Interview

"Die Jugend muss mitbestimmen dürfen"


Christian Zeitlhöfer möchte als Bürgermeister ins Viechtacher Rathaus einziehen. (Foto: privat)

Christian Zeitlhöfer möchte als Bürgermeister ins Viechtacher Rathaus einziehen. (Foto: privat)

Von Kerstin Weinzierl

Er ist 23 Jahre jung, studiert Maschinenbau in Regensburg und möchte als Bürgermeister ins Viechtacher Rathaus einziehen. Christian Zeitlhöfer stellt sich am 16. März zur Wahl. Eines seiner zentralen Anliegen: Die Gründung eines Jugendparlaments, damit junge Menschen ihre Heimat mitgestalten können. Doch mitgestalten kann nur derjenige, der auch von seinem Wahlrecht Gebrauch macht, so die Überzeugung des Bürgermeisterkandidaten. Zeitlhöfer hat kein Verständnis dafür, dass junge Leute nicht zur Wahl gehen. Sein Appell: Sie müssen ihr Recht zur Mitbestimmung einfordern. Im Gespräch mit der Freistunde-Redaktion spricht der Student abseits von Parteipolitik und Wahlkampfreden über die Motivation eines jungen Menschen, sich politisch zu engagieren.

Freistunde: In welchem Alter haben Sie angefangen, sich für Politik zu interessieren und warum?

Christian Zeitlhöfer: Ich finde man sollte Politik nicht ständig abgrenzen auf eine Riege von politisch Interessierten. Jeder von uns macht Politik, sobald er sich in der Gesellschaft engagiert. Unser Handeln bewegt ja den Rest der Bevölkerung zu reagieren. Durch mein Engagement will ich meine Heimat mitgestalten.

Wie sieht dieses Engagement aus?

Seit gut drei Jahren setze ich mich für mehr Jugendkultur in Viechtach ein. Außerdem bin ich seit Jahren im Vorstand eines Festspielvereins aktiv und helfe dort mit.

Warum kandidiert ein Maschinenbau-Student für das Bürgermeisteramt? Was reizt Sie an dieser Aufgabe mehr als an einer Tätigkeit als Ingenieur?

Ganz blöd gesagt... weil gerade Wahlen sind. Lieber wäre es mir, wenn sie erst nächstes Jahr gewesen wären und ich das Studium schon beendet hätte. Ich will zukünftig mitgestalten und Verantwortung übernehmen, um meine Heimatstadt auf den Weg in die Zukunft zu bringen. Mich reizt vor allem die Vielseitigkeit, weil man mit den unterschiedlichsten Menschen zu tun hat und zwischen diesen vermitteln muss. Wenn man dies schafft und am Schluss ein gemeinschaftliches Projekt entsteht, ist das ein tolles Gefühl.

Wie sind die Reaktionen in Ihrem Umfeld? Was sagen die Studienkollegen?

Wegen meines Umfelds mache ich das Ganze ja. Ich wurde immer darauf angesprochen, ob ich nicht für den Stadtrat kandidieren möchte, oder sogar als Bürgermeister, weil ich einfach gerne mit vielen Leuten zu tun habe und mich schon länger für das Gesellschaftsleben in Viechtach engagiere. Meine bereits umgesetzten Projekte haben Vertrauen in mich und meine Art geschaffen. Studienkollegen sehen mich mit anderen Augen als die Leute, die mich von Viechtach kennen. Für die ist das schwer vorstellbar.

Schwer vorstellbar wohl auch deswegen, weil sie so jung sind. Woher nehmen Sie denn das Selbstvertrauen, als junger Mann die Verantwortung für eine Stadt zu tragen?


Rückhalt von meiner Familie und meinen Freunden. Solange man für seine Arbeit Anerkennung findet, macht man weiter. Ich mache soviel ich schaffe und soviel ich kann. Wenn sich jemand anderes findet, der besser ist oder mehr leisten will und kann, soll er übernehmen. Ich stelle mich ja nur zur Wahl. Der Bürger entscheidet! Ich hänge mich mit all meiner Kraft in das Projekt, wenn dies von den Bürgerinnen und Bürgern honoriert wird und sie mich ins Amt wählen, werde ich dieses mit voller Kraft die nächsten sechs Jahre ausfüllen. Wenn sie dann mit meiner Arbeit zufrieden sind, können sie mich wieder wählen oder auch nicht.

Haben Sie keine Bedenken, dass Ihnen als 23-Jähriger nicht der nötige Respekt entgegengebracht wird?

Den Respekt erarbeitet man sich ja. Das habe ich schon mehrmals geschafft. Man muss einfach dran bleiben und die Ängste und Vorbehalte der Anderen verstehen.

Haben Sie Verständnis dafür, dass sich junge Leute nicht für Politik interessieren und auch nicht zur Wahl gehen?

Ich finde Leute, die nicht zur Wahl gehen, sollten sich darum bemühen, eine eigene Gruppierung zu gründen, wenn sie ihre Interessen nicht vertreten sehen. Verständnis habe ich keines. Unsere Vorfahren mussten Jahrhunderte um dieses Recht kämpfen. Wenn keiner mehr Lust hat wählen zu gehen, werden wir irgendwann wieder von oben diktiert.

Rührt diese Unlust vielleicht auch daher, dass sich die Politik zu wenig für die Jugend interessiert?

Ich glaube die Gesellschaft interessiert sich generell zu wenig für Jüngere, weil die älteren Mitglieder oft Angst haben verdrängt zu werden. Die Älteren müssen unterstützend zur Seite stehen und stets neue Kräfte aus der Jugend fördern. Die Jüngeren müssen den Älteren für diese Leistung Respekt zollen. Am besten ist eine bunt gemischte Truppe, die Erfahrung und neue Energie aus der Jugend mitbringt.

Aber die jungen Kandidaten müssen erst einmal gewählt werden. Wie kann man Jungwähler dazu bewegen, von ihrem Wahlrecht Gebrauch zu machen und diesen ihre Stimme zu geben?

Indem sie ihre Interessen vertreten sehen, beziehungsweise sehen, dass sie wirklich etwas bewegen können. Wollt ihr das neue Jugendzentrum hier oder dort? Aber da geht es ja jetzt um Bürgerbeteiligung. Jede Altersgruppe muss zu ihren Anliegen stets befragt werden. Die Antworten müssen dann aber auch umgesetzt werden, beziehungsweise es muss vorab klar sein, was machbar ist und was nicht.

Muss der Grundstein für politisches Interesse nicht schon viel früher gelegt werden?

In meinen Augen muss man Menschen, sobald sie eigenständig denken können, ständig mitentscheiden lassen und ihnen nicht von oben ihr Leben diktieren.
Wir von der Jugend- und Schulredaktion sind viel in Schulklassen unterwegs. Unsere Erfahrung: Politik rangiert in der Rangliste der Top-Themen der Jugendlichen ziemlich weit unten.

Welche konkreten Ideen verfolgen Sie, um junge Menschen wieder für Politik zu begeistern? Welchen Kicker wollt ihr für das Jugendzentrum? Welches Klettergerüst wollt ihr für den Pausenhof?

Ständige Forderung der Mitbestimmung. Jugendliche müssen dieses Recht der Mitbestimmung aber auch fordern.

Welche konkreten Projekte speziell für Jugendliche würden Sie als Bürgermeister in Ihrer Heimatgemeinde umsetzen?

Unser erklärtes Ziel ist die Gründung eines Jugendparlaments, damit die Jugendlichen aus Viechtach selbst ihre Stadt gestalten dürfen.