[Frei]stunde!
Den Traum wahr machen? Klar!
14. September 2011, 15:35 Uhr aktualisiert am 14. September 2011, 15:35 Uhr
Sami Badawi, 26, will es wissen: Er will wissen, ob er seinen Traum wahr machen kann. Seinen Traum, den er vor ein paar Wochen hatte - mit einer Band eine Tour durch die USA auf die Beine zu stellen. Eine Tour ohne Plattenfirma, ohne Plattenvertrag, einfach nur eine Tour aus Idealismus und aus dem Wunsch heraus, Konzerte zu spielen.
Seine Träume wahr machen - das kann doch nicht so schwierig sein, dachte sich Badawi; und rief spontan das Projekt "Walking across USA" ins Leben. Das ist jetzt knapp vier Wochen her. Und seitdem sammeln sich tausende Fans und Anhänger auf Facebook und Youtube, um Sami Badawi zu helfen, seinen Traum wahr zu machen. Ob es klappen wird? "Das kann klappen. Weil es so verrückt ist. Und es einfach noch nie jemand probiert hat."
Wer mit Sami spricht, der merkt: Der Mann mit den Piercings und Tattoos ist ein Idealist. Der Mann will irgendwann den Gitarrenkoffer als Sondergepäck am Flughafen aufgeben und ihn in den USA wieder vom Gepäckband holen. Wie lang es dauern wird - das weiß auch Badawi nicht so genau. Er will es aber auch nicht so genau wissen. "Kein Stress, kein Zeitdruck, kein Zwang - nur so kann das funktionieren. In dem Moment, wo Zwang dahinter steht, wird das alles irgendwann scheitern", sagt er. Der Projektmanager im Medizintechnikbereich aus Landshut hat sich überlegt, dass "Walking across USA" nur als interaktives Projekt funktionieren kann - deshalb hat er vor ein paar Wochen angefangen, die Bandmitglieder für seine Welttournee zu suchen: Mittlerweile haben sich bereits vier gefunden, höchstens sechs könnten es werden. Auch das Songwriting soll Gemeinschaftsarbeit sein: Der 26-Jährige stellt alles, was mit der zukünftigen Band passiert, ins Netz. Postet Videos, Songs, Fotos, neue Entwicklungen, neue Sponsoren. Das große Ziel, diese Tournee durch die USA, schwingt immer mit, wenn Badawi erzählt, gestikuliert, lacht.
Doch bei der Tournee soll noch lange nicht Schluss sein mit der interaktiven Note; das Publikum soll wählen, welche Songs die Band spielt. Badawi hat sich das so überlegt: Im Konzert soll eine bestimmte Stimmung entstehen, eine Geschichte: Ein Pärchen streitet, verträgt sich, hat eine gute Zeit oder trennt sich gerade; welche Phase das imaginäre Pärchen gerade durchlebt, darf, soll, ja muss das Publikum entscheiden. "Und je nach Stimmung spielen wir die Songs. Da braucht man 15, 20 Songs, damit man alle Gefühlslagen abbilden kann. Aber das geht", sagt Badawi.
Diese emotionale Achterbahnfahrt vor und auf der Bühne, die muss die Band natürlich proben: Deshalb soll es auch Konzerte in Deutschland geben, bevor es in die Staaten geht.
Und die Kosten? Für Flug, Equipment, Motel, Kaffee zwischendurch und das Sandwich am Flughafen? "Das wollen wir nur durch Konzerte erspielen", sagt Badawi und klingt überzeugt. Auf die Frage, ob sich da wohl Leute finden lassen, die zehn oder 15 Euro für ein Konzert einer Band ohne Vertrag oder CD zahlen, lacht Badawi und beugt sich über den Tisch. "Deshalb machen wir alles über das Internet. Damit uns die Leute kennenlernen. Und wissen, was wir da eigentlich tun." Alle sollen alles wissen, was bei "Walking across USA" passiert - über 8000 Fans hat Badawi innerhalb von vier Wochen auf Facebook gesammelt. Gute Chancen also, dass er irgendwann aufwacht, in den USA, an der Westküste und sich denkt: Das mit dem Traum, das ist jetzt wahr geworden.