Rock im Park in Nürnberg
Ein Festival braucht Abwechslung
17. Juni 2013, 16:48 Uhr aktualisiert am 17. Juni 2013, 16:48 Uhr
Sieben Monate hatte ich mich auf mein mittlerweile fünftes Festival gefreut und vergangenes Wochenende ging es endlich nach Nürnberg zu "Rock im Park". Auf dem Zeppelinfeld, dem früheren Reichsparteitagsgelände, feierten etwa 73000 Menschen den Sommer, die Musik und ein tolles Festivalwochenende.
Das Hochwasser hatte in der Stadt in Mittelfranken fast keine Spuren hinterlassen, das Festival konnte ohne Probleme stattfinden. Der Wetterbericht hatte einen durchgehend bewölkten Himmel und teilweise Gewitter angekündigt - mit dem wolkenverhangenen Himmel hatten die Meteorologen recht, Regen gab's dagegen nur am Sonntag für eine Stunde, sonst war alles trocken und die Gummistiefel konnten im Auto bleiben. Weil das Wetter so gar nicht zur Vorhersage passte, wurden viele Festivalbesucher von der Sonne überrascht und krebsrote Schultern waren vorprogrammiert.
Die Stimmung auf dem dicht besiedelten Campingplatz war super, genau wie auf dem Festivalgelände bei den Konzerten. "Helga"-Rufe hörte man aus jeder Ecke, einige Parkrocker verbrachten den Tag in Tier- oder Superheldenkostümen. Der Kleidung der Besucher merkte man aber dann doch das "Rock" an: Die vorherrschenden Farben waren Schwarz und Weiß. Ganz ausverkauft war "Rock im Park" mit seinen knapp 73000 Besuchern nicht. Und das, obwohl meiner Meinung nach viele tolle Acts da waren: Am Freitag unter anderem die dänische Heavy-Metal-Band "Volbeat" und die "Killers" aus Las Vegas. Der Samstag begann für mich mit der Pop-Punk-Band "All Time Low", gefolgt von "Royal Republic" und "Simple Plan". Die Chemnitzer "Kraftklub" mit Frontmann Felix Brummer brachten schon am Nachmittag einige Mädchen im Publikum dazu, ihre Oberteile auszuziehen. Die "Sportfreunde Stiller" und "Green Day" enttäuschten mich persönlich eher, deswegen endete der Tag mit den "Wombats" aus Liverpool, dem wunderbaren "Casper" und der Band "Seeed". Den Sonntag verbrachte ich komplett vor der Hauptbühne, wo die beiden eher festival-unerfahrenen Bands "Imagine Dragons" und "fun." auftraten. Mein Highlight war der Auftritt meiner Lieblingsband "Paramore", die mich live genauso überzeugten wie auf ihren CDs. Die Hip-Hop-Opas "Fettes Brot" fuhren mit Mopeds auf die Bühne und spielten vor einem überraschend textsicheren Publikum. Der Sänger des Sonntags-Headliners "30 Seconds to Mars", Jared Leto, erinnerte mit seinen Zottelhaaren und seinen Klamotten eher an Jesus in Skiunterwäsche als an den Jared Leto aus der Hugo-Boss-Parfum-Werbung, was dem grandiosen Auftritt der Band aber keinen Abbruch tat.
Rock oder Pop im Park
Die Diskussion, ob das "Rock" im Namen noch gerechtfertigt ist oder ob das Spektakel nicht lieber in "Pop im Park" umbenannt werden sollte, herrscht seit einigen Jahren unter den Festivalbesuchern. Bei Headlinern wie "Coldplay" oder den "Kings of Leon" im Jahr 2011 ist das auch nicht verwunderlich. Trotzdem finde ich: Ein richtig gutes Festival braucht Abwechslung. Wer immer nur Metal hören will, sollte aufs "Wacken" fahren, wer mehr ein Fan von Hip-Hop ist, aufs "Splash". Klar, vorwiegend ist "Rock im Park" ein Rockfestival und soll es auch bleiben, aber die Musikrichtung Rock ist so vielseitig, dass für jeden etwas dabei ist. Da schadet es auch nicht, über den musikalischen Tellerrand hinauszuschauen. Genau dafür sind Festivals ja da.