Fabian Aigner in Malaysia
Arbeiten im Urlaubsparadies
23. Oktober 2012, 9:03 Uhr aktualisiert am 23. Oktober 2012, 9:03 Uhr
Klares, blaues Meer, Strände aus feinkörnigem weißen Sand, Temperaturen um die 30 Grad Celsius und unglaublich gutes Essen. Perfekte Gegebenheiten, um zu genießen und zu entspannen. Aber dort, wo ich am liebsten Urlaub machen würde, bin ich in erster Linie zum Arbeiten und Lernen: Malaysia.
Als dualer Student hatte ich das Glück, acht Wochen meiner Praxiszeit im Ausland zu verbringen. Ich arbeite bei Infineon in Neubiberg bei München, einem Anbieter für Halbleiterlösungen. Diese Firma hat zwei Produktionsstätten in Malaysia. Ich studiere an der Dualen Hochschule Baden-Württemberg in Stuttgart Elektrotechnik. Das heißt, dass jedes meiner Semester in drei Monate Theorie und drei Monate Praxis aufgeteilt ist.
Erst mal gewöhnungsbedürftig
14 Stunden Flug trennen München und meinen Arbeitsplatz an der Ostküste Malaysias. Mein Appartement, das für mich und zwei meiner Mitstudenten gebucht war, ist auf der Insel Penang. Bis zum Festland sind es etwa fünf Kilometer.
Der erste Eindruck nach der Landung in Penang: Es ist warm - die permanente Hitze mit hoher Luftfeuchtigkeit ist gewöhnungsbedürftig und begründet die Klimaanlagen in allen Büro-, Schlaf- und Aufenthaltsräumen. Meine nächste Erfahrung: die erste Autofahrt vom Flughafen zum Hotel. Neben Linksverkehr ist vor allem die Fahrweise der Einheimischen eine Herausforderung, um ohne Unfall an sein Ziel zu gelangen. Besonders die Vielzahl der Mopedfahrer und deren Interpretation der Verkehrsregeln erfordern starke Nerven und ständige Achtsamkeit.
Die Bevölkerung Malaysias ist multikulturell. Inder und Chinesen, welche schon seit Generationen in Malaysia leben, sind stark an der Ostküste vertreten. Kulturell erfährt man dadurch verschiedene religiöse Richtungen - dominierend ist jedoch der Islam. Frauen mit Kopftuch und der mehrmals tägliche Ruf zum Gebet sind hier Alltag. Es gibt Sündensteuer auf Alkohol und Tabak und das in den Restaurants angebotene Essen ist größtenteils "halal" - also dem islamischen Recht entsprechend.
Alles ist scharf gewürzt
Das Essen hier ist von den vielen verschiedenen Kulturen geprägt, wodurch man alle erdenklichen asiatischen Gerichte findet. Besonders interessant sind die sogenannten Hawker: Hawker sind im Grunde meist überdachte Tischgruppen, welche von vielen Essensstände umlagert sind. So hat man bei jedem Hawker meist eine große Auswahl an Spezialitäten, die wenig kosten, aber sehr lecker sind. Besonders Penang wird von vielen Malaien als das Essensparadies bezeichnet. Das Essen am Hawker kostet aber anfangs auch Überwindung - Wer hier isst, darf keine deutschen Hygiene- und Lebensmittelstandards erwarten! Auch milde Gewürze sind hier eher die Seltenheit. Es überwiegen meist sehr scharfe Gerichte, welche für einen Europäer wie mich auch nach der ausdrücklichen Aufforderung "Not spicy, please" oftmals doch sehr scharf sind. Aufgrund der religiösen Vielfalt und deren Essgeboten findet man "fried noodle chicken" oder "fried rice chicken" fast in allen Restaurants und Hawker, was mittlerweile eines meiner Lieblingsgerichte geworden ist. Typische malaysische Gerichte sind Satay-Spieße. Sie gibt es mit verschiedenen Fleischsorten und sind wirklich lecker. Diese süßlichen, kleinen Spieße werden dann über Holzkohle gegrillt, was ihnen ein rauchiges Aroma gibt. Dazu gibt es noch Zwiebeln und einen scharfen Dip.
Während der acht Wochen habe ich das Gefühl, dass viele der Einheimischen sehr erfreut sind, Europäer zu sehen, sich mit mir zu unterhalten. Alle sind mir gegenüber sehr freundlich, hilfsbereit und aufgeschlossen. Viele sprechen Englisch, was mir sehr entgegenkam. Der technologische Entwicklungsstand in Malaysia ähnelt dem in Deutschland. Es gibt Internet und eine erstaunliche Anzahl an Smartphonebesitzern. Telefonieren ist günstig - auch nach Deutschland zahlt man um die zehn Cent pro Minute.
Besonders kostbar waren für mich neben der Arbeit die vielen Wochenenden. Ich besuchte neben Kuala Lumpur, der Ostküste von Malaysia und dem Urwald auf Penang auch die Insel Langkawi, Hong Kong und Singapur. Vor allem die Ostküste und Langkawi bleiben mir in Erinnerung, da die kleinen, mit dem Schiff befahrbaren Inseln unglaublich schöne, weiße und vor allem menschenleere Sandstrände aufweisen. Ein Segeltrip durch ein paar der 99 Inseln Langkawis war einer der Höhepunkte dieser Reise für mich. Bei all den Stränden kommt man leicht in Versuchung, sich den ganzen Tag in die Sonne zu legen.
Da die Sonne hier aber wesentlich stärker als zu Hause ist, holte ich mir zu Beginn gleich einen ordentlichen Sonnenbrand, denn auch bei bewölktem Wetter sollte man auf Sonnencreme nicht verzichten.
Arbeit hat hohen Stellenwert
Neben den vielen Ausflügen war auch die Arbeit interessant. Die Arbeits- und Kommunikationsweisen hier unterscheiden sich extrem von denen in Europa. Kommunikation läuft meist über E-Mail und Telefon, Kritik sollte man nur unter vier Augen und dezent äußern. Lange Mittagspausen sind normal, dafür sind die Arbeitstage insgesamt länger. Das Arbeitsklima an sich ist weniger hektisch als in Deutschland. Man merkt, dass der Arbeitsplatz ein sehr wichtiger Ort für die Beschäftigten ist. Das allgemeine Umfeld ist daher sehr wichtig. Alles soll möglichst schön, sauber und gut geordnet sein. So ist es hier üblich, stets seine Straßenschuhe nach Betreten des Gebäudes auszuziehen und diese gegen Hausschuhe zu tauschen.
In meinen acht Wochen habe ich vor allem das Essen und das Ambiente der kleinen Inseln von Langkawi in mein Herz geschlossen. Ich habe viel über Kultur und Religion kennengelernt und dabei gemerkt, dass sich das Bewusstsein dafür deutlich verändert und man vieles mit anderen Augen sieht. Am meisten aber werden mir permanente 30 Grad mit Sonnenschein in T-Shirt und kurzer Hose fehlen.