Schule in Zeiten der Pandemie
"Absurditäten im Alltag suchen" - Tipps einer Humorexpertin
3. März 2021, 11:38 Uhr aktualisiert am 19. Mai 2021, 11:23 Uhr
"Suchen Sie nach Absurditäten im Alltag" meint Humorexpertin Eva Ullmann. Wir haben sie nach Tipps gefragt, wie man gelassener durch den Lockdown kommt.
Viele Eltern sind wegen Homeschooling, Home-office und der Pandemie allgemein erschöpft und mutlos geworden. Nun heißt es ja, mit Humor geht alles leichter. Ist das wirklich so einfach?
Eva Ullmann: Natürlich fällt uns Humor in entspannten Situationen leichter als in stressigen Momenten. Aber mit etwas Übung kann man Humor auch mitten im Chaos nutzen. Wenn wir gerade zwischen Homeschooling, Homeoffice, Hausarbeit und Lagerkoller nicht mehr wissen, ob wir weinen oder lachen sollen - dann vielleicht eher mal lachen. Sätze wie "Jetzt entspann' dich mal!" helfen natürlich nicht weiter. Versuchen Sie stattdessen, Dinge positiv umzudeuten. Der Junior ist mal wieder aus der Videokonferenz mit der Klasse geflogen? Schön, da hatte er eine kurze Atempause. In Krisen funktioniert die Art Humor, die Wissenschaftler den sozialen Humor nennen, besser als aggressiver Humor. Wenn die Situation eh angespannt ist, dann sollten wir nicht auch noch übereinander herziehen. Suchen Sie eher nach Humor und Absurditäten im Alltag. Kinder sind Meister darin, solche Absurditäten aufzudecken.
Nennen Sie uns doch bitte ein Beispiel.
Mutter zur Tochter: Zieh bitte die gefütterte Jacke an, es ist kalt. Tochter: Wie füttert man eigentlich eine Jacke?
Ist Humor erlernbar?
Jeder Mensch hat Humor. Wir müssen ihn also nicht erlernen. Aber manchmal, wie eben jetzt nach einem Jahr Pandemie, vergessen wir unseren Humor. Dann müssen wir ihn wieder hervorholen. Humor kann man trainieren. Da leisten wir vom Deutschen Institut für Humor gern Hilfestellung. Wir helfen Menschen, ihren ganz eigenen Humor (wieder) zu entdecken und bewusst einzusetzen.
Wie können wir uns durch Humor aus Stress-Situationen befreien? Was passiert da in unserem Kopf?
Bei Stress werden wir quasi in die Steinzeit zurückversetzt. Wir fühlen uns angegriffen und glauben, uns gegen den Säbelzahntiger verteidigen zu müssen. Die Ur-Instinkte setzen ein, zum Beispiel Gegenangriff, Verteidigung oder Flucht. Das erste, was wir in solch einer Situation machen sollten, ist: weiteratmen. Dann merkt unser Hirn nämlich: Da ist gar kein Säbelzahntiger, es muss jetzt nicht zwingend zum Kampf kommen.
Zur Person:
Eva Ullmann arbeitet seit vielen Jahren als Humorexpertin, Autorin und Rednerin (www.diehumorexpertin.de). Sie hat in Leipzig das Deutsche Institut für Humor (www.humorinstitut.de) gegründet und ist im deutschsprachigen Raum zu zahlreichen Trainings und Vorträgen in Institutionen und Unternehmen unterwegs.
Humor-Soforthilfe für Eltern von der Expertin:
Führen Sie ein Humortagebuch! Schreiben Sie lustige Momente und Begebenheiten aus dem Alltag auf. Blättern Sie gelegentlich darin. So erinnern Sie sich eher an die lustigen als an die stressigen Erlebnisse. Dadurch wird Ihre Fähigkeit, Humor zu entdecken, trainiert.
Die S-Übung:
Erzählen Sie ein ärgerliches Ereignis der vergangenen Woche. Erzählen Sie es dann noch einmal, lassen aber den Buchstaben S weg. Mei_t klingt da_ dann _chon komi_ch … Durch diesen Perspektivwechsel können wir ein Ärgernis mit Humor betrachten.
Auf dem YouTube-Kanal des Deutschen Instituts für Humor gibt es viele weitere Tipps und Humor-Techniken:
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