Wert eines niedrigen vierstelligen Betrags.
Die Ermittler bitten Personen, die Hinweise sowohl zur Abholerin im Bereich der Streiblstraße und der Franz-Hartl-Straße in Hengersberg ab etwa 10 Uhr als auch zu de Mann, der in Hengersberg und Passau das Geld abgehoben hat, geben können, sich bei der Polizeiinspektion Deggendorf unter der 0991/3896-0 zu melden. Nach ersten Erkenntnissen könnte die unbekannte Abholerin mit einem Fahrzeug mit Zulassung aus dem Ruhrgebiet unterwegs sein.
Im Verlauf des Sonntages konnten noch weitere Anrufe von Betrügern registriert werden, insbesondere im Bereich Passau, Hauzenberg und Grafenau. Zu weiteren Übergaben kam es dabei nicht.
Betrüger passen ihr Vorgehen an
Kriminalpolizeiliche Ermittlungen im Zusammenhang mit Callcenterbetrügereien ergaben, dass die Täter ihr Vorgehen teilweise in perfider Weise anpassen. So bieten die Betrüger den Angerufenen an, zeitgleich auch den Notruf wählen zu können, um die Echtheit des Anrufes zu untermauern und somit das Vertrauen gegenüber den vermeintlich echten Polizisten noch mehr zu verstärken. Dadurch wiegen sich die potentiellen Opfer noch mehr in Sicherheit und fühlen sich bestärkt in dem Gefühl, dass der Anrufer echt ist und ihre engsten Angehörigen oder auch ihre Wertsachen in echter Gefahr ist. Ein Anruf beim Notruf erfolgt daher sehr selten oder gar nicht.
Auch werten die Betrüger gezielt Todesanzeigen aus, um mit den darin befindlichen, sehr persönlichen Daten aus dem privaten Umfeld den möglichen Geschädigten noch mehr in Sicherheit wiegen zu können. Ist damit das Vertrauen und auch die Echtheit des Anrufes weiter gestärkt, geben die potentiellen Opfer meist noch mehr Privates preis. Zeitgleich ist ein Zurück in die Realität zu diesem Zeitpunkt meist nicht mehr möglich.