Vor einem Jahr hat Freistunde eine Gruppe Mädels durch einen Artikel zusammengebracht. Jetzt nennen sie sich "Anandi" und treffen sich jeden Freitag im Jugendzentrum in Straubing. Denn sie alle teilen die gleiche Leidenschaft: Bollywood.

Ein fernöstlicher Parfümduft liegt in der Luft, eine Gruppe Mädchen tanzt zu indischer Musik. Jede von ihnen trägt farbenfrohe Kleider und Schmuck. Auffällig: ein funkelnder Punkt in der Mitte der Stirn der Tänzerinnen, ein sogenannter Bindi. Durch das Fenster lugt ein junges Mädchen in den Tanzraum des Jugendzentrums Straubing. Es ist die Tanzgruppe "Anandi", die hier die Aufmerksamkeit auf sich zieht. Nach kurzer Zeit verklingt die Musik. Die Mädchen fangen an zu lachen, weil sie ihren heimlichen Beobachter bemerken. Mitte Dezember vor gut einem Jahr: Corinna, zu dieser Zeit 18 Jahre alt, wirft den Lesern der Freistunde ein Lächeln aus der Zeitung entgegen. Die Straubingerin erzählt von ihrem Hobby, von ihrer Leidenschaft: Bollywood. Der indische Film mit seiner bunten Welt und den ausdrucksstarken Tänzen hat es ihr angetan. Im Alter von zehn Jahren sieht sie den ersten Bollywood-Film und fängt an, sich den Tanzstil selbst beizubringen. Heute leitet sie eine eigene Tanzgruppe. Denn auf den Artikel in der Zeitung melden sich bei ihr andere Bollywood-Fans: "Theresa hat mich angeschrieben, ob ich eine Bollywood-Tanzgruppe in der Gegend kenne. Weil es aber in der Nähe keine Gruppe gibt, haben wir kurzerhand selbst eine gegründet", blickt Corinna zurück.

Zwei Stunden Training pro Woche

Im Jugendzentrum in Straubing ist "Anandi" heimisch geworden. Jeden Freitag trifft sich die Gruppe zum Training. Die wöchentlichen zwei Stunden haben sie im vergangenen Jahr vor allem dafür genutzt, sich kennenzulernen, voneinander zu lernen und herauszufinden, wie die verschiedenen Tanzstile, die jedes Mitglied ausmachen, zueinander passen. "Denn jede hat ihre eigene Art, sich zu bewegen", sagt Theresa. Die 21-Jährige kommt aus Parkstetten und hat die Bollywood-Filme genauso wie Corinna immer schon gerne angeschaut. Für sich alleine hat sie dann hin und wieder getanzt. "So richtig ausgelebt habe ich mich aber erst in der Gruppe", fügt sie hinzu.

Insgesamt sechs Mädels stecken aktuell hinter "Anandi". "Es dürfen aber gerne noch mehr werden", betont Theresa. "Wir können auch Jungs gebrauchen", sagt Corinna und lacht. Jungs wären wichtig für ein Projekt, dass die jungen Tänzerinnen im Kopf haben: ein Tanztheaterstück namens "Pyar heißt Liebe". "Leider fehlen uns dazu die Leute, denn Bollywood lebt ja von möglichst vielen Tänzerinnen und Tänzern", bedauert Theresa. Deshalb wollen sie vorerst eine Show mit dem Titel "Touch of Bollywood" abliefern, um auf ihre Gruppe aufmerksam zu machen und Straubing Bollywood näher zu bringen. Und, um zu zeigen, was sie selbst erarbeitet haben. Ein genauer Termin steht noch nicht fest.

Das steckt hinter dem Namen "Anandi"

Zurück im Tanzraum: Corinna legt eine CD ein. Die Mädchen stellen sich auf. Zuerst tanzen sie langsame, ruhige Bewegungen, dann folgen schnelle fröhliche. "Sie strahlen beim Tanzen pure Lebensfreude aus", sagt Martin Finsterer, Sozialpädagoge im Jugendzentrum. Dagmar Niklas, seine Kollegin stimmt ihm zu: "Damit bereichern sie unser Angebot." Wer ihnen zusieht, hat schnell den Eindruck, dass sie ihre Leidenschaft voller Freude ausleben und mittlerweile zu einer kleinen Tanzfamilie zusammengewachsen sind. Und genau das spiegelt sich auch in ihrem Gruppennamen wieder: "Anandi" heißt "voll von Freude".

Du bist ein Bollywood-Fan, tanzt gerne oder willst einer werden? Dann besuche die Mädchen. Sie treffen sich immer freitags von 15 bis 17 Uhr beim Training im Jugendzentrum in Straubing. Mehr Infos gibt es hier: www.juz-sr.de/

Viel Tanz, viel Gefühl: Was ist Bollywood?

Sie dauern ewig, sie sind quietschbunt und es wird viel getanzt: Bollywood-Filme oder - wie es korrekt heißt - Hindi-Filme kommen aus der indischen Stadt Mumbai. Sie erzählen meist Liebesgeschichten und legen Wert auf große Gefühle. Bekannte Schauspieler und Tänzer sind zum Beispiel Shah Rukh Khan und Madhuri Dixit. Der Name "Bollywood" geht dabei auf den früheren Namen der Stadt Mumbai zurück: Bombay. Wichtig in den Hindi-Filmen sind vor allem ausgedehnte, mit indischer Musik begleitete Tanzeinlagen. Der Bollywood-Tanz vermischt dabei viele Tanzstile - so zum Beispiel Bauchtanz, indische Folkloretänze und Hip-Hop. Gerade durchlebt der indische Tanzstil einen Wandel: Die farbenfrohen Kleider werden kürzer, die Musik elektronischer. "Das lehnen wir ab", betont Corinna von der Tanzgruppe "Anandi". "Wir wollen traditionellen Bollywood tanzen."