Soziale Medien

Der Hashtag „womeninmalefields“ dreht Geschlechterklischees um

Unter #womeninmalefields berichten Frauen von Diskriminierung, indem sie sich wie Männer verhalten. Das sorgt nicht nur für Lacher, aber auch für Unterstützung.


sized

Frauen im Handwerk entsprechen nicht dem gängigen Klischee. Das drehen Nutzerinnen nun um und kritisieren diese Vorurteile.

„Habe gerade den Handwerker gefragt, wann denn seine weibliche Kollegin kommt.“

„Habe gerade den Typen vor mir angefasst, muss sich nicht wundern, wenn er so angezogen rausgeht.“

„Er hat so ernst geguckt, also habe ich ihm ungefragt gesagt, dass ihm ein Lächeln viel besser stehen würde.“

Das sind nur drei Beispiele des Trends #womeninmalefields, der im Moment Social Media erobert. Dabei halten Frauen Männern den Spiegel vor, indem sie klassische sexistische Bemerkungen einfach umdrehen. Und auch andere benachteiligte Gruppen haben den Trend für sich entdeckt.

Zu beklagen gibt es dabei einiges. Nicht nur das ewige Thema Beziehung („Er hat geweint, also habe ich mit den Augen gerollt und gefragt, was jetzt schon wieder ist.“), sondern auch Ungleichheit am Arbeitsplatz („Um meine Gehaltserhöhung zu bekommen, reicht es, wenn ich alle sechs Monate eine passiv-aggressive Mail an das Management schreibe.“) und andere Themen treiben die Nutzerinnen von #womeninmalefields um. Hinter der Satire verstecken sich zumeist bittere Wahrheiten, wenn man nur die Geschlechter der Beteiligten umkehrt.

Klar, dass die Angesprochenen darauf reagieren – allerdings nicht gerade verständnisvoll. Mit dem Hashtag #meninwomenfields machen sich Männer über das Verhalten der Frauen lustig („Sie hat einen Streit angefangen, weil ich sie angelogen habe. Also habe ich geweint und noch mehr gelogen – ich bin das Opfer.“) und natürlich sind die Kommentarspalten der Beiträge zu #womeninmalefields voll mit Männern, die erklären, warum das alles gar nicht stimmen kann.

Die Aufarbeitung bitterer Realität gibt es schon länger

Ein bisschen erinnert der Trend an die Frage „Mann oder Bär“, die das Internet in der ersten Jahreshälfte umtrieb. Damals antworteten gerade in den USA viele Frauen, als sie gefragt wurden, ob sie lieber mit einem Mann oder einem Bären allein im Wald sein wollten, sofort mit „einem Bären“. Auch hier waren Frage und Antwort erst einmal als sarkastische Aufarbeitung einer sehr bitteren Realität gedacht. Nämlich, dass Männer eine wesentlich größere Gefahr für Frauen darstellen als Bären. Natürlich reagierten die Männer, die sich angegriffen fühlten auf den Trend und so wurde aus zynischem Humor schnell eine weitere Anekdote im Geschlechterkampf.

Dabei haben die Szenarien in #womeninmalefields sowie in #meninwomenfields einen großen Unterschied: Oft liegen die Ursachen der Frauenbeiträge in tiefen gesellschaftlichen Problemen, die der Männer sind oft persönlich gefärbt. Eines zeigen aber beide Hashtags: Die Ursachen für die Klischees und Streitpunkte liegen tief und lassen sich wohl nicht so einfach beheben.

Nicht nur Männer haben sich von #womeninmalefields inspirieren lassen. Inzwischen gibt es auch Hashtags wie #blackinwhitefields, in denen sich schwarze Nutzer über Klischees der weißen lustig machen („Habe einen Weißen gefragt, ob er auch bei seiner Geburt schon weiß war.“) Auch diesen Beträgen liegen oft tief verwurzelte Vorurteile zugrunde. Ob sich so dauerhaft etwas ändert, ist fraglich, denn auch „Mann oder Bär“ oder sogar die #metoo-Debatte haben nur wenig bewirkt. Aber #womeninmalefields zeigt: Gesellschaftliche Missstände auf Dauer ignorieren, ist für viele keine Option.